Digitalisierung + KI

Das halten die Deutschen von Digitalisierung und Umweltschutz

Chancen und Risiken der fortschreitenden Digitalisierung für den Schutz der Umwelt sind bei den meisten Deutschen noch überhaupt kein Thema. Doch wenn es um die Auswirkungen für die Umwelt beim Entwickeln neuer Produkte geht, werden vor allem ihre Hersteller und Anbieter in die Pflicht genommen, und die Politik soll sich mehr mit dem Thema beschäftigen.

31.12.2018

Das halten die Deutschen von Digitalisierung und Umweltschutz

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung der forsa Politik- und Sozialforschung (Berlin) unter 1.023 Bundesbürgern ab 14 Jahren. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hatte den DBU-Umweltmonitor Digitalisierung in Auftrag gegeben, um mit Blick auf die Weiterentwicklung ihrer Förderarbeit mehr über die Sichtweisen und Bewertungen der Bundesbürger zu den Folgen der Digitalisierung für die Umwelt zu erfahren.

Einstellungen nach Geschlecht, Alter, Haushaltsnettoeinkommen und Technikaffinität abgefragt

Neben grundsätzlichen Fragen zur Einschätzung des Themas Digitalisierung durch die Bundesbürger wollte die DBU speziell mit Blick auf den Umweltschutz wissen, wie nach Geschlecht, Alter, Haushaltsnettoeinkommen und Technikaffinität die Folgen der Digitalisierung für die Umwelt bewertet werden. Speziell sollte auch ermittelt werden, wem die Bundesbürger die Verantwortung für eine nachhaltige Digitalisierung zuschreiben und ob es parteipolitische Unterschiede bei der Bewertung dieses Themas gibt.

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„Umweltschutz und Digitalisierung gemeinsam denken, nicht isoliert“

Nach der forsa-Befragung bringt eine Mehrheit der Bundesbürger „Umweltbelastung“ (61 Prozent) sowie „Umweltschutz“ (65 Prozent) nicht mit Digitalisierung in Verbindung. Die gedankliche Verbindung von Digitalisierung mit „Umweltbelastung“ nimmt mit steigendem Alter zu. 42 Prozent haben sich bislang noch nicht mit den Folgen des digitalen Wandels für die Umwelt befasst. Wenn aber, dann Männer häufiger als Frauen, Technikinteressierte häufiger als wenig Technikinteressierte. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Wir müssen Umweltschutz und Digitalisierung gemeinsam denken, nicht isoliert. Die Digitalisierung braucht einen ökologischen Rahmen: Dass allein das Erzeugen der digitalen Nischenwährung Bitcoins in diesem Jahr mehr Energie als ganz Dänemark verbrauchte, ist inakzeptabel. Gleichzeitig ist das ökologische Potenzial der Digitalisierung für Energie- und Ressourceneinsparungen, neue Mobilitätskonzepte und moderne Produktions- und Arbeitsprozesse gigantisch.

„Für Umsetzen umweltfreundlicher Produkte braucht es klareren staatlichen Ordnungsrahmen“

Doch um dieses Potenzial zu heben, sehen sich die Bundesbürger selbst eher weniger in der Pflicht. Laut DBU-Umweltmonitor Digitalisierung glauben nur 42 Prozent, dass sie durch eigenes umweltfreundliches Verhalten größere Auswirkungen für die Umwelt erzielen können. Dagegen finden es 92 Prozent wichtig, dass Politik, Unternehmen und Gesellschaft sich künftig stärker mit den möglichen Folgen der Digitalisierung für die Umwelt beschäftigen. 78 Prozent antworten auf die grundsätzliche Frage, wer in erster Linie in der Verantwortung dafür ist, dass bei neuen Produkten und Entwicklungen die Folgen für die Umwelt ausreichend beachtet werden, es seien die Hersteller bzw. Anbieter. Bonde: „Die Zahlen zeigen, dass Wirtschaft und Politik die zentralen Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung der Digitalisierung in der Hand haben. Für das Umsetzen umweltfreundlicher Produkte und Dienstleistungen braucht es einen klareren staatlichen Ordnungsrahmen. Bei digitalen Produkten fällt nur der kleinere Teil des Energieverbrauches am heimischen Computer an. Wie viel, wo und welche Energie digitale Angebote wie zum Beispiel eine Online-Suchanfrage oder das Video-Streamen verbrauchen, das kann man heute nur in den allerwenigsten Fällen überhaupt erfahren oder gar selbst beeinflussen.“ Die DBU sehe jedenfalls durch die Digitalisierung insbesondere beim Mittelstand deutliche Potenziale für neue, umweltgerechte Produkte und Dienstleistungen. Bonde: „Deshalb werden wir das Thema Digitalisierung und Umwelt noch intensiver mit unserer Förderarbeit unterstützen.“

Forderung an Politik, sich stärker mit Folgen der Digitalisierung für Umwelt zu befassen

Dabei stehen die Chancen laut DBU-Umweltmonitor Digitalisierung gut, dass sich die Politik parteiübergreifend stärker mit den Folgen der Digitalisierung für die Umwelt beschäftigt, was quer durch alle politischen Lager von einer überwältigenden Mehrheit für wichtig erachtet wird. Bonde: „Bisher wird in der Diskussion über die Digitalisierung die ökologische Frage oft ausgeblendet. Das können und dürfen wir uns nicht länger leisten. Auch hier ist die Politik gefordert. Es ist ermutigend, dass die Menschen über alle Parteigrenzen hinweg die Umweltauswirkungen der Digitalisierung für wichtig halten. Dem müssen jetzt aber über die Parteigrenzen hinweg auch Taten folgen.“

DBU: Chancen der Digitalisierung für die Umwelt mit Beispielen unterlegt

Die DBU werde ihren Weg hin zu einer umweltentlastenden Digitalisierung gerade in ihrer Kernzielgruppe, dem Mittelstand, konsequent fortsetzen, so Bonde. Die Stiftung habe hier über innovative Projekte bereits Zeichen gesetzt. So förderte sie etwa als Alternative für die Unkrautbekämpfung mit Herbiziden eine laserbasierte Unkrautbeseitigung. Dabei erkennen Kameras die Nutzpflanzen und unterscheiden sie von Unkräutern. Die Laserstrahlung wird schnell und präzise auf einzelne, ausgesuchte Pflanzen gerichtet. Kulturpflanzen oder Tiere werden nicht geschädigt. Dabei wird das sensible Wachstumszentrum „verschmort“, der eingesetzte Strom optimal genutzt und die Unkräuter werden selektiv bekämpft. Mit ihrem Deutschen Umweltpreis zeichnete die DBU den Chef der Karlsruher Firma Unisensor, Prof. Gunther Krieg, 2014 aus, der mit den Methoden der Digitalisierung aus alten Kunststoffflaschen wieder neue Flaschen für Getränke herstellt. Die alten Flaschen werden dazu in kleine „Flakes“ zerschlagen. Jedes einzelne Flake wird mit einem Laser bestrahlt und das reflektierte Licht vermessen. Pro Sekunde werden bis zu einer Million Analysen durchgeführt und Fremdpartikel mit speziellen Druckluftdüsen ausgeblasen. Das System erkennt sogar, wenn Benzin in den alten Flaschen gelagert wurde und sortiert diese aus.

Quelle: UD/na
 

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