Circular Economy

Aus alt mach neu: Audi setzt Autoscheiben aus recyceltem Autoglas ein

Rohstoffe werden knapper, Energie teurer und die Regularien strenger. Audis Antwort auf diese Herausforderungen ist seine Kreislaufwirtschaftsstrategie. Jetzt hat die Marke einen neuen Meilenstein bei der Umsetzung erreicht: Seit September kommen im Audi Q4 e-tron serienmäßig Windschutzscheiben zum Einsatz, die anteilig aus recyceltem Autoglas bestehen.

23.10.2023

Aus alt mach neu: Audi setzt Autoscheiben aus recyceltem Autoglas ein
Pilotprojekt Glasrecycling: neue Frontscheiben für den Audi Q4 e-tron.

Sei es durch kräftigen Hagel oder Steinschlag: Sind das Dachfenster oder die Windschutzscheibe beschädigt, gilt es zu prüfen, ob das Autoglas repariert werden kann oder ausgetauscht werden muss. Beide Vorgänge sind innerhalb weniger Stunden erledigt und die Fahrer:innen schnell wieder mobil, versprechen Dienstleister wie Carglass.

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Doch was geschieht eigentlich mit der alten, defekten Scheibe? Kaputtes Autoglas wird schon heute durchaus recycelt – jedoch in minderer Qualität zur Flasche oder zu Dämmmaterial. Dieser Prozess wird als Downcycling bezeichnet.

Die Wiederverwendung als Autoscheibe stieß bis jetzt an seine Grenzen. Audi nahm sich deshalb vor, hierfür eine Lösung zu finden und startete 2021 das Projekt „GlassLoop“. Das Ziel: nicht mehr reparierbares Autoglas mit möglichst gleichbleibender Qualität in einem Kreislauf zu führen. Nach intensiven Tests gelang dem Unternehmen und seinen Partnern jetzt der Durchbruch. Für die Herstellung der Windschutzscheiben, die im Audi Q4 e-tron eingesetzt werden, werden seit September ausreichend Scherben aus nicht mehr reparierbaren Autoscheiben im Produktionsprozess eingesetzt, um einen durchschnittlichen Rezyklat-Anteil von 30 Prozent gewährleisten zu können. Damit demonstriert Audi, wie sich der Materialkreislauf von Glas erfolgreich in der Serienproduktion umsetzen lässt, und übernimmt eine Vorreiterrolle in der Autoindustrie. Dafür wurde das Unternehmen in der Kategorie „Recyclingkonzept“ als einer von drei Preisträgern mit dem Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte ausgezeichnet.

Wie funktioniert der Recyclingprozess?

Bei dem Herstellungsprozess des Flachglases arbeitet Audi mit seinem Lieferanten Saint-Gobain Sekurit zusammen. Dagmar Trostmann, General Manager Saint-Gobain Sekurit Deutschland, erklärt, worauf es bei dem Vorgang ankommt: „Glas kann unbegrenzt oft und ohne Qualitätsverlust wiederverwertet werden. Entscheidend ist dabei eine saubere, sortenreine Trennung und Aufbereitung der verschiedenen Glasabfälle, wie beispielsweise Floatglas, Verbundglas oder Isolierglas.“

Nach der Zerkleinerung der Scherben werden alle Störstoffe wie der PVB-Kunststofflayer oder Metalle aussortiert. Das Endprodukt ist ein Glasgranulat, das von den Glasproduzenten eingeschmolzen wird und aus dem – unter Zugabe wesentlicher Rohstoffe wie Quarzsand – wiederum qualitativ hochwertiges Flachglas hergestellt wird.

Durch den Einsatz von Rezyklaten lassen sich nicht nur Emissionen reduzieren, sondern auch wertvolle Primärressourcen einsparen. Philipp Eder, Projektleiter für Kreislaufwirtschaft in der Lieferkette bei Audi, erläutert: „Wenn wir nicht mehr reparierbare Autoscheiben so aufbereiten, dass sie sich wieder für die Automobilproduktion eignen, verbrauchen wir insgesamt weniger Primärrohstoffe und vermeiden ein Downcycling der nicht mehr reparierbaren Autoscheiben.“


Video zum Pilotprojekt; der darin beschriebene Prozess entspricht nicht der aktuellen Serienproduktion des Q4 e-tron.

Recycling ohne Qualitätsverlust

Mit den Fortschritten beim Glasrecycling kommt Audi auf dem Weg zur Umsetzung seiner Circular-Economy-Strategie in der Praxis weiter voran. Ziel ist es, den Wert der Produkte und der Materialien möglichst lange in einem Kreislauf zu halten und Downcycling zu vermeiden. Hierbei fokussiert sich Audi neben Glas zusätzlich auf Stahl, Aluminium, Kunststoffe sowie Batteriebestandteile.

Die Herausforderungen sind vergleichbar mit denen beim Glasrecycling: So wird auch Stahl aus Altautos meist nicht in Neuwagen, sondern als Baustahl wiederverwertet. Audi zeigt jedoch, dass das auch anders geht. So ist es Audi gelungen, recycelten Stahlschrott aus Altfahrzeugen ohne Qualitätsverluste für Türinnenteile im Audi A4 zu nutzen. Auch beim Kunststoffrecycling macht Audi unter anderem dank des Projekts „PlasticLoop“ Fortschritte. Den Einsatz von recyceltem Aluminium wiederum erprobte Audi im Projekt „Aluminium Closed Loop“. Seit 2017 werden die Aluminiumblechverschnitte, die im Presswerk anfallen, einem Recyclingkreislauf zugeführt.

„Wenn alle an einem Strang ziehen, dann lassen sich immer mehr Kreisläufe schließen“

Audi verfolgt mit seiner Strategie einen ganzheitlichen Ansatz, der vom Produktdesign und Einkauf über die Herstellung und Vermarktung bis zur Wiederverwendung und dem Recycling reicht. Um die Kreislauffähigkeit der Materialien und Bauteile zu fördern, arbeitet Audi, wie die Projekte zeigen, eng mit Forschung, Zuliefer- und Recyclingindustrie zusammen. „Wir haben in den vergangenen Jahren in verschiedenen Circular-Economy-Projekten gelernt, dass wir vom Fachwissen aus unterschiedlichsten Bereichen des Unternehmens und auch aus anderen Branchen profitieren können. Wenn alle Partnerunternehmen an einem Strang ziehen, dann lassen sich immer mehr Kreisläufe schließen“, ist Philipp Eder überzeugt. Das Potenzial der Kreislaufwirtschaft sei noch lange nicht erschöpft, so Audi

Quelle: UmweltDialog
 

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