Business Case

memo AG: Wirtschaftlicher Erfolg dank Nachhaltigkeit

Verantwortung und Unternehmenserfolg sind kein Widerspruch. Wie das funktioniert, erklärt uns Claudia Silber (Leitung Unternehmenskommunikation) von der memo AG aus Greußenheim. Der Versandhändler ist seit knapp 30 Jahren im Geschäft. Er hat umwelt- und sozialkonforme Werbeartikel, Bürobedarf und -möbel sowie nachhaltige Alltagsprodukte für den Privatgebrauch in seinem Sortiment.

11.12.2018

Claudia Silber, Leiterin Unternehmenskommunikation der memo AG.
Claudia Silber, Leiterin Unternehmenskommunikation der memo AG.

UmweltDialog: Frau Silber, memo schreibt seit dem ersten Geschäftsjahr vor knapp 30 Jahren schwarze Zahlen. Das gelingt nicht vielen Unternehmen, vor allem nicht mit (ehemaligen) Nischenprodukten wie den Ihren. Was ist das Geheimnis Ihres Geschäftserfolgs?

Claudia Silber: Wir sind der Meinung, dass eine nachhaltige Wirtschaftsweise die beste Voraussetzung für dauerhaften, stabilen Unternehmenserfolg ist. Nachhaltigkeit setzen wir bei memo ganzheitlich um und sie ist seit jeher unser Kerngeschäft. Diesen Weg sind wir von Anfang an konsequent gegangen. Aber sicherlich hat auch die Zeit für uns gearbeitet, da nachhaltige Produkte im Laufe der Jahre immer gesellschaftsfähiger wurden und aus dem Alltag mittlerweile nicht mehr wegzudenken sind. 

Ich habe gelesen, dass Sie zu Beginn Produkte aus „Umweltschutzpapier“ verkauft haben. Alternative Buchläden oder Naturkostläden gehörten zu Ihren Kunden. Was hat sich seitdem verändert? Ist nachhaltiger Konsum wirklich in der Mitte der Gesellschaft angekommen?

Silber: Nachhaltige Produkte sind mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Galten diese Produkte vor über 25 Jahren, als die memo AG angefangen hat, noch als „verstaubt“ und „uncool“, sind sie heute ein Statement für einen bewussten Lebensstil. Und es hat sich ja tatsächlich viel getan: Für fast jedes konventionelle Produkt gibt es heute eine nachhaltige Alternative, die zudem meist noch gut aussieht und in Sachen Qualität und Gebrauchstauglichkeit absolut mithalten kann. Was uns dabei aber besonders freut und wofür wir sehr dankbar sind, ist, dass viele Kunden, die seit Beginn an bei uns kaufen, uns auch heute noch auf unserem Weg begleiten. Auch das bestätigt, dass dieser Weg der richtige ist.

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Der Handelsverband Deutschland besagt, dass hierzulande mittlerweile die Hälfte aller Onlineumsätze auf Amazon entfällt. Amazon bietet auch umweltkonforme Produkte an; etwa fürs Büro wie Ordner oder Papiere. Inwiefern stellt der Versandhandels-Riese eine Bedrohung für Ihr Geschäft dar?

Silber: Amazon ist vermutlich für jedes Handelsunternehmen in Deutschland ein sehr ernst zu nehmender Wettbewerber. Unser Vorteil ist jedoch, dass Menschen und Unternehmen, die bewusst nach ökologischen und sozialverträglichen Produkten suchen, bei memo die größte Auswahl und vor allem ausschließlich sorgfältig ausgewählte und geprüfte Produkte finden. Es ist eines unserer Ziele, mit unserem Vollsortiment eine alternative Lösung für jeden Bereich anzubieten. Und unsere Kunden – unabhängig davon ob gewerblich oder privat – nutzen das auch, indem sie beispielsweise im Durchschnitt acht unterschiedliche Artikel pro Bestellung in den Warenkorb legen. 

Deshalb machen wir uns keine Sorgen, wenn Amazon dann das Angebot von ökologischen Produkten durch die gleichzeitige Vernichtung einwandfreier Kundenretouren ad absurdum führt. Denn wir sind davon überzeugt, dass die mündigen Verbraucher mittel- bis langfristig denjenigen Unternehmen den Vorzug geben werden, die glaubwürdig nachhaltig und verantwortungsvoll handeln.

Der Firmensitz der memo AG in Greußenheim
Der Firmensitz der memo AG in Greußenheim

Bio-Siegel, Blauer Engel oder FSC: Ihre Produkte tragen bekannte Umweltzeichen und Labels. Gerade das FSC-Siegel steht aber massiv  in der Kritik. Greenpeace hat gar seine Mitgliedschaft beendet. Der Vorwurf lautet, dass die Organisation nicht konsequent genug die Urwälder schütze und sich dort z.T. an industriellen Waldwirtschaftsprojekten beteilige. Warum haben Sie dennoch Vertrauen in das Siegel?


Silber: Die memo AG ist bereits seit dem Jahr 2005 FSC-zertifiziert. Sicherlich hat der FSC als Zertifizierungssystem auch Schwächen, dennoch erachten wir es für das derzeit beste Waldzertifizierungssystem am Markt. Besonders schätzen gelernt haben wir das sogenannte 3-Kammern-System des FSC, bestehend aus Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialkammer. Dieses garantiert eine gleichberechtigte Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Perspektiven.

Darüber hinaus pflegt der FSC einen ständigen, kritischen Dialog mit wichtigen Stakeholdern, wie renommierten NGOs, die den FSC auch unterstützen. Kritische Aspekte wie Plantagenwirtschaft werden auch vom FSC selbst intensiv diskutiert und es wird stets daran gearbeitet diese zu optimieren, indem die Zertifizierungsstandards und die Organisation verbessert werden. Dennoch wird es bei global agierenden Zertifizierungssystemen wie dem FSC möglicherweise nie eine hundertprozentige Sicherheit gegen Fehler im System geben. 

In Ihrem Sortiment finden die Kunden außerdem Artikel Ihrer Eigenmarke memo. Was ist das Besondere der Produkte? 

Silber: Das Besondere an den memo Markenprodukten ist, dass diese besonders hohe ökologische Standards erfüllen, um Mensch und Umwelt bei Herstellung, Gebrauch und Verwertung geringstmöglich mit Schadstoffen zu belasten. Die Mehrzahl der memo Markenprodukte trägt anerkannte und unabhängige Umweltzeichen und Labels. Zusätzlich zeichnen sich unsere eigenen Produkte durch erstklassige Qualität, hervorragende Gebrauchseigenschaften, klare Produktdeklarationen und einen fairen Preis aus.

Verantwortung bedeutet für Sie auch, dass beispielweise Ihre Ware umweltfreundlich transportiert wird. Für die sogenannte „letzte Meile“ arbeiten Sie seit 2016 mit Rad-Logistikern zusammen, die mit Elektro-Lastenrädern zustellen. Was sind die zentralen Meilensteine ihrer Unternehmensgeschichte, die den ganzheitlichen Nachhaltigkeitsanspruch von memo widerspiegeln?

Silber: Da gibt es einige, aber auf jeden Fall genannt werden muss dabei unser Mehrweg-Versandsystem „memo Box“. Dieses haben wir auf Basis der „Postbox“ der Deutschen Post, bei deren Einführung wir 1998 Pilotpartner waren, weiter entwickelt und immer weiter optimiert. Mittlerweile werden die Behälter aus Recyclingkunststoff hergestellt, was die Emissionen in der Herstellung um ca. 30 Prozent reduziert. Und unsere Kunden nehmen das System sehr gut an: Aktuell nutzen 23 Prozent von ihnen die memo Box für ihre Bestellungen.

Quelle: UmweltDialog
 

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