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Deutsches Tierschutzbüro kritisiert „Initiative Tierwohl“

Vor wenigen Wochen hat ALDI angekündigt, zukünftig kein Billigfleisch mehr zu verkaufen. Der Discounter will ab 2030 kein Fleisch mehr aus der Haltungsstufe 1 und 2, der „Initiative Tierwohl" verkaufen. Ein Ende der Massentierhaltung ist das aber nicht, kritisiert das Deutsche Tierschutzbüro.

17.08.2021

Deutsches Tierschutzbüro kritisiert „Initiative Tierwohl“

Tiefkühlware und Sonderaktionen, wie Saisonware sind von ALDIs Vorstoß ausgeschlossen. Die Haltungsformen 3 (Außenklima) und 4 (Premium), so versprechen ALDI und die „Initiative Tierwohl", sollen im Vergleich deutlich mehr Tierwohl beinhalten. Kaum war die Ankündigung öffentlich, haben viele namenhafte und bekannten Supermarkketten nachgezogen, meist allerdings ohne ein konkretes Datum zu benennen. In einigen Medien war schon „vom Ende der Massentierhaltung" zu lesen. „Dabei gibt es noch nicht einmal eine Vorgabe, was die Anzahl der gehaltenen Tiere pro Betrieb angeht. Leider kann daher nicht vom Ende der Massentierhaltung gesprochen werden" sagt Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros.

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Die „Initiative Tierwohl“ ist privatwirtschaftlich organisiert, finanziert wird sie durch die großen Supermarktketten wie ALDI, LIDL, Kaufland, EDEKA, Rewe und Penny. Die Gesellschafter der Initiative sind unter anderem der Deutsche Bauernverband, der Verband der Fleischwirtschaft und der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaf. „Das sind alles Verbände, die sich in der Vergangenheit nicht dadurch ausgezeichnet haben, sich für mehr Tierschutz einzusetzen“ kritisiert Peifer. Eine staatliche Kontrolle zur Einhaltung der Haltungsstufen gibt es überhaupt nicht. Die Kotrollen werden durch die „Initiative Tierwohl“ selbst beziehungsweise durch Personen oder Firmen, die von der Initiative beauftragt werden, durchgeführt. „Da wundert es auch nicht, dass 98,98 Prozent aller Kontrollen ohne Beanstandungen sind“ so Peifer.

Laut der „Initiative Tierwohl“ gibt es 4 Haltungsstufen, wobei die Haltungsstufe 4 (Premium) die beste sein soll, Stufe 1 (Stallhaltung), welche dem gesetzlichen Standard entspricht, die schlechteste. Zudem ist die Begrifflichkeit „Tierwohl“ in dem Zusammenhang irreführend, denn mit dem Wohl des Tieres haben diese Stufen nichts zu tun. Selbst die „Premium“ Stufe ist aus Tierschutzsicht sehr kritisch zu beurteilen. „Hier stehen einem Schwein 1,5 Quadratmeter Platz zur Verfügung, sogenannte Spaltenböden, auch im Außenbereich sind nicht ausgeschlossen. Das Platzangebot von Masthühnern liegt bei circa zwölf Tieren pro Quadratmeter. Für die Hühner ist lediglich ein Auslauf für 1/3 ihrer Lebenszeit vorgesehen, was gerade einmal 27 Tage ihres sehr kurzen Lebens bedeutet“ sagt Peifer. Zudem können Sauen weiterhin in Kastenständen (Käfigen) gehalten werden, denn keine Haltungsstufe schließt dies explizit aus. Ebenso werden „Verstümmelungen“ nicht ausgeschlossen wie Abtrennen von Ringelschwänzen bei Ferkeln und Schnabelspitzen bei Puten.

Das Deutsche Tierschutzbüro recherchiert seit Jahren im Bereich der industriellen Massentierhaltung und deckt immer wieder Verstöße auf, auch in Betrieben, die an der „Initiative Tierwohl“ teilnehmen beziehungsweise teilgenommen haben. So hat die Tierrechtsorganisation Anfang des Jahres Bildmaterial aus einem Schlachthof in Neuruppin bei Berlin veröffentlicht. Auf den versteckt aufgenommenen Videoaufnahmen waren massive übergriffe an Schweinen zu sehen, so wurden die Tiere mit Haken geschlagen und getreten. Auch war die Betäubung unzureichend, viele der Tiere zeigten noch deutliche Anzeichen von Bewusstsein als ihnen die Kehle durchgeschnitten wurde. Dieser Schlachthof, der primär Biotiere geschlachtet hat, war in der Vergangenheit auch Teilnehmer der „Initiative Tierwohl“. „Kontrollen bringen einfach nichts“ so Peifer. Der Schlachthof wurde auf Grund der durchgeführten Kampagne des Deutschen Tierschutzbüros geschlossen.

Die Tierrechtsorganisation kritisiert aber neben der Premium Stufe 4 auch die anderen Haltungsstufen. So wird die Stufe 3 als Außenklima beschrieben, was bei den Menschen suggerieren soll, dass die Tiere Auslauf auf einer Weide oder Wiese haben. Dies ist aber nicht der Fall, den Tieren werden nur „Anreize“ geschaffen, durch zum Beispiel größere Fenster. „Ich halte dies für irreführend“ so Peifer. Vorgaben zur Rinderhaltung, Tiertransporten und Schlachtung gibt es überhaupt nicht, obwohl gerade in diesen Bereichen sehr großes Leid vorherrscht. „Ich halte die Initiative für wenig durchdacht und letztlich werden Verbraucher*innen dadurch in die Irre geführt und getäuscht, denn mit Tierwohl hat dies nichts zu tun“ so Peifer abschließend.

Die Tierrechtler*innen empfehlen die pflanzliche Lebensweise, denn so kann jedem Tier geholfen werden. Kein Tier geht freiwillig in einen Schlachthof, Tiere wollen leben.

Weitere Informationen auch auf der Website vom Deutschen Tierschutzbüro.

Quelle: UD/pm
 

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