Geldanlage

„finanzversteher.de“: Einfache Hilfe bei der Finanzplanung

„Wir sind die Bank, die schlaue Kunden will - und braucht“, sagt Thomas Bieler Ressortleister für externe Kommunikation bei der ING-DiBa und Mitinitiator des Verbraucherportals „finanzversteher.de“. Die von der Direktbank ins Leben gerufene Plattform bietet Verbrauchern einfach formulierte Informationen sowie konkrete Tipps und Entscheidungshilfen rund um die privaten Finanzen, insbesondere die Möglichkeiten der Geldanlage und Altersvorsorge. Ziel ist, die Angst vor dem komplexen Thema zu nehmen und Verbraucher in die Lage zu versetzen, ihre Bankgeschäfte selbst in die Hand nehmen kann. Wie das funktioniert und was die ING-DiBa selbst davon hat, erklärt Thomas Bieler im Interview mit UmweltDialog.

28.06.2012

Thomas Bieler, Ressortleiter für externe Kommunikation bei der ING-DiBa und Mitinitiator des Verbraucherportals „finanzversteher.de“. Foto: ING-DiBa
Thomas Bieler, Ressortleiter für externe Kommunikation bei der ING-DiBa und Mitinitiator des Verbraucherportals „finanzversteher.de“. Foto: ING-DiBa

UmweltDialog (UD): Herr Bieler, würden Sie unseren Lesern erläutern, worum es sich bei dem Internetportal finanzversteher.de handelt?

Thomas Bieler: Der Finanzversteher ist eine Verbraucherplattform, die Finanzkompetenz vermitteln soll, aber über den reinen Bildungsansatz hinaus geht, indem sie konkrete Entscheidungshilfen anbietet. Der Schwerpunkt liegt im Moment noch auf dem gesamten Bereich Altersvorsorge und Kapitalanlage - nach unserer Erfahrung besteht da der größte Informationsbedarf. Das Themenangebot wollen wir aber noch erweitern. Über den Finanzversteher können sich Verbraucher allgemein informieren, welche Möglichkeiten es überhaupt zur Geldanlage gibt. Zudem können sie ganz gezielt nach bestimmten Produkten suchen und entsprechende Tipps und Entscheidungshilfen einholen.

UD: Was war 2010 die Motivation der ING DiBa, den Finanzversteher ins Leben zu rufen?

Bieler: Das erklärt sich vor dem Hintergrund des Geschäftsmodells der ING-DiBa, bei dem der Kunde selbst entscheidet. Bei uns kann der Kunde rund um die Uhr anrufen oder per E-Mail anfragen. Er erhält dann Informationen zu unseren Produkten, aber wir bieten zum Beispiel keine umfangreiche Wertpapierberatung an, die der normale sicherheitsorientierte Sparer meist auch gar nicht braucht. Der Finanzversteher ist einer unserer Kanäle, um den Kunden für eigene Entscheidungen schlau zu machen. Wir haben als Bank zudem ganz bewusst ein abgespecktes Produktportfolio, das sich auf das beschränkt, was der Kunde wirklich braucht. Für den Verbraucher ist es so einfacher, eigene Entscheidungen zu treffen.

UD: An welche Zielgruppe richtet sich der Finanzversteher?

Bieler: Wir wollen da ansetzen, wo die Menschen zum ersten Mal im Leben finanzielle Entscheidungen treffen müssen. Zum Beispiel, wenn sie die Schule abgeschlossen haben und mit der Ausbildung beginnen. Dann brauchen die jungen Leute auf jeden Fall schon mal ein Girokonto und bestenfalls überlegen sie sich auch schon, was sie in Richtung Altersvorsorge machen können.

UD: Wie kann der Finanzversteher Verbrauchern konkret bei ihrer finanziellen Planung helfen?

Bieler: Der Finanzversteher ist so aufgebaut, dass es zwei Möglichkeiten gibt einzusteigen. Wer sich allgemein darüber erkundigen möchte, welche finanzielle Frage es für ihn oder sie zu klären gibt, wählt den Bereich „Lebenssituation“. Von dort aus kann gezielt das Informationsangebot entsprechend der persönlichen Lebenssituation zum Beispiel für Auszubildende, für junge Familien oder das Leben im Ruhestand abgerufen werden. Für Menschen, die konkrete Pläne haben, - zum Beispiel in ihre Altersvorsorge investieren wollen - dient der direkte Einstieg über die „Finanzziele“. Der Finanzversteher bietet ein breites Spektrum an Informationen, aber auch Rechentools, Checklisten sowie ganz einfache Tipps. Wir wollen mit diesem Portal die Ehrfurcht vor dem Finanzthema nehmen, denn so kompliziert ist es nicht. Es geht ja meist nur um die Frage, wie der Kunde sein Geld sicher anlegen kann. Dazu gibt es zwei oder drei sinnvolle Produkte, unter denen man das für sich Passende heraussuchen muss. Hier wird gerade von den Filialbanken häufig eine künstliche Komplexität erzeugt, damit die Kunden denken, sie müssten sich unbedingt beraten lassen.

UD: Was gibt es für klassische Fehler, die Verbraucher häufig in ihrer finanziellen Planung begehen?

Bieler: Einer der größten Fehler ist, dass Leute zum Beispiel Geldanlagen oder Sparverträge abschließen, obwohl sie noch Schulden haben. Da gibt es eine ganz klare Aussage beim Finanzversteher, die lautet: Schuldentilgung ist immer die beste Geldanlage. Denn wer noch einen Kredit hat, der fünf Prozent kostet, dem bringt das Geld, das er zur Tilgung investiert, eine Rendite von fünf Prozent. Und das auch noch steuerfrei, denn Zinseinsparungen müssen nicht versteuert werden. Die Alternative wäre, das Geld aktuell zum Beispiel für zwei Prozent anzulegen - und vielleicht von den Erträgen sogar noch einen Teil zu versteuern. Insofern macht das ökonomisch überhaupt keinen Sinn, was dem Kunden aber selten so gesagt wird, weil eine Bank daran nichts verdient.

UD: Spätestens seit der Finanzkrise ist die Problematik von provisionsgebundenen Bankberatern bekannt, die zu verkaufsorientiert arbeiten und die Bedürfnisse der Kunden verfehlen. Wie stellt die ING-DiBa sicher, dass das in ihrem Haus nicht passiert?

Bieler: Indem unsere Service-Mitarbeiter nicht auf Provisionsbasis bezahlt werden. So wird kein Anreiz geschaffen, bestimmte - für den Kunden meist teure - Produkte zu verkaufen.  Auch wenn wir keine individuelle Anlageberatung anbieten, bekommt der Kunde natürlich eine Antwort, wenn er eine Auskunft zu einem Produkt haben will. Aber wenn jemand sein Geld auf verschiedene Wertpapiere streuen will, dann muss er das selbst entscheiden. Das heißt, wir haben Kunden, die sich informieren und ihre Planung dann selbst in die Hand nehmen. Die können dann aber auch - weil sie die Risiken bewusst eingehen - damit leben, wenn sie bei einer spekulativen Anlage auch mal Geld verlieren. Gerade nach der Finanzkrise stellte sich dagegen bei vielen Verbrauchern heraus, dass sie gar nicht wussten, was sie mit ihrem Geld gemacht haben beziehungsweise was die Bank mit ihrem Geld gemacht hat.

UD: Auffallend ist auch der bunt gestaltete Blog auf der Seite des Finanzverstehers. Zu welchem Zweck dient er?

Bieler: Damit wollen wir unsere Nutzer aktuell informieren und Meinungen zu interessanten Themen abgeben. Gleichzeitig wollen wir aber auch augenzwinkernd für etwas Unterhaltung sorgen, denn Finanzthemen sind ja doch oft recht trocken. Außerdem möchten wir die Nutzer auffordern mitzudiskutieren. Das können sie, in dem sie sich über die Kommentar-Funktion äußern. Darüber hinaus dient der Blog dazu, komplizierte Themen auf einfache Weise zu erklären. Wie zum Beispiel durch den IBAN-Film, der ganz einfach und unterhaltsam erläutert, worum es bei den IBAN-Nummern geht, die ab 2014 eingeführt werden

UD: Wie arbeiten Sie daran, denn Bekanntheitsgrad des Finanzverstehers zu vergrößern?

Bieler: Wir machen im Moment keine großartige Werbung. Wir wollten als erstes an Multiplikatoren wie Journalisten, Verbraucherschützer und Politik herantreten und das Portal dort vorstellen. Das ist uns gelungen. Bisher haben wir am Tag 300 bis 400 Besucher, dass sind keine riesigen Zahlen. Aber wir wollen die Nutzerzahl  sukzessive ausbauen und das Portal thematisch erweitern.

UD: Der Finanzversteher ist ja ein von der ING-DiBa ins Leben gerufenes Verbraucherportal, was verspricht sich die Direktbank selbst von dieser Initiative - zieht sie einen direkten Nutzen daraus?

Bieler: Die ING-DiBa profitiert erstmal nicht direkt davon, da wir über den Finanzversteher ja keine kommerziellen Dienste anbieten. Aber wir können anhand dieser Seite unser Geschäftsmodell erklären. Wir sind die Bank, die schlaue Kunden will. Unsere Service-Mitarbeiter bekommen keine Verkaufsprovision, sondern helfen den Kunden, damit diese das machen können, was sie selbst wollen. Das sieht auf den ersten Blick vielleicht kommerziell nicht so interessant aus, aber wir sind mit rund 7,5 Millionen Kunden mittlerweile die drittgrößte Privatkundenbank in Deutschland. Daran sieht man, dass unser Geschäftsmodell funktioniert. Man muss eben langfristig denken und das Vertrauen der Kunden aufbauen. Wenn man nur auf kurzfristigen Gewinn abzielt, können daraus sowohl für eine Bank als auch für die Kunden auf  lange Frist große Probleme entstehen, wie man in der Finanzkrise angesichts von zigtausenden geschädigten Anlegern gesehen hat.

Herr Bieler, herzlichen Dank für das Gespräch!

Quelle: UD
 

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