Plastik & Müll

Evonik: Kunststoff aus Rizinusöl

Plastikmüll in Umwelt und Gewässern ist ein immer stärkeres Problem. Dem will die UN-Umweltversammlung mit einem neuen Abkommen zukünftig entgegentreten. Aber nicht in allen Bereichen ist Kunststoff durch nachhaltigere Alternativen ersetzbar. Evonik hat mit VESTAMID daher ein Polyamid entwickelt, das auf dem Öl der Rizinuspflanze basiert.

09.06.2022

Evonik: Kunststoff aus Rizinusöl
Rizinusplanze

Dass die Umwelt zunehmend im Plastikmüll versinkt, ist nichts Neues. So gibt es heute schon mehr Plastik auf der Erde als Tiere, berichtet SPIEGEL online. Und jedes Jahr kommen Millionen Tonnen mehr dazu. Fachleute gehen laut dem Bericht davon aus, dass pro Jahr rund 20 Millionen Tonnen verschiedenster Kunststoffe – zum Beispiel als Autoreifenabrieb oder weggeworfene Kaffeebecher – im Erdreich landen. Etwa 20 Millionen weitere Tonnen fänden ihren Weg in Gewässer. Die langfristigen Auswirkungen dieser Mengen an Kunststoffmüll seien noch nicht absehbar. Auch die Herstellung von Kunststoff ist aus ökologischer Sicht problematisch. Ausgangsstoffe für Plastik sind nämlich fossile und endliche Rohstoffe wie Erdöl, Kohle oder Erdgas (mehr dazu lesen Sie auch im Plastikatlas 2019).

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Wird die Plastikflut bald gestoppt?

Die Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) hat der Plastikflut nun allerdings den Kampf angesagt. Im März einigten sich die Delegationen in Nairobi auf eine gemeinsame Strategie, heißt es in einem Beitrag der tagesschau. Ein zwischenstaatliches Verhandlungskomitee solle ein entsprechendes Abkommen aushandeln, das dann spätestens Ende 2024 rechtsverbindlich werden solle. Bei dem Abkommen gehe es darum, den kompletten Lebenszyklus von Kunststoff unter die Lupe zu nehmen – von der Herstellung über den Gebrauch bis hin zur Entsorgung oder der Wiederverwertung. So könnten die Verhandelnden unter anderem Höchstgrenzen „und verbindliche freiwillige Maßnahmen gegen Plastikmüll an Land und im Meer festlegen.“ Die Verhandlungen zur konkreten Ausgestaltung starten in der zweiten Hälfte des Jahres 2022.

In vielen Bereichen gibt es mittlerweile Alternativen zu Produkten aus Kunststoff: Papier- oder Stofftüte statt Plastikbeutel, Mehrweg- statt Einwegbecher oder Pflegeprodukte wie Shampoo in fester Form statt aus der Plastikflasche. Doch nicht überall lässt sich Kunststoff sinnvoll ersetzen. Das gilt zum Beispiel für die Medizin. Dort kommt Plastik unter anderem als Blutbeutel und Infusionsflasche zum Einsatz, informiert die Plattform Plastikalternative.de. Als Einmalprodukt sei Kunststoff hier ideal, weil das Material dem Risiko der Verbreitung von Keimen vorbeuge. Im Bereich Textilien wiederum ist Baumwolle statt Polyester als Textilfaser auch nicht unbedingt nachhaltiger. Denn der Anbau von Baumwolle benötigt viel Wasser und es kommen oft Pestizide zum Einsatz, wie Greenpeace erklärt.

Rizinusöl

VESTAMID: ein Polyamid aus Rizinusöl

Wirtschaft und Forschung arbeiten daher an neuartigen Kunststoffen wie beispielsweise biobasierten und biologisch abbaubaren Polymeren. Das Spezialchemieunternehmen Evonik hat mit VESTAMID Terra bereits vor mehr als zehn Jahren ein Polyamid entwickelt, das aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird. Ausgangstoff für VESTAMID Terra ist das Öl der Rizinuspflanze. Diese hat zahlreiche ökologische Vorteile: So wird die Rizinuspflanze nicht als Nahrung oder Futtermittel verwendet und ihr Anbau steht nicht mit Anbauflächen anderer Nutzpflanzen in Konkurrenz – im Gegensatz zu Zuckerrohr oder Mais, die häufig für Bio-Kunststoffe verwendet werden. Rizinus wächst nämlich vor allem in trockenen Gebieten, die sich nicht für andere Arten der Landwirtschaft eignen. Darüber hinaus muss man die Rizinuspflanze weder düngen noch bewässern. Laut Berechnungen von Evonik ist der CO2-Fußabdruck von VESTAMID Terra nur halb so groß wie der bei der Herstellung herkömmlicher Polyamide – sofern man den Kohlenstoff, der durch den Anbau der Rizinuspflanze gespeichert wird, mit einbezieht.

Das von Evonik entwickelte Polyamid steht in zwei Varianten zur Verfügung. VESTAMID Terra HS (PA 610) basiert zu 62 Prozent auf nachwachsenden Rohstoffen, VESTAMID Terra DS (PA 1010) sogar komplett. Beide Biopolyamide gehören zu den Hochleistungspolymeren und haben verglichen mit herkömmlichen Polyamiden aus fossilen Rohstoffen laut Evonik keine technischen Schwächen. Sie sind lange haltbar, gut UV- und chemikalienbeständig und nehmen nur geringfügig Wasser auf. VESTAMID Terra DS (PA 1010) lässt sich zudem bei hohen Temperaturen einsetzen und weist eine hohe Lichtdurchlässigkeit auf. Dadurch ergeben sich zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen.

VESTAMID im Einsatz

Aus VESTAMID Terra können unter anderem mithilfe von Schmelzspinnverfahren verschiedene Faser- und Filamentprodukte hergestellt werden, die sich beispielsweise für die Textilproduktion eignen. „Man erhält eine Faser, die eine sehr komfortable Tragefunktion hat, ein gutes Wassermanagement und sich bei niedrigen Temperaturen gut einfärben lässt, also auch noch ihren Beitrag zur CO2-Ersparnis liefert“, erläutert Uwe Kannengießer, Director Optics & Filaments im Bereich High Performance Polymers bei Evonik. So setzt der Outdoorsport- und Bekleidungshersteller Vaude bereits auf die biobasierten Polyamide von Evonik – zum einen als nachhaltigeren Stoff für eine Trekkinghose und zum anderen für die Schnallen einer Rucksack- und Taschenkollektion.

Wie VESTAMID in Textilien eingesetzt werden kann, lesen Sie auch im UmweltDialog-Beitrag „Rizinus- statt Erdöl: Outdoorbekleidung aus biobasierten Kunstfasern“.

Der italienische Reißverschlusshersteller Nyguard verwendet für viele seiner Reißverschlüsse ebenfalls VESTAMID Terra und nutzt auch für das Band, an dem diese befestigt sind, Garn aus dem Polyamid. Das hat noch einen Vorteil: Weil Reißverschluss und Band aus dem gleichen Material gefertigt sind, lassen sie sich besser recyceln. Andere Einsatzgebiete für VESTAMID Terra sind zum Beispiel Bio-Borsten für Zahnbürsten oder auch Kabelummantelungen zum Schutz von Hochleistungskabeln.

Quelle: UmweltDialog
 

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