Biodiversität

Klimawandel und seinen Auswirkungen auf die Fischerei

Anlässlich der Veröffentlichung des Sonderbericht des Weltklimarats IPCC über den Ozean äußert sich der Nordeuropa-Direktor des Marine Stewardship Council (MSC), Hans Nieuwenhuis, zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die weltweite Fischerei. Hans Nieuwenhuis ist Nordeuropa-Direktor des MSC und Experte für Fischereimanagement und Klimawandel. Bevor er zum MSC kam, hat er die niederländische Regierung im Vorstand des Weltklimarates vertreten und als Berater und Unterhändler an diversen UN-Klimaverhandlungen (Kyoto-Protokoll, Marrakesch-Abkommen) teilgenommen.

03.10.2019

Klimawandel und seinen Auswirkungen auf die Fischerei

Von Hans Nieuwenhuis

Der Klimawandel hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Ozeane. Der heute veröffentlichte wegweisende Sonderbericht des Weltklimarats über den Ozean und die Kryosphäre zeigt, dass eine Weiterentwicklung in Richtung nachhaltiges Fischereimanagement heute dringender ist als je zuvor.

Während in Ozeanen in nördlichen Breitengraden, wie dem Nordatlantik und dem Nordpazifik, das Spektrum einiger Fischarten zunimmt, was zu neuen Fangmöglichkeiten führt, wird in den Tropen ein deutlicher Rückgang ihres potenziellen Fischfangs – bis 2050 um bis zu 40 % – prognostiziert. Schätzungen zufolge sind die marinen Hitzewellen in den letzten 30 Jahren um mehr als 50 % gestiegen, was zu einem lokal begrenzten, oft plötzlichen Rückgang der Meereslebewesen führte.

Diese Veränderungen haben Auswirkungen auf die Struktur und Produktivität der marinen Ökosysteme. Sie stellen auch eine große Herausforderung für Unternehmen, Volkswirtschaften und Gemeinden dar, die für ihren Lebensunterhalt und ihre Ernährung auf die Fischerei angewiesen sind. Da Fisch 17 % des weltweit konsumierten tierischen Eiweißes liefert und für mehr als 130 Milliarden US-Dollar internationalen Handel pro Jahr verantwortlich ist, ist dies sowohl eine ökologische als auch eine gesellschaftliche Krise, die wir nicht ignorieren können.

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Nachhaltige, gut geführte Fischereien, die über wirksame Überwachungs-, Regulierungs- und Managementsysteme verfügen, sind widerstandsfähiger und somit in der Lage, sich an den Klimawandel anzupassen. Doch weltweit haben Regierungen und Fischereimanager Schwierigkeiten, einen Konsens darüber zu erzielen, wie die Meeresressourcen nachhaltig genutzt werden können.

Wir haben gesehen, wie einige der am besten gemanagten Fischereien mit den Bestandsschwankungen zu kämpfen hatten, zum Teil aufgrund des Klimawandels. Die Suspendierung der MSC-Zertifizierung der Makrele im Nordostatlantik Anfang des Jahres zeigt die Herausforderung, einen internationalen Konsens bei der Bewirtschaftung von Fischbeständen zu erreichen, die sich über geopolitische Grenzen hinwegbewegen. Die jüngsten Rückgänge der Kabeljaubestände in der Nordsee sind auch darauf zurückzuführen, dass weniger Kabeljau überhaupt die Geschlechtsreife erreicht – was wiederum teilweise auch am Klimawandel liegt.

Als Reaktion auf die Herausforderung des Klimawandels müssen die Fischindustrie und die Fischereimanager international zusammenarbeiten. Sie müssen nach dem Vorsorgeprinzip die Festlegung der Fänge angehen und ihre Fangpraktiken weiterentwickeln, um den sich ändernden wissenschaftlichen Gutachten und Migrationsmustern anzupassen. Keine einfache Aufgabe, aber sie muss erledigt werden, wenn wir die reichlich vorhandenen Fische und Meeresfrüchte weiterhin genießen und die Meeresfauna bewahren wollen.

MSC-zertifizierte Fischereien zeigen, dass dies möglich ist. Diese Fischereien erfüllen internationale Nachhaltigkeitsnormen und machen derzeit 15% des weltweiten Fangs von Wildfisch und Meeresfrüchten aus. Mit ihrer wirksamen Überwachung und ihrem effektiven Fischereimanagement können sie ihre Auswirkungen auf die Umwelt verringern und nur das fangen, was nachhaltig ist. Sie gleichen also wirtschaftliche und ökologische Prioritäten aus, um unsere Ozeane und Fischbestände zu sichern. Wenn die Ozeane unseres Planeten auch für künftige Generationen voller Leben bleiben sollen, wird es noch viel mehr Fischereien brauchen, die diesem Beispiel folgen.“

Quelle: UD/pm
 

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