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Widerstandsfähig und erfolgreich durch Nachhaltigkeit

Hohe Energie- und Rohstoffkosten treffen die deutsche Chemiebranche besonders hart. Für den Evonik-Konzern ist das kein Grund, sein Nachhaltigkeitsengagement zurückzuschrauben. Im Gegenteil: Das Unternehmen sieht im Nachhaltigkeitsmanagement einen wichtigen Baustein, „die Widerstandsfähigkeit und den Markterfolg von Evonik langfristig zu erhalten und auszubauen“, heißt es im neuen Nachhaltigkeitsbericht. UmweltDialog stellt diesen vor.

03.05.2023

Widerstandsfähig und erfolgreich durch Nachhaltigkeit

Corona, Krieg, hohe Inflation und schwankende Energiepreise haben in der Chemiebranche Spuren hinterlassen. Wie der Verband der Chemischen Industrie im März mitteilte, sei die Produktion der Chemie- und Pharmaindustrie 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent zurückgegangen, die Herstellung der Chemie allein betrachtet sei um fast zwölf Prozent eingebrochen. Dennoch ist der gesamte Umsatz der Branche – wegen der deutlich höheren Preise – um fast 17 Prozent angestiegen.

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Gut aufgestellt in schwierigen Zeiten

Kein Grund zum Aufatmen, aber für „verhaltenen Optimismus“, wie das Beispiel Evonik zeigt. Deren Bilanz-Pressekonferenz stand im März noch spürbar unter dem Eindruck der Herausforderungen des letzten Jahres wie geringere Absatzmengen und höhere Energie- und Rohstoffkosten. Insgesamt sieht sich Evonik jedoch „für die aktuell schwierigen Zeiten gut aufgestellt“, sagte Christian Kullmann, Vorsitzender des Vorstandes. Die höheren Kosten konnten durch Verkaufspreisanhebungen „mehr als kompensiert“ werden, hieß es. Das operative Ergebnis verbesserte sich so um vier Prozent auf 2.490 Millionen Euro – laut Evonik der beste Wert seit 2012.

Für 2023 sind dennoch kurzfristige Einsparungen von 250 Millionen Euro geplant, etwa durch Einschränkungen bei Dienstreisen und Messeauftritten sowie beim Einsatz externer Berater:innen, wie Medien berichteten. Zusätzliche Maßnahmen, wie der Stellenabbau im Animal-Nutrition-Geschäft, sollen für weitere Kosteneinsparungen von jährlich 200 Millionen Euro sorgen.

Evonik baut auf Nachhaltigkeit in allen Prozessen

Die Kosteneinsparungen sollen dabei nicht die Nachhaltigkeitsmaßnahmen betreffen. Das geht aus dem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht hervor, den Evonik zeitgleich mit den Finanzkennzahlen vorgelegt hat. Im Vorwort schreiben Christian Kullmann und der im Vorstand für Nachhaltigkeit zuständige Thomas Wessel: Nachhaltigkeit entwickele sich in den heutigen Zeiten „zu einem Gradmesser unternehmerischer Resilienz. Eben weil ein entsprechendes Management nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch immer wichtiger wird.“ Das Nachhaltigkeitsversprechen findet auch im Unternehmenszweck Ausdruck: „Leading beyond chemistry to improve life, today and tomorrow“. Nachhaltigkeitsaspekte sind zudem in sämtliche strategische Prozesse integriert. Der Fokus liegt dabei auf drei Bereichen: Next Generation Solutions, Next Generation Technologies und Next Generation Culture.

Evonik steht vor der Herausforderung, einer steigenden Kundennachfrage nach nachhaltigeren Produkten sowie strengeren Regulierungen – etwa durch die REACH-Verordnung oder die EU-Taxonomie-Verordnung – gerecht zu werden. Gleichzeitig darf das Unternehmen mit einer Ausweitung seines nachhaltigen Produktportfolios auf positive Effekte für das Geschäft hoffen. Ziel ist es, „bis 2030 mehr als drei Milliarden Euro in das Wachstum der Next Generation Solutions zu investieren, um ihren Anteil auf über 50 Prozent des Umsatzes zu steigern“, so Wessel. Unter Next Generation Solutions versteht Evonik Produkte und Lösungen, deren Nachhaltigkeitsnutzen über Marktniveau liegen, indem sie etwa einen positiven Beitrag (Stichwort: Handprint) zur Einsparung von Treibhausgasemissionen leisten.

Next Generation Solutions

Ein Beispiel ist die Fertigung von Rhamnolipid-Biotensiden. Diese kommen zum Beispiel in Handspülmitteln zum Einsatz und werden ohne petrochemische Rohstoffe oder tropische Öle hergestellt. Um die Vermarktung voranzutreiben, hat sich Evonik mit Unilever zusammengeschlossen. Daraus ist ein Investitionsprojekt in der Slowakei entstanden. Evonik hat dort die weltweit erste Produktionsanlage für Rhamnolipide-Biotenside errichtet.

Ein weiteres Beispiel: Die Division „Specialty Additives“ hat im vergangenen Jahr die neue sogenannte TEGO Therm-Technologie hervorgebracht. Diese sorgt für geringere Wärmeverluste in Wärmedämmbeschichtungen für komplexe, nicht gedämmte Oberflächen. Zudem bietet sie Schutz vor eindringender Feuchtigkeit und Korrosion. Dadurch verbessert sich wiederum die Haltbarkeit von Rohrleitungen oder Tanks.

Auch die Zirkularität ihrer Produkte gewinnt für Evonik mit Blick auf knapper werdende Ressourcen und angespannte Lieferketten an Bedeutung. So hat man damit begonnen, die eigenen Produkte unter Circular-Economy-Aspekten zu bewerten und will künftig prüfen, wie sich diese Bewertung in die Nachhaltigkeitsanalyse des Geschäfts einflechten lässt.

Zudem hat sich Evonik ein Ziel zur Reduktion von Abfall gesetzt und plant, mehr zirkuläre Rohstoffe bei der Herstellung der eigenen Produkte und deren Verpackungen einzusetzen. Gleichzeitig tragen die Lösungen von Evonik dazu bei, dass Kunststoffe überhaupt erst recyclebar sind. So lassen sich zum Beispiel mittels der Tenside von Evonik Druckfarben von Altkunststoffen schneller entfernen. Außerdem sorgen sie für geringere Farbrückstände im Rezyklat.

Im Fokus: Bekämpfung des Klimawandels

Alle drei Bausteine zahlen auf die vier Sustainability Focus Areas (SFA) ein, die Evonik als wesentlich für sich bestimmt hat: Fight Climate Change, Drive Circularity, Safeguard Ecosystems sowie Ensure Health & Wellbeing. Als Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels etwa hat Evonik im Berichtsjahr ihre Klimastrategie für den Zeitraum 2021 bis 2030 angepasst. Als Referenzrahmen dient dem Unternehmen die Science Based Targets initiative (SBTi), der sich Evonik angeschlossen hat.

In einem Sonderteil innerhalb des Nachhaltigkeitsberichts stellt Evonik – aufbereitet als Interview und Podcast – das Projekt EAGER vor. Im Rahmen des Projekts wurden 400 Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen an über 20 Standorten ausgemacht, die auf das neue Konzernklimaziel einzahlen. Evonik will die CO2-Emissionen (Scope 1 und Scope 2) bis 2030 um ein Viertel auf rund 4,7 Millionen Tonnen reduzieren. Weiterhin sollen die absoluten Scope-3-Emissionen im selben Zeitraum (2021 – 2030) um elf Prozent reduziert werden. Hierbei werden die Scope-3-Emissionen aller Upstream-Kategorien und der Downstream-Kategorie „Transport und Distribution“ berücksichtigt.
Neben mehr Grünstrom sollen dazu – in Höhe von einer Million Tonnen CO2 – Maßnahmen in den Produktionsbetrieben beitragen. Die Next Generation Technologies spielen hierbei eine wichtige Rolle, sagt Dr. Julia Frey, Head of Sustainability & Efficiency | Process Technology & Engineering, die maßgeblich bei dem Projekt mitgewirkt hat. 700 Millionen Euro sollen deshalb in diese nachhaltigen Technologien fließen. Das Nachfolgeprojekt zur Steuerung der Umsetzung laufe bereits.

Evonik Nachhaltikeitsbericht 2022

Über den Bericht

Der Bericht stellt die Nachhaltigkeitsstrategie, deren Umsetzung, die Herausforderungen sowie die bereits erzielten Fortschritte – insbesondere im Jahr 2022 – umfangreich dar. Die Struktur orientiert sich dabei an den von Evonik als wesentlich analysierten Handlungsfeldern. Zudem finden sich durchgängig Informationen zum Einfluss der Geschäftsaktivitäten auf die konzernrelevanten SDGs (Sustainable Development Goals). Der Bericht berücksichtigt unter anderem die Anforderungen der überarbeiteten GRI Sustainability Reporting Standards ebenso wie die der Working Papers ESRG (European Sustainability Reporting Guidelines) der EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group) vom Januar 2022 und die ESRS (European Sustainability Reporting Standards). Bei der Ermittlung des Carbon Footprint richtet sich Evonik nach den Anforderungen des GHG Protocol Standard. Hier kann der gesamte Bericht eingesehen werden.

Quelle: UmweltDialog
 

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