Reporting

„In Deutschland gehen wir von anderen Maßstäben aus“

Der Papiergroßhändler Antalis hat im Herbst 2017 seinen zweiten multinationalen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Welche Herausforderungen damit verbunden waren, erklärt uns Nicole Werner-Hufsky. Sie ist Nachhaltigkeitsmanagerin der Antalis GmbH in Deutschland und hat die Erstellung des Berichts für den deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) begleitet.

13.02.2018

Nachhaltigkeitsbericht Antalis

UmweltDialog: Frau Werner-Hufsky, das letzte Mal haben wir uns über den Entstehungsprozess Ihres CSR-Berichts unterhalten. Antalis hat den Report im September veröffentlicht. Was macht Sie besonders stolz?

Nicole Werner-Hufsky: Besonders stolz bin ich darauf, dass es wirklich ein gemeinsamer Bericht unserer Standorte weltweit geworden ist. Er spiegelt den internationalen Charakter unseres Unternehmens wider. Gleichzeitig wird im lokalen Teil deutlich, was denn der eigene Antalis-Standort vor Ort beim Thema Nachhaltigkeit unternimmt.

Wie schwierig ist die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts gewesen?

Werner-Hufsky: Jedes Land hat andere Schwerpunkte. Das ist kulturell und gesetzlich bedingt. In Deutschland gehen wir von ganz anderen Nachhaltigkeits-Maßstäben aus, die für uns selbstverständlich sind. So sind etwa Maßnahmen in den Bereichen Arbeitsrecht und Arbeitssicherheit für uns teilweise gar nicht erwähnenswert. In Asien hingegen schon. Dort sind die Mitarbeiter auf Schutzkappenschuhe, Sicherheitswesten oder augenschonende Computerbildschirme wahnsinnig stolz, weil es diese Dinge vor ein paar Jahren noch nicht gab.

Für einen multinationalen Nachhaltigkeitsbericht gilt es, die Quintessenz des Engagements herauszuarbeiten und zu kommunizieren, sodass die Mitarbeiter der unterschiedlichen Standorte mit dem Ergebnis zufrieden sind, den Report gerne verteilen und darüber sprechen.

Viele CSR-Manager beschweren sich, dass Nachhaltigkeitsberichte nicht gelesen werden. Haben Sie deswegen Ihren Report so „clean“ gehalten?

Werner-Hufsky: Genau. Nachdem unser erster internationaler Nachhaltigkeitsbericht so stiefmütterlich behandelt wurde und auf wenig Interesse gestoßen ist, haben wir uns überlegt, was wir bei dem nächsten Report besser machen können. Es gibt gewisse Standards, die ein CSR-Report aufführen muss und die wir natürlich auch berücksichtigt haben. Allerdings haben wir dieses Mal den Bericht wie ein modernes, farbenfrohes Journal oder Magazin gestaltet, das Spaß beim Durchblättern macht. Und wir haben den Inhalt punktuell aufgeführt. Das hat den Vorteil, dass Interessierte nicht den gesamten Bericht lesen müssen, um ihn zu verstehen. Damit kommen wir auch unseren Kunden entgegen, die sich so schnell und unkompliziert über die für sie relevanten Aspekte unseres CSR-Engagements informieren können.

Darüber hinaus haben wir zusätzlich einen Bericht für Daten und Fakten erstellt, die ein börsennotiertes Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeits-Reporting erfüllen muss. Dieser liegt als Nachschlagewerk in unserer Zentrale aus.

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Eine gute Nachhaltigkeitsstrategie beruht auf dem Prinzip der Wesentlichkeit. In welchen Unternehmensbereichen müssen Sie die Auswirkungen Ihrer Geschäftstätigkeit vor allem im Blick haben?

Werner-Hufsky: Als Großhändler für Papier, Verpackungen und Materialien für die visuelle Kommunikation liegt unser Hauptaugenmerk auf dem Einkauf von Waren, die zu unseren CSR-Richtlinien passen. Wir bieten eine breite Palette an PEFC- und FSC-zertifizierten und recycelten Papiersorten an, um sicherzustellen, dass das Holz nachhaltig angebaut wurde und Ressourcen zu schonen. Auch bei unseren Verpackungsmaterialien haben wir ein großes Sortiment an recycelten und recycelbaren Varianten. Mit unseren umweltfreundlichen Lösungen stärken wir somit das Prinzip der Kreislaufwirtschaft und unterstützen gleichzeitig unsere Kunden darin, ihre Geschäftstätigkeit nachhaltig auszurichten.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir den Transport unserer Waren im Blick haben. Das heißt, dass die Wege bei den Produzenten vor Ort so kurz wie möglich gehalten werden, um die Umweltbelastungen zu reduzieren und die logistische Ökobilanz zu verbessern.

Wie hat der Dialog mit Ihren Stakeholdern geholfen, Ihre Prioritäten zu definieren?

Werner-Hufsky: Der Dialog mit unseren Anspruchsgruppen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Nachhaltigkeitsengagements. Wir profitieren vor allem von dem Feedback, das uns unsere Kunden auf Messen geben oder das wir im Rahmen von Lieferantengesprächen bekommen. Auch die Rückmeldungen zu unserem ersten Nachhaltigkeitsbericht waren für uns sehr hilfreich, um im aktuellen Report noch mehr Informationen zu kommunizieren, die unsere Kunden im Hinblick auf unsere CSR-Aktivitäten wissen wollen. So haben wir beispielweise das Thema Lieferkettentransparenz bzw. Rückverfolgbarkeit im Vergleich zum vorherigen Report noch detaillierter ausgeführt. Von wem stammen unsere Papiere? Wo stehen die verarbeitenden Fabriken? Und wie gelangen die Produkte überhaupt zu uns?

Antalis Logo mit Weißrand.

Ihre Nachhaltigkeitsstrategie basiert auf einer umfangreichen CSR-Roadmap, die Zielvorgaben in den vier unterschiedlichen CSR-Handlungsfeldern Unternehmensführung, natürliche Ressourcen, Personal und Produktangebot bis zum Jahr 2020 vorgibt. Bitte erläutern Sie das.

Werner-Hufsky: Mit unserer CSR-Roadmap wollen wir – genau wie mit dem multinationalen Bericht – die CSR-Aktivitäten unserer weltweiten Standorte angleichen. Dabei funktionieren jene Standorte, die bereits umfangreichere Nachhaltigkeitsmanagementprozesse haben, als Vorbild für die anderen, die noch nicht so weit sind. Im Rahmen der CSR-Roadmap werden unterschiedliche Initiativen wie beispielsweise Unternehmensethik, Nachverfolgbarkeit oder Gesundheit und Sicherheit mit Indikatoren versehen, um die Zielvorgaben innerhalb der Initiativen überhaupt messen zu können.

Nehmen wir den Bereich Gesundheit und Sicherheit als Beispiel: Eine Vorgabe wie etwa das Ziel, weniger Arbeitsunfälle in einem Jahr zu haben, ist gut messbar. Wenn wir aber das Ziel haben, die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu fördern, sieht das schon anders aus. Um die Fortschritte hier zu belegen, bedarf es schon geeigneter Kennzahlen.
Wir haben die ersten Leistungsindikatoren bereits implementiert. Aber das Projekt ist sehr umfangreich und bezieht alle Felder – von der Unternehmenspolitik, über die Ressourcennutzung und Kundenzufriedenheit bis hin zum Produkt selbst – mit ein. Bis 2020 bleibt da nicht mehr viel Zeit.

Auf welchen Standards und Rahmenwerken basiert Ihre Nachhaltigkeitsstrategie? Integrieren Sie bereits die Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN (SDGs)?

Werner-Hufsky: Sie beruht vor allem auf der ISO 26000. Dieser Leitfaden bietet Empfehlungen, wie ein Unternehmen sich verhalten soll, um im Bereich Nachhaltigkeit und CSR voranzukommen bzw. regelkonform zu handeln. Die ISO 26000 ist aber keine zertifizierbare Managementsystemnorm und beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Auch bietet sie keine messbaren Leistungskennzahlen. Deswegen haben wir in unserer CSR-Roadmap diese Indikatoren ergänzt, um die Fortschritte unserer Maßnahmen überprüfen zu können.

Darüber hinaus haben wir tatsächlich bereits die SDGs in unsere Nachhaltigkeitsstrategie integriert. Unsere Maßnahmen zahlen dabei unter anderem auf Leben und Land, die Gleichstellung der Geschlechter, auf verantwortungsvollen Konsum und verantwortungsvolle Produktion, Klimaschutz, Innovation und Infrastruktur, gute Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum ein.

Vielen Dank für das Gespräch!

Quelle: UmweltDialog
 

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