Verteilungsgerechtigkeit

Global Compact mit neuen Ideen im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit

Trotz leichter Erholung – die Jugendarbeitslosigkeit bleibt in vielen Ländern auf Rekordniveau. Weltweit sind derzeit über 73 Millionen junge Menschen auf der Suche nach würdiger Arbeit. Wie ihnen geholfen werden kann, beschäftigte jetzt auch das europäische Netzwerk des Global Compact in Berlin.

07.04.2016

Global Compact mit neuen Ideen im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit zoom

Das hatte Mitte Oktober 2015 zur Konferenz GC+15 Europe in die Hauptstadt eingeladen, um im 15. Jahr seines Bestehens eine Zwischenbilanz zum bisher Erreichten zu ziehen und den Blick nach vorne zu richten. Der Schwerpunkt der hochkarätig besetzen Tagung lag auf der Rolle der Wirtschaft bei der Bewältigung drängender Zukunftsaufgaben in Deutschland, Europa und weltweit. Unter anderem ging es um neue Ideen im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit.

Die sank nach jüngsten Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in den Jahren 2012 bis 2014 zwar leicht. Sie habe sich weltweit bei 13 Prozent „stabilisiert“, so die UN-Organisation in einem Anfang Oktober veröffentlichten Bericht. Liege damit aber noch immer über dem Niveau, das vor Beginn der globalen Wirtschafts- und Finanzmarktkrise 2009 verzeichnet wurde. „Es ist unverändert schwierig, jung zu sein und seinen Platz im heutigen Arbeitsmarkt zu finden“, sagt Sara Elder, Hauptautorin der Erhebung.

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Spanien, Griechenland: jeder zweite Jugendliche ohne Job

Das gilt auch für das im globalen Maßstab reiche Europa: In der gesamten EU lag die Erwerbslosenquote junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren zuletzt bei über 22 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt im August 2015 mit. Die meisten arbeitslosen Jugendlichen gibt es demnach in Spanien und Griechenland, wo mehr als jeder zweite von ihnen keinen Job findet. In Deutschland teilt jeder 14. Jugendliche dieses Los. 2014 waren das den Angaben zufolge hierzulande 330.000 Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren.

Zwar hat sich die Politik in Deutschland und der EU des Themas lange angenommen. Die Europäische Kommission etwa stellte Anfang des Jahres 2015 eine Milliarde Euro für den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit bereit und hat eine Beschäftigungsinitiative für junge Menschen aufgelegt. In Deutschland stehen laut Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles sechs Milliarden Euro an Fördermitteln bereit, um Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Im weltweiten Maßstab ist dieser Kampf indes noch nicht einmal in Ansätzen gewonnen. Schon lange macht das Wort der „verlorenen Generation“ die Runde. Die Frage, die sich auch das Global Compact Netzwerk Europe in Berlin stellte, ist, wie sich diese Menschen wieder in Beschäftigung integrieren lassen. Thema war das unter anderem während eines Workshops am zweiten Konferenztag, der von der Bertelsmann Stiftung und der Ideenschmiede „The Do School“ begleitet wurde.

Jungen Menschen gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen

Klar wurde in diesem Zuge, dass Geld alleine offensichtlich zur Linderung der hohen Erwerbslosenquoten Jugendlicher nicht ausreicht. „Wir geben auch in Großbritannien viel Geld im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit aus“, so Michael Norton, Gründer des britischen Centre for Innovation in Voluntary Action (CIVA), der den Workshop mit moderierte. Große Effekte habe das nicht gehabt.

Norton fragte, ob es nicht an der Zeit sei, das Ideal der Vollbeschäftigung mit realistischeren Augen zu betrachten. „Vielleicht gibt es für die junge Generation einfach nicht mehr genug Jobs.“ Wenn das der Fall sei, müsse es darum gehen, ihnen trotzdem ein sinnvolles Leben und Teilhabe an der Gesellschaft möglich zu machen. Bleibe dies aus, könnten ganze Gesellschaften kippen. „Wohin das führen kann, sehen wir derzeit in Ägypten“, so Norton.

In dem Workshop machten sich rund zwanzig Teilnehmer aus verschiedenen Ländern daran, Ideen auszubrüten, mit denen der Kampf gegen die weltweite Arbeitslosigkeit Jugendlicher auf neue Beine gestellt werden kann. Von den vielen kleinen Vorschlägen, die sie zunächst sammelten, destillierten sie nach und nach jene raus, die ihnen am innovativsten und am meisten Erfolg versprechend schienen. Solche, die sowohl der Wirtschaft, den Unternehmen, als auch den Jugendlichen den größten Nutzen bringen.

Neue Ideen im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit ersonnen

Neue Modelle der Arbeitsteilung fanden sich dabei: Zum Beispiel die Idee, dass ältere Arbeitnehmer jüngere Arbeitssuchende frühzeitig unter ihre beruflichen Fittiche nehmen, um sie für ihren eigenen Job zu trainieren. Damit die Jugendlichen wegkommen von der Straße, die Älteren gegebenenfalls schneller in Rente gehen können und den Unternehmen keine „Talentlücken“ entstehen.

Als präsentabel erwies sich auch die Idee, den schulischen Teil bestimmter Ausbildungsgänge über sogenannte Massive Open Online Courses (MOOCs) mehr Menschen zugänglich zu machen. Diese könnten so bestimmte berufliche Qualifikationen erwerben und sich für einen Job qualifizieren. Die Wirtschaft wiederum profitierte von einer breiteren Masse geeigneter Bewerber, aus der sie weltweit auswählen könne.

Auch eine „Zeitbank“ wurde ins Gespräch gebracht: Eine Institution, in der jeder Berufstätige oder Interessierte seine Qualifikationen kostenlos anbieten kann, wofür im Gegenzug Zeitguthaben auf einem persönlichen Konto gutgeschrieben werden, um damit bei Bedarf andere Dienste als Gegenleistungen zu beziehen. So könnten sich auch Jugendliche in den Arbeitsmarkt einbringen, ohne dass sie auf eine Anstellung warten müssten. Im krisengeschüttelten Griechenland, berichtete ein Teilnehmer, soll dies auf lokaler Ebene schon funktionieren.

Dieser Beitrag erschien im Original im Jahrbuch Global Compact Deutschland 2015.

Quelle: UD
 

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