Wirtschaft

Ressource statt Klimarisiko: Interface setzt auf gebundenes CO2

Er gilt als Treiber des Klimawandels – doch in gebundener Form kann Kohlenstoff auch Teil der Lösung sein. Bodenbelagshersteller Interface zeigt, wie CO2 aus Abfallstoffen als Rohstoff in Teppichfliesen genutzt wird. Das Ziel: CO2 speichern statt emittieren und bis 2040 CO2-negativ sein.

10.06.2025

Ressource statt Klimarisiko: Interface setzt auf gebundenes CO2

Das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommen rückt immer weiter in die Ferne. Die globale Erwärmung hat laut dem Copernicus-Klimawandeldienst im Jahr 2024 erstmals diese Marke überschritten. Die Durchschnittstemperatur lag sogar 1,6 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Gleichzeitig erreicht die CO2-Konzentration in der Atmosphäre weiterhin neue Höchststände. „Im Jahr 2024 erreichten die Treibhausgase in der Atmosphäre die höchsten jemals in der Atmosphäre gemessenen Jahreswerte“, zitiert die tagesschau Laurence Rouil, Direktorin des Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst. „Unsere Daten zeigen eindeutig einen stetigen globalen Anstieg der Treibhausgasemissionen, die nach wie vor die Hauptursache für den Klimawandel sind.“ Klar ist also: Wir müssen dringend unseren CO2-Ausstoß reduzieren und noch besser vermeiden. Klar ist aber auch: In bestimmten Industrieprozessen sind Emissionen bisher kaum vollständig zu verhindern.

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An dieser Stelle setzt das Prinzip des „Carbon Capture and Utilization“ (CCU) an: Dabei wird CO2, das beispielsweise in Produktionsprozessen entsteht, abgeschieden und in neue Materialien oder Produkte überführt. Laut Umweltbundesamt kann CO2 entweder direkt genutzt werden, wie etwa in Feuerlöschanlagen, oder als Ausgangsstoff für Grundchemikalien und synthetische Kraftstoffe dienen. „Die Nutzung von abgeschiedenem CO2 bietet eine Option, den Ausstoß von Prozessemissionen aus industriellen Quellen zu verringern und gleichzeitig Kohlenstoffkreisläufe zu schließen“, heißt es vom Bundesministerium Wirtschaft und Energie.

Interface: Kohlenstoff als Rohstoff

Ein Unternehmen, das diesen Ansatz konkret umsetzt, ist Interface. Der weltweit tätige Bodenbelagshersteller integriert seit Kurzem gebundenen Kohlenstoff als Rohmaterial in seine Teppichfliesen. Die neue Technologie basiert auf einem Verfahren, bei dem CO2 aus Abfallstoffen der Produktion abgeschieden und in bestehende Rohstoffe reintegriert wird. Damit verhindert Interface, dass diese Emissionen in die Atmosphäre gelangen und schafft zugleich Materialien mit einem deutlich geringeren CO2-Fußabdruck. Die CO2-armen Teppichfliesen werden in den USA und Europa produziert und verbinden laut Interface Nachhaltigkeit mit Design und Funktionalität. „Seit 1996 haben wir durch Produkt- und Fertigungsinnovationen beeindruckende Fortschritte bei der Verbesserung unserer CO2-Bilanz erzielt“, betont Luca Achilli, Global Innovation & Sustainability Projects Director bei Interface. „Das Binden von Kohlenstoff ist ein wichtiger, innovativer Beitrag, der unsere Führungsposition in der Bodenbelagsbranche weiter ausbaut.“ So ist das Unternehmen eigenen Angaben zufolge einer der ersten Anwender des innovativen Materials.

Natürliche CO2-Senken

Kohlenstoff befindet sich überall um uns herum – nicht nur als CO2 in der Atmosphäre, sondern auch gespeichert in Böden, Ozeanen, Wäldern und Mooren. Dabei gehören die Meere laut NABU zu den größten natürlichen Kohlenstoffsenken: Sie speichern rund 50-mal mehr Treibhausgase als die Atmosphäre und produzieren gleichzeitig etwa die Hälfte des weltweiten Sauerstoffs. Auch terrestrische Ökosysteme leisten ihren Beitrag: Böden können drei- bis viermal mehr Kohlenstoff aufnehmen als die oberirdische Pflanzenwelt, wie Naturefund berichtet. Moore gelten sogar als die effektivsten Kohlenstoffspeicher aller Landlebensräume, während Wälder – insbesondere in tropischen Regionen – durch hohe Biomassevorräte große Mengen an Kohlenstoff binden. Kritisch für das Klima wird es erst dann, wenn dieser gebundene Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt wird: sei es durch natürliche Prozesse, menschliche Eingriffe oder wirtschaftliche Aktivitäten.

Gemeinsam mit seinen Partnern arbeitet der Anbieter von Bodenbelagslösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette an Rohstoffen, die den CO2-Fußabdruck weiter reduzieren und Kohlenstoff binden. „CO2 ist nicht nur ein Problem – sondern auch Teil der Lösung, um Fortschritte bei unseren Klimaverpflichtungen zu erzielen“, erklärt Achilli: „Wir möchten mehr Kohlenstoff in unseren Produkten speichern, statt CO2 in die Atmosphäre freizusetzen. Deshalb sind wir bei all unseren Bodenbelägen stets auf der Suche nach Innovationen. Wir werden weiterhin in neue Rohstoffe und andere neuartige Lösungen investieren, die uns dabei helfen, CO2-Emissionen zu vermeiden, zu reduzieren und Kohlenstoff in unseren eigenen Produkten und Betrieben sowie in unserer gesamten Lieferkette zu speichern.“

Mehr Innovationen für weniger CO2

Das neu entwickelte Rohmaterial ergänzt die bisher genutzten recycelten und biobasierten Materialien im Portfolio von Interface. Seit vier Jahren bietet das Unternehmen sogar Teppichfliesen mit negativem CO2-Fußabdruck (cradle-to-gate) an. Sie speichern mehr Kohlenstoff, als CO2 bei der Produktion entsteht. Grundlage dafür ist die Rückenkonstruktion CQuestBioX, die aus einem hohen Anteil biobasierter und recycelter Materialien besteht. Kombiniert mit speziellen Garnen und Tuftingverfahren ergeben sich Produkte, die in der Bilanz CO2-negativ sind. Inzwischen umfasst das Angebot 39 solcher CO2-negativen Bodenbeläge in 372 Farbgebungen.

Zur besseren Orientierung für die Kundinnen und Kunden bietet Interface zusätzlich den digitalen „Carbon Calculator“ an. Mit dem Rechner lässt sich der CO2-Fußabdruck einzelner Produkte oder ganzer Produktkombinationen berechnen – in Abhängigkeit von der verwendeten Fläche. Das Tool zeigt auf, wie viele Emissionen sich im Vergleich zum Branchendurchschnitt einsparen lassen und stellt schließlich ein Carbon Impact Statement zum Download bereit.

All diese Maßnahmen zahlen auf ein zentrales Unternehmensziel ein: Bis 2040 möchte Interface als Unternehmen CO2-negativ wirtschaften – also mehr Kohlenstoff speichern, als durch die Geschäftstätigkeit freigesetzt wird. „Unser Einsatz ist eindeutig: weniger CO2, mehr Innovation“, so Gritli Heitbrink, Sustainability Manager DACH bei Interface. „Als weltweit produzierendes Unternehmen setzen wir alles daran, der Klimakrise entgegenzuwirken und unsere Produktion mithilfe innovativer Materialien oder Fertigungsmethoden so zu steuern, dass wir in unseren Produkten mehr Kohlenstoff speichern, als Treibhausgase zu emittieren.“

Quelle: UmweltDialog
 

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