Wirtschaft

Ein Netz für das Klimagas – wie CO2 in Zukunft durch Deutschland fließen soll

In vielen Bereichen der Industrie wird auch künftig noch Kohlendioxid in erheblichen Mengen anfallen. Damit die Emissionen nicht in die Atmosphäre gelangen, braucht es ein flächendeckendes, sicheres und wirtschaftlich sinnvolles Kohlendioxid-Transportnetz. Zwei Fraunhofer-Institute arbeiten an diesem Plan.

29.08.2025

Ein Netz für das Klimagas – wie CO2 in Zukunft durch Deutschland fließen soll

Im Fraunhofer-Exzellenzcluster CINES entwickeln Fraunhofer ISI und Fraunhofer SCAI Szenarien für ein künftiges Kohlendioxid-Pipelinenetz. Dazu kombinieren sie strategische Standortplanung mit physikalischer Simulation und liefern damit eine belastbare Grundlage für Entscheidungen von Politik, Industrie und Netzbetreibern.

Woher kommt das Kohlendioxid und wo soll es hin?

Fraunhofer ISI analysiert, wo in Zukunft Kohlendioxid-Emissionen anfallen, beispielsweise in der Stahlindustrie, bei der Müllverbrennung oder in chemischen Prozessen. Gleichzeitig erfasst es, wo Kohlendioxid als Rohstoff benötigt wird, etwa für sogenannte CCU-Technologien (Carbon Capture and Utilization). Auf dieser Basis entsteht ein realistisches virtuelles Netz für das Jahr 2045 mit Pipelineverläufen, die Topografie, Transportform (gasförmig oder flüssig), Standortdichte und Kosten berücksichtigen.

Die SCAI-Software MYNTS kommt für strömungsmechanische Simulationen zum Einsatz und untersucht das geplant Netz unter realen physikalischen Bedingungen.  zoom
Die SCAI-Software MYNTS kommt für strömungsmechanische Simulationen zum Einsatz und untersucht das geplant Netz unter realen physikalischen Bedingungen.
Beispielhaftes CO2-Netz für das Jahr 2045, modelliert mit der CINES-Methode.zoom
Beispielhaftes CO2-Netz für das Jahr 2045, modelliert mit der CINES-Methode.

Simulationssoftware prüft das System auf Herz und Nieren

Zum Einsatz kommt dabei die Software MYNTS (Multiphysical Network Simulation Tool), entwickelt von Fraunhofer SCAI. Sie simuliert das geplante Netz unter realen physikalischen Bedingungen: Wie entwickelt sich der Druck in der Leitung? Wo stockt der Fluss? Wie viele Pumpen sind nötig?

Dabei berechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch Extremszenarien wie den plötzlichen Ausfall großer Verbraucher. „Mit MYNTS erkennen wir Schwachstellen im System, bevor sie entstehen“, sagt Dr. Mehrnaz Anvari, Leiterin des Geschäftsfelds Network Evaluation Technologies bei Fraunhofer SCAI.

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Ohne Exporte in Nachbarländer wird es teuer

Ein zentrales Ergebnis der Berechnungen: Ohne Exportoptionen in Nachbarländer müsste Deutschland deutlich größere Rohrdurchmesser einplanen. Das hätte erhebliche Auswirkungen auf Bau- und Betriebskosten. Daran zeigt sich, wie wichtig internationale Kooperationen im Klimaschutz sind. Doch selbst unter nationalen Bedingungen lässt sich mit kluger Planung und realitätsnaher Simulation ein sicheres, wirtschaftliches und zukunftsfähiges Kohlendioxid-Transportsystem entwickeln.

Politik benötigt Planung und belastbare Modelle

Das Zusammenspiel aus Standortanalyse und Simulation schafft eine fundierte Entscheidungsbasis für politische Weichenstellungen, den Netzausbau und Investitionsentscheidungen. Und es liefert einen entscheidenden Beitrag zur Frage: Wie gelingt die industrielle Dekarbonisierung – ohne heiße Luft, sondern mit System?

Quelle: UD/fo
 

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