Oxfam-Bericht: Superreiche verbrauchen das Klima-Budget der Welt
Oxfams neue Berechnungen zeigen, wie Superreiche global und in Deutschland durch ihre Konsum- und Investitionsemissionen die Klimakrise eskalieren. Eine Person aus dem reichsten 0,1 Prozent verursacht am Tag über 800 Kilogramm Kohlendioxid-Emissionen, so viel wie eine Person der ärmsten Hälfte der Weltbevölkerung im gesamten Jahr.
31.10.2025
Oxfams neuer Bericht „Climate Plunder“ offenbart die drastischen Unterschiede zwischen reichen und ärmeren Bevölkerungsschichten bei den weltweiten Kohlendioxid-Emissionen: Eine Person aus dem reichsten 0,1 Prozent der Weltbevölkerung verursacht täglich über 800 Kilogramm Kohlendioxid. In Deutschland sind es sogar 840 Kilogramm Kohlendioxid. Dieses Gewicht entspricht ungefähr elf Waschmaschinen, selbst der stärkste Mensch der Welt könnte es nicht stemmen. Im Gegensatz dazu verursacht ein Mensch aus der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung im Schnitt nur 2 Kilogramm Kohlendioxid pro Tag, was ein kleines Kind heben könnte.
Die anstehende Weltklimakonferenz COP30 markiert den 10. Jahrestag des Pariser Abkommens, in dem eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius festgelegt wurde. In diesen zehn Jahren hat das reichste Prozent der Welt mehr als doppelt so viel vom Kohlendioxid-Budget verbraucht, wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit. Wenn jeder Mensch so viel Kohlendioxid verursachen würde, wie die reichsten 0,1 Prozent der Welt, wäre das globale Kohlendioxid-Budget in weniger als drei Wochen aufgebraucht. Das reichste 0,1 Prozent müsste seine durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen bis 2030 um 99 Prozent reduzieren, um sie auf ein mit dem 1,5-Grad-Celsius-Ziel vereinbares Niveau zu bringen.
Allen voran sind Milliardärinnen und Milliardäre für enorme Mengen an Kohlendioxid-Emissionen durch ihre Investitionen in Unternehmen verantwortlich: 308 Milliardärinnen und Milliardäre verantworten mehr Emissionen als 118 Länder zusammen. Durchschnittlich verursachen sie allein durch Investitionen jährlich 1,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid – etwa 346 000-mal mehr als ein Mensch im Durchschnitt. Dabei gehen fast 60 Prozent ihrer Investitionen in klimaschädliche Sektoren wie Öl und Gas.
„Diese Zahlen machen klar: Die Klimakrise ist eine Krise der Ungleichheit. Superreiche setzen unseren Planeten in Brand, während die Ärmsten, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, schon heute massiv von ihren Folgen getroffen werden“, sagt Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland.
Extreme Emissionsungleichheit auch in Deutschland
Auch in Deutschland ist die Kluft enorm: So verursacht ein Mensch aus dem reichsten 0,1 Prozent mit 307 Tonnen Kohlendioxid jährlich 52-mal mehr Emissionen als ein Mensch aus den ärmsten 50 Prozent in Deutschland. Während die ärmsten 50 Prozent Pro-Kopf-Emissionen aufweisen, die mit 5,9 Tonnen Kohlendioxid vergleichsweise nahe an der 1,5-Grad-Celsius-kompatiblen Grenze von 2,1 Tonnen Kohlendioxid pro Kopf und Jahr liegen, steigen die durchschnittlichen Emissionen bei den reichsten Bevölkerungsgruppen überproportional steil an.
„Klimagerechtigkeit bedeutet auch soziale Gerechtigkeit – und dafür brauchen wir endlich entschiedene politische Maßnahmen“, sagt Schmitt. „Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass insbesondere reiche Bevölkerungsschichten und Superreiche den Planeten nicht weiter verheizen und als Hauptverursacher der Klimakrise einen finanziellen Beitrag zu ihrer Bewältigung leisten. Ein erster Schritt wäre die im Rahmen der G20 diskutierte Mindeststeuer von zwei Prozent für Multimillionärinnen, Multimillionäre und Milliardärinnen und Milliardäre.“
Darüber hinaus fordert Oxfam die massive Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen und die Transformation besonders klimaschädlicher Sektoren. Zudem bedarf es einer Transformation unseres Wirtschaftssystems weg von allein marktbasierten und auf sogenanntes grünes Wachstum fokussierten Ansätzen hin zu einer gemeinwohlorientierten Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen. Wirtschaftlich benachteiligte Länder und ärmere Bevölkerungsschichten müssen bei der Bewältigung der Klimakrise angemessen unterstützt werden. Dazu muss die Bundesregierung ihre aktuellen Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit zurücknehmen und in Deutschland, beginnend mit der Einführung eines sozial gestaffelten Klimagelds, die Transformation sozial gerecht umsetzen.