EU-Länder stärken Schutz für wichtiges Meeresgebiet Doggerbank
Deutschland, die Niederlande und die EU verschärfen den Schutz der Doggerbank: Ab Mitte November 2025 wird die Hälfte des Schutzgebiets für Grundschleppnetzfischerei gesperrt. Meeressäuger wie Robben, Delfine und Wale profitieren erstmals vom praktischen Schutz. Umweltverbände kritisieren jedoch die Lücken der Maßnahmen: Ein Großteil der Fischerei bleibt unberührt, der vollständige Schutz des ökologisch bedeutenden Gebietes ist weiterhin dringend nötig.
03.11.2025
Die größte unterseeische Sandbank in der Nordsee, die Doggerbank, soll besser geschützt werden. Dafür haben Deutschland, die Niederlande und die Europäische Kommission heute Schutzmaßnahmen für die Meeresschutzgebiete auf der Doggerbank angekündigt und im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Die Schutzmaßnahmen treten Mitte November 2025 in Kraft. Etwa die Hälfte des deutschen Schutzgebiets wird nun für die Fischerei mit Grundschleppnetzen gesperrt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt diesen wichtigen Schritt. Gemeinsam mit über 72.000 Menschen forderte der Umweltverband erst letzte Woche vom deutschen Fischereiminister Rainer einen umfassenden Schutz der Doggerbank.
Isabelle Maus, Expertin für Meeresschutzgebiete beim BUND: „Am 28. September feierte das deutsche Schutzgebiet auf der Doggerbank seinen achten Jahrestag. Acht Jahre bestand der Schutz der deutschen Doggerbank nur auf dem Papier. Durch diese Schutzmaßnahmen können viele Meeressäuger wie Robben, Delfine und Wale jetzt endlich aufatmen. Diese Tiere sind auf das reichhaltige Fischangebot der Doggerbank angewiesen, um sich für die rauen Lebensbedingungen in der Nordsee zu stärken und um dort ihre Jungen aufzuziehen. Heute ist ein guter Tag für den Meeresschutz.“
Zwar wird jetzt die Hälfte des Schutzgebiets für die zerstörerische Fangmethode geschlossen, doch die Fischereidaten decken den faulen Kompromiss der neuen Maßnahmen auf: Ein Großteil, etwa 72 Prozent der Grundschleppnetzfischerei im Schutzgebiet, findet außerhalb der neuen Verbotszone statt. Der südliche Teil der Doggerbank wird am heftigsten mit Grundschleppnetzen befischt und bleibt trotz der neuen Fischereimaßnahmen ungeschützt. Maus: „Für diese halbherzige Entscheidung gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, sie wurde nur im Interesse der Fischereiindustrie getroffen. Das können wir nicht akzeptieren und fordern den Schutz des gesamten Gebiets.“
BUND fordert vollständigen Schutz der Doggerbank
Die Doggerbank ist ein international wichtiges Gebiet für Meeressäuger. Die besonderen physikalischen und ökologischen Bedingungen dort führen zu einer hohen Algenproduktion (Primärproduktion). Das bedeutet ein großes und breites Nahrungsangebot für viele Meerestiere. Neben dem heimischen Schweinswal wurden im Schutzgebiet auch Zwergwale, Buckelwale und Orkas auf der Durchreise beobachtet. Meeresschutzgebiete sind sehr wichtig, um diese Artenvielfalt im Meer zu erhalten. Nur wenn diese Gebiete auch wirksam vor Zerstörung geschützt werden, können sie ihre volle Wirkung entfalten. Dabei müssen zerstörte Lebensräume auch wiederhergestellt werden.
Maus: „Diese Schutzmaßnahmen sind ein wichtiger Anfang. Der Ausschluss der Fischerei mit Grundschleppnetzen ist eine unerlässliche Voraussetzung für wichtige Renaturierungsvorhaben auf der Doggerbank. Wir sind gespannt darauf, zu beobachten, wie sich das Gebiet in den nächsten Jahren erholen wird. Doch dafür muss das gesamte Ökosystem auf der Doggerbank vor zerstörerischen Nutzungen wie der Grundschleppnetzfischerei geschützt werden.“