Soziales

Vermögensboom der Superreichen: Oxfam fordert Kurswechsel in Europas Steuerpolitik

Das Gesamtvermögen von Milliardären in der Europäischen Union ist in den ersten 6 Monaten des Jahres um mehr als 400 Milliarden Euro gestiegen – über 2 Milliarden Euro pro Tag. Das zeigt der neue Oxfam-Bericht „A European Agenda to Tax the Super-Rich“. Oxfam kritisiert eine Steuerpolitik, die seit Jahrzehnten Superreiche begünstigt, und fordert eine europäische Vermögenssteuer sowie ein europäisches Vermögensregister.

24.10.2025

Vermögensboom der Superreichen: Oxfam fordert Kurswechsel in Europas Steuerpolitik

Der Bericht zeigt:

  • Das Gesamtvermögen der Milliardärinnen in der Europäischen Union stieg in den ersten 6 Monaten des Jahres 2025 um 405 Milliarden Euro und erreichte Ende Juni 2,3 Billionen Euro.

  • Im März 2025 gab es in der Europäischen Union 487 Milliardären, 39 mehr als 2024. Allein im vergangenen Jahr kam in der Europäischen Union durchschnittlich alle 9 Tage eine neuer Milliardärin hinzu.

  • Die reichsten 3.600 Menschen in der Europäischen Union besitzen so viel Vermögen wie die ärmsten 181 Millionen Menschen in der Europäischen Union, was in etwa der Gesamtbevölkerung Deutschlands, Italiens und Spaniens entspricht.

  • Über 80 Prozent der gesamten Steuereinnahmen in den EU-Ländern werden in erster Linie von normalen Bürgern gezahlt, während nur 9 Prozent von Unternehmen gezahlt werden und gerade einmal 0,4 Prozent aus Vermögenssteuern stammen.

  • Eine EU-Vermögenssteuer von bis zu 5 Prozent für Millionären und Milliardären würde jährlich 286,5 Milliarden Euro einbringen. Das würde ausreichen, um den jährlichen Finanzbedarf des neuen Vorschlags der Europäischen Kommission für den EU-Haushalt zu decken.
Anzeige

„Europa bringt Milliardärinnen in Rekordzahl hervor, während Millionen Europäer Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen“, sagte Chiara Putaturo, EU-Steuerexpertin bei Oxfam. „Diese Ungleichheit ist kein Zufall.“

Der neue Oxfam-Bericht zeigt auch, wie die Steuerpolitik seit Jahrzehnten zugunsten der Superreichen gestaltet wird, während sie gleichzeitig den Großteil der Bevölkerung belastet. Seit den 1980er-Jahren haben EU-Regierungen die Steuern für Milliardären und Unternehmen gesenkt und sich gleichzeitig stärker auf Steuern konzentriert, die hauptsächlich von der breiten Bevölkerung gezahlt werden, wie beispielsweise Verbrauchs- und Lohnsteuern.

Nur ein Land in der Europäischen Union hat eine Vermögenssteuer

Die meisten Europäer verdienen ihr Geld hauptsächlich mit Löhnen, die mit höheren Steuersätzen besteuert werden. Gleichzeitig wird das Vermögen von Superreichen kaum besteuert. 10 EU-Länder haben keine Erbschaftssteuer. Spanien hat als einziges EU-Land eine Vermögenssteuer. 1990 waren es noch 9 Länder, darunter auch Deutschland.

„Wir müssen die europäischen Steuervorschriften dringend überarbeiten, um sicherzustellen, dass sich alle daran halten und ihren gerechten Anteil an Steuern zahlen. Die Europäische Union sollte einen Plan zur Besteuerung der Superreichen verabschieden, und die EU-Länder sollten nicht warten – sie können jetzt handeln, indem sie die Steuern auf das Einkommen und Vermögen der Superreichen im eigenen Land erhöhen“, sagt Chiara Putaturo.

Zahlreiche Steuerprivilegien auch in Deutschland

„Auch in Deutschland zahlen Superreiche aufgrund der ausgesetzten Vermögensteuer und zahlreicher Steuerprivilegien oft weniger Steuern und Abgaben als der Großteil der Bevölkerung, der hauptsächlich von Arbeitseinkommen lebt. Statt etwa im sozialen Bereich oder bei der Entwicklungszusammenarbeit zu kürzen, sollte die Bundesregierung endlich große Vermögen angemessen besteuern und dafür sorgen, dass Superreiche ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisten“, sagt Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland.

Der Bericht „A European Agenda to Tax the Super-Rich“ enthält einen Fahrplan für die Europäische Union und die EU-Länder zur Besteuerung von Superreichen. Oxfam fordert unter anderem eine Vermögensteuer für die Reichsten, progressive und wirksame Erbschaftsteuern sowie ein europäisches Vermögensregister.

Quelle: UD/pm
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche