„Unsinniger Bürokratieaufwand ist nicht nachhaltig“
Das Institut Bauen und Umwelt (IBU) kritisiert zwei geplante Regelungen der neuen EU-Bauproduktenverordnung: Zusatzkosten in Millionenhöhe durch Pflichtinspektionen und unrealistische „Worst-Case“-Szenarien gefährden laut IBU eine transparente und faire Nachhaltigkeitsbewertung – ohne ökologischen Mehrwert. In einem Schreiben an die EU fordert das IBU praxisnahe Nachbesserungen im Sinne der Branche.
05.08.2025
IBU engagiert sich auf EU-Ebene zur Nachbesserung bei der neuen Bauproduktenverordnung (BauPVO)
„Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Unsinnige Kostenbelastung für Bauproduktehersteller lehnen wir ab, vor allem wenn sie keinen zusätzlichen Nutzen für Nachhaltigkeit haben“, so der Geschäftsführer des Institutes Bauen und Umwelt e. V. (IBU), Florian Pronold. Das IBU vertritt damit die Interessen von über 370 Mitgliedsunternehmen aus der Baubranche, die selbst für Nachhaltigkeit und Transparenz bei ihren Bauprodukten stehen. In einem Schreiben an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und weitere politische Entscheidungsträgerinnen und -träger weist IBU-Geschäftsführer Florian Pronold auf problematische Regelungen in der neuen Bauproduktenverordnung (EU 2024/3110) hin.
Im Fokus stehen zwei geplante Regelungen:
- Die obligatorischen Erstinspektionen vor Ort („initial site inspection“) bedeuten zusätzliche Kosten und Bürokratie, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen, ohne dass dadurch die Transparenz oder Qualität der Umweltdaten tatsächlich verbessert würde. Mehrere Tausend Euro Kosten pro Produktionsstandort summieren sich europaweit auf 50 Millionen Euro Belastung – ohne dass dem ein Mehrwert für Nachhaltigkeit gegenübersteht. Über eine einmalige Vor-Ort-Inspektion können so gut wie keine Erkenntnisse für die Ökobilanzierung von Bauprodukten gewonnen werden.
- Hinzu kommt, dass der „Worst-Case-Ansatz“ zur Deklaration von Umweltwirkungen dazu führen würde, dass Hersteller künftig extrem pessimistische Szenarien angeben müssen – auch wenn diese mit der Realität nichts zu tun haben. Das untergräbt die Vergleichbarkeit von Umweltproduktdeklarationen (EPDs), erschwert Nachhaltigkeitsbewertungen und verunsichert die Hersteller unnötig. Der Trend auf dem Markt geht dahin, dass immer mehr Bauproduktehersteller sich durch nachhaltiger produzierte Produkte auszeichnen wollen. Diese Fortschritte müssen auch zukünftig sichtbar und erkennbar sein.
Das IBU betont dabei ausdrücklich, dass es die grundsätzliche Richtung der neuen BauPVO unterstützt – insbesondere die stärkere Verankerung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Leistungserklärung von Bauprodukten. Dieser Schritt ist aus Sicht des IBU richtig und wichtig. Umso entscheidender ist es, dass die konkreten Vorgaben auch praxistauglich und verhältnismäßig ausgestaltet werden.
Das IBU e. V. hat gemeinsam mit weiteren EPD-Programmhaltern das Positionspapier der ECO Platform unterzeichnet. Es fasst die gemeinsamen Bedenken zusammen und ruft zur Anpassung der kritischen Punkte auf – im Sinne eines wirkungsvollen, aber auch umsetzbaren Regulierungssystems.