Compliance als Treiber der industriellen Transformation
Weltweit steigen die Anforderungen an Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsleistung transparent nachzuweisen. Verlässliche Kennzahlen sind dabei unerlässlich, um die Einhaltung regulatorischer Vorgaben zu belegen. Für das Softwareunternehmen iPoint sind die entscheidenden Informationen dabei im Produkt selbst verankert: Lebenszyklusanalysen (Life Cycle Assessments, LCA) sind die Grundlage, um Produktportfolios gezielt zu optimieren, Umweltauswirkungen zu reduzieren und gesetzliche Vorgaben zu erfüllen.
27.05.2025

Von iPoint
Immer höhere Anforderungen an nachhaltige Produkte und Produktionsprozesse lenken den Blick zunehmend auf Umweltauswirkungen. Gesetzliche Vorgaben verlangen deshalb zunehmend die transparente Offenlegung relevanter Daten und machen sie zur Voraussetzung für den Zugang zu wichtigen Märkten. Vor diesem Hintergrund verändert sich auch die Rolle von Compliance: Was früher vor allem als notwendige Maßnahme zur Marktzulassung galt, entwickelt sich heute zu einem strategischen Handlungsfeld – eng verknüpft mit nachhaltigem Wirtschaften. Aus dieser Verbindung entsteht eine neue Dimension im Datenmanagement: die synergetische Nutzung von Compliance- und Nachhaltigkeitsinformationen. Als Vorreiter auf diesem Gebiet zeigt iPoint, dass diese integrierte Herangehensweise nicht nur regulatorischen Anforderungen gerecht wird, sondern auch erhebliche Potenziale für Zeit- und Kosteneinsparungen birgt. „Wir stehen an vorderster Front dieser Entwicklung und gestalten aktiv die Zukunft der Industrie, indem wir zeigen, wie Unternehmen nicht nur ökologische Vorteile schaffen, sondern auch wirtschaftlichen Wert durch die Integration von Nachhaltigkeit in ihre Compliance-Strategien erzielen können“, so das Unternehmen.
„Unternehmen müssen wettbewerbsfähig bleiben. Mit der Vielzahl neuer Vorschriften ist das schwierig. Aber jetzt ist es an der Zeit zu handeln, sich den Anforderungen zu stellen und sich anzupassen. Andernfalls wird es für Unternehmen teuer, und sie verlieren den Marktzugang.“ – Dave Ellis, General Manager Nordamerika bei iPoint
Transparenz und Rückverfolgbarkeit gewinnen darüber hinaus an strategischer Bedeutung, um das Produktportfolio gezielt nachhaltiger zu gestalten und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Verbraucher, Investoren, Nichtregierungsorganisationen und Behörden fordern nämlich immer häufiger detaillierte Einblicke in die Zusammensetzung und Umweltauswirkungen der Produkte, die Unternehmen herstellen und auf den Markt bringen. Im Zentrum steht dabei die Bewertung ökologischer Chancen und Risiken entlang des gesamten Produktlebenszyklus. Der bekannte Leitsatz „No data, no market“ (dt.: „Keine Daten, kein Markt“) bringt es auf den Punkt: Unternehmen müssen nicht nur potenzielle Risiken ihrer Produkte erkennen und aktiv managen, sondern auch umfassende und verlässliche Informationen zu den enthaltenen Materialien und deren Umweltauswirkungen bereitstellen.
Die Rolle des Managements im Wandel
Infolgedessen gehen immer mehr Unternehmen über reine Compliance hinaus und setzen auf integrierte Managementsysteme, die klassische Geschäftskennzahlen mit Nachhaltigkeitsindikatoren verknüpfen. Diese Entwicklung wird zunehmend zum Markenzeichen zukunftsorientierter Unternehmen.
Compliance und Nachhaltigkeit wachsen dabei immer stärker zusammen – ein Wandel, den das in Reutlingen ansässige Softwareunternehmen iPoint früh erkannt hat. „Die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und verbindlicher Standards hatte schon immer direkte finanzielle Auswirkungen, und die Vorteile ließen sich leicht quantifizieren. Umweltaspekte hingegen wurden lange Zeit als freiwillige Maßnahmen betrachtet, deren wirtschaftlicher Nutzen nicht immer sofort ersichtlich war“, erklärt Martina Prox, Director Expert Services bei iPoint
Diese Vorschriften beschränken sich nicht auf die Europäische Union:
- Gesetzliche Anforderungen wie die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) zur Emissionsberichterstattung und die aktuell in der Diskussion stehende CBAM-Regelungen (Carbon Border Adjustment Mechanism) für Stahl- und Aluminiumimporte verlangen von nicht-europäischen Lieferanten den Umstieg auf effiziente und präzise Lösungen.
- Die EU-Verordnung REACH (Registration, Evaluation, Authorization and Restriction of Chemicals) hat seit ihrem Inkrafttreten im Jahr 2007 andere Länder dazu veranlasst, ähnliche Vorschriften einzuführen.
- Proposition 65 – ein kalifornisches Gesetz, offiziell bekannt als Safe Drinking Water and Toxic Enforcement Act – ist ein weiteres Beispiel für ein „Right-to-Know“-Gesetz, das Verbraucher:innen das Recht gibt, über potenziell schädliche Chemikalien in Produkten informiert zu werden.
- Sobald Rohstoffe wie Kobalt, Wolfram, Tantal, Zinn oder Gold in der Produktion oder Lieferkette eines Unternehmens vorkommen, wird das Thema Konfliktmineralien relevant. Von der US-Dodd-Frank-Act-Vorgabe zur „Reasonable Country of Origin Inquiry“, über das CMRT (Conflict Minerals Reporting Template) der RMI (Responsible Minerals Initiative) und die OECD-Leitlinien zur Sorgfaltspflicht, bis hin zur EU-Konfliktmineralienverordnung – die Rückverfolgbarkeit kritischer Materialien wird
End-to-End Material Life Cycle Management
Doch Umdenken auf Managementebene allein reicht nicht aus – gefragt sind auch wirksame Werkzeuge, um komplexe Anforderungen effizient und belastbar in die Praxis zu übertragen. Hier kommt Digitalisierung ins Spiel: Digitale Lösungen und Automatisierung entfalten gerade dort ihre Stärken, wo es darum geht, komplexe Datenmengen beherrschbar zu machen. Denn ohne leistungsfähige Software ist es kaum möglich, die schiere Menge an Produkten, Bauteilen, Lieferanteninformationen und regulatorischen Anforderungen korrekt abzubilden und effizient zu steuern.
Die Softwarelösung iPoint Product Sustainability unterstützt Unternehmen dabei, Lebenszyklusanalysen (LCA) und CO2-Fußabdruckberechnungen für Produkte (Product Carbon Footprinting, PCF) auf Basis detaillierter Material- und Stoffdaten automatisiert und skalierbar durchzuführen. Sie ermöglicht es, Umweltleistungsmessungen (Environmental Performance Measurement, EPM) sowie tiefgreifende Freigabeprozesse in sämtliche Geschäftsabläufe zu integrieren – und trägt so zur Einhaltung der ESG-Berichtspflichten bei. Ein weiterer Vorteil: Unterschiedliche Akteure können nahtlos entlang der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. Neue und bestehende Materialien und Substanzen lassen sich zentral analysieren, bewerten und freigeben. Ein effektiver Freigabeprozess ist dabei essenziell – besonders in Fertigungsunternehmen. Bereits in den frühen Phasen des Produktentwicklungszyklus prüfen Produktdesigner und Ingenieure die Materialspezifikationen, Testergebnisse sowie die Qualität und Umweltauswirkungen eines Materials. So wird frühzeitig sichergestellt, dass nur geeignete, regelkonforme und nachhaltige Materialien zum Einsatz kommen.
Zudem erhalten Nutzer einen schnellen Zugriff auf relevante LCA-Ergebnisse und können mühelos eigene Analysen sowie Variationsszenarien durchführen. Dadurch entfallen zeitaufwendige Einzelanfragen an LCA-Experten. Weiterhin reduziert die integrierte Smart-Mapping-Funktion den manuellen Aufwand bei der Zuordnung von Materialien zu Umweltwirkungen oder Sekundärdatensätzen und beschleunigt so den gesamten Analyseprozess. Darüber hinaus sind die erfassten Daten flexibel wiederverwendbar: Vernetzte Datenbanken ermöglichen eine effiziente Übertragung auf neue Produkte oder Produktgruppen – ohne jeden Fall einzeln analysieren zu müssen. Besonders bei großen Produktportfolios ist dies ein entscheidender Effizienzgewinn.
Der Teufel steckt im Detail
So ist beispielsweise die Identifizierung von Emissions-Hotspots entscheidend, um wirksame Maßnahmen zur Reduktion der Umweltbelastung abzuleiten. Häufig zeigt sich dabei, dass das eingesetzte Material der größten Treiber für den CO2-Fußabdruck eines Produktes ist. Eine detaillierte Analyse macht dann deutlich, welche spezifischen Materialien und Prozesse besonders stark zur Klimabilanz beitragen. In vielen Branchen zählen neben Kunststoffen vor allem Metalle wie Stahl und Aluminium zu den Hauptverursachern.
Sobald diese kritischen Materialien identifiziert sind, generiert die Software auf Basis intelligenter Klassifizierungsvorschläge automatisch die passenden LCA-Datensätze. Nutzer können diese individuell bestätigen oder anpassen. Sobald eine Klassifizierung definiert wurde, lässt sie sich auf alle Materialien derselben Kategorie übertragen. Das spart Zeit und reduziert manuelle Arbeit – besonders bei komplexen Produkten mit vielen Einzelteilen ist das ein erheblicher Effizienzgewinn.
Im nächsten Schritt wird das gesamte Produktportfolio umfassend bewertet. Die ermittelten Emissions-Hotspots dienen als Ausgangspunkt für gezielte Optimierungen. Mit Hilfe der Software lassen sich Referenzvarianten einfach duplizieren und anpassen, um verschiedene Alternativen zu analysieren – noch bevor konkrete Änderungen in der Produktion umgesetzt werden.
Produktentwickler stehen dabei zahlreiche Stellschrauben zur Verfügung: Sie können etwa Stücklisten anpassen, Produktionsprozesse verändern oder das Materialgewicht reduzieren, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. Mit wenigen Klicks lassen sich relevante Parameter variieren und Varianten direkt miteinander vergleichen.
Ein konkretes Beispiel: Durch Erhöhung des Rezyklatanteils in einem Kunststoffmaterial lässt sich der CO2-Fußabdruck eines Produkts deutlich senken. Der Vergleich zur ursprünglichen Variante zeigt klar den positiven Effekt. In diesem Fall erweisen sich die Reduzierung des Materialgewichts und der verstärkte Einsatz von Rezyklaten als zentrale Maßnahmen eines effektiven Eco-Designs.

Proaktives Handeln statt gesetzlichem Zwang
Gerade in der Automobilindustrie wird deutlich, wie wichtig vorausschauendes Handeln für nachhaltigen und wirtschaftlichen Erfolg ist. Bereits seit einiger Zeit gelten in der Branche verbindliche Vorschriften, die eine höhere Datentransparenz verlangen – etwa in Bezug auf eingesetzte Materialien und deren Umweltauswirkungen. Der gezielte Einsatz nachhaltiger, recycelbarer und wiederverwendbarer Materialien ist dabei ein zentraler Hebel zur Erreichung der Ziele der Kreislaufwirtschaft.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Nachhaltigkeitsstrategien führender Automobilhersteller (OEMs – Original Equipment Manufacturers) wie Daimler, Ford, GM, Toyota und Volvo wieder. Ihre Ambitionen gehen weit über die Reduzierung von Emissionen bei Neufahrzeugen hinaus: Sie verfolgen die vollständige Dekarbonisierung aller eingesetzten Materialien, setzen auf klimaneutrale Produktionsprozesse und treiben die Verbesserung der Verkehrssicherheit voran – mit dem Ziel einer ressourcenschonenden, emissionsfreien Mobilität.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor dabei ist die frühzeitige Auswahl sicherer sowie nachhaltiger Materialien und Chemikalien – im Sinne von „Design for Compliance“ und „Design for Sustainability“. Unternehmen, die diese Aspekte bereits in der Produktentwicklung berücksichtigen und nicht erst auf gesetzliche Vorgaben reagieren, minimieren nicht nur das Risiko kostspieliger Anpassungen zu einem späteren Zeitpunkt, sondern verschaffen sich auch einen klaren zeitlichen und wirtschaftlichen Vorsprung. Denn je früher Nachhaltigkeit und Compliance im Produktdesign verankert sind, desto effizienter und reibungsloser verlaufen Entwicklung und Produktion.
„Umweltaspekte […] wurden lange Zeit als freiwillige Maßnahmen betrachtet, deren wirtschaftlicher Nutzen nicht immer sofort ersichtlich war.“ – Martina Prox, Director Expert Services bei iPoint
Bereits auf mehreren Ebenen lässt sich diese Entwicklung beobachten: auf EU-Ebene, in US-Bundesstaaten wie Kalifornien, Washington, Maine und Minnesota sowie in den Strategien vieler Unternehmen. Um Risiken wie verspätete Designänderungen oder regulatorische Nichteinhaltung zu vermeiden, integrieren immer mehr OEMs und Zulieferer den Compliance-Status von Materialien frühzeitig in ihre Design- und Entwicklungsprozesse.
Darüber hinaus ist das Materialmanagement auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht von zentraler Bedeutung. In der Elektronikindustrie machen Rohstoffkosten beispielsweise rund 40 Prozent der Produktionskosten aus, im Automobilsektor sogar über 70 Prozent. Eine effiziente Steuerung von Materialeinsatz, -kosten und -abfällen wirkt sich daher direkt auf die Rentabilität aus. Bereits eine Reduktion der Materialkosten um zwei bis drei Prozent kann bei einem großen OEM Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen. In diesem Kontext spielt ein durchgängiger Material- und Stoffmanagementprozess eine Schlüsselrolle, da er weit über die Einhaltung von Material-Compliance-Vorschriften hinausgehende Vorteile bieten kann.