Heiligendamm: Afrikas Gesundheitsvorsorge als Thema

Afrikas Gesundheitsvorsorge wird auch beim diesjährigen G8-Treffen wieder auf die Tagesordnung gebracht. Die Industrieländer sollen daran erinnert werden, dass sie beim Treffen in Gleneagles vor zwei Jahren erklärt hatten, Regierungen, die bereit wären eine medizinische Grundversorgung kostenfrei anzubieten, zu unterstützen.

06.06.2007

Die Kindernothilfe begrüßt die von der Bundesregierung zugesagten 750 Millionen Euro zusätzlicher Entwicklungshilfe. Die anderen Gipfel-Staaten sollten diesem guten Beispiel folgen und nun auch mehr Geld als bisher für den Kampf gegen Armut und Aids zur Verfügung stellen. "Ohne zusätzliche Unterstützung wird die Zahl der Aidswaisen von heute 15 Millionen auf mehr als 25 Millionen steigen", so Frank Mischo, Aids-Experte der Kindernothilfe. Die führenden Industrienationen müssten acht bis zehn Milliarden US-Dollar jährlich zusätzlich aufbringen, um die Pandemie einzudämmen.
 
Die Zahl der Aidswaisen wird sich von heute bis 2010 von 15 auf 25 Millionen Kinder unter 15 Jahren steigern, wenn es keine weiteren Anstrengungen der Staatengemeinschaft gibt. "Die Staats- und Regierungschefs müssen gemachte Zusagen einhalten. Sie haben sich mit den Milleniumszielen verpflichtet, Armut und Aids einzudämmen", so Frank Mischo.
 
"Geschehen ist allerdings sehr wenig, denn immer noch sterben Afrikaner an einfachen Erkrankungen wie etwa Durchfall", so Alice Schmidt, Health Advocacy Adviser von Save The Children UK, im Interview. "Mit der Ausnahme von ländlichen Gebieten in Sambia ist sonst nicht sehr viel geschehen", erklärte Schmidt. "Jedes Jahr sterben in Afrika 300.000 Kinder an Krankheiten, die sowohl vermeidbar als auch ganz leicht behandelbar wären." Das Ganze habe auch sehr viel mit dem Thema Gesundheitspersonal zu tun, weil es in vielen Ländern kaum Krankenschwestern, geschweige denn genug Ärzte gibt und die wenigen, die noch motiviert sind zu bleiben, oft nicht bezahlt werden. "Das wiederum macht das Abschaffen von Gebühren - also auch von den inoffiziellen - fast unmöglich", so Schmidt, die selbst in Liberia und Sierra Leone tätig war.

Es sei dringend notwendig Gesundheitssysteme zu reformieren, erklärt Schmidt, die das Anerkennen dieser Problematik seitens der G8 als Zeichen von Fortschritt wertet. "Für solche umfassenden Veränderungen ist allerdings sehr viel Geld erforderlich", meint die Expertin. Eine klare Schwachstelle der Gesundheits-Initiative "Providing for Health", welche von der Deutschen Regierung im Rahmen der G8 vorangetrieben wird, ist, dass sie sich mit Details befasst, die den afrikanischen Ländern selbst überlassen bleiben sollten. "Dies ist tragisch, da die mächtigsten Staaten der Welt, wie sie eben die G8 sind, finanziell und politisch in der Lage wären, die Systeme grundlegend zu verändern", meint Schmidt. Dies werde zum Beispiel deutlich, wenn es um die Wahl eines konkreten Gesundheitssystems zur Lösung der Probleme in Afrika geht.

Uneinigkeit herrscht nämlich gerade bei der Wahl eines geeigneten Modells. Hier gebe es zum Beispiel große Differenzen zwischen Großbritannien und Deutschland. "Beide Länder versuchen, ihre jeweiligen Systeme der Gesundheitsfinanzierung zu pushen", erklärt Schmidt. Dass soziale Krankenversicherung wie sie in Deutschland funktioniere allerdings nicht auf afrikanische Verhältnisse passe, scheint von der Deutschen Regierung derzeit ignoriert zu werden. Aus Afrika sind inzwischen klare Signale gekommen: Eine African Health Strategy, die im Rahmen der Afrikanischen Union von lokalen Regierungen erstellt wurde, zeigt auf, was in einzelnen Staaten zu tun ist. "Ärgerlich ist, dass gerade diese Strategie von den G8 und ihren Verantwortlichen ignoriert wird", meint Schmidt. Das Versprechen der großen Industrienationen, sich dem Thema Afrika zu widmen, dürfe kein leeres bleiben. Und das wolle die Organisation "Save The Children" beim G8-Gipfel deutlich machen, meint Schmidt abschließend im Gespräch.
Quelle: UD / pte
 
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