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Rettet die Schoko-Weihnachtsmänner: Auch Saisonware verdient eine zweite Chance

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, es kommen auch Lebkuchen, Spekulatius und andere weihnachtliche Leckereien zurück in die Supermarktregale. Hinzu kommen rund 151 Millionen in Deutschland hergestellte Schoko-Weihnachtsmänner, von denen zirka 100 Millionen Stück für den deutschen Markt bestimmt sind. Aber was passiert mit all den unverkauften Weihnachtsmännern, Zimtsternen und Co., wenn der Weihnachtszauber verflogen ist? Das schwedische Unternehmen Motatos hat sich ihrer Rettung verschrieben.

22.12.2020

Rettet die Schoko-Weihnachtsmänner: Auch Saisonware verdient eine zweite Chance zoom
Erik, Karl und Ulf sind die Gründer von Motatos.

Von Alexander Holzknecht, Country Manager Germany bei Motatos

Ein landläufiger Mythos, dass aus den verschmähten Schoko-Weihnachtsmännern die Schoko-Osterhasen der kommenden Saison werden, hält sich hartnäckig. Immerhin wohnt dieser Theorie – wenn auch unbeabsichtigt – der Gedanke der Wiederverwertung und der Ressourcenschonung inne, das tatsächliche Schicksal der Weihnachtsreste ist jedoch weitaus trauriger.

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Zigtausend Tonnen Saisonware – das Weihnachtsgeschäft „fällt ins Gewicht“

In der Weihnachtssaison 2018 wurden in Deutschland ca. 44.000 Tonnen Weihnachtssüßigkeiten verkauft. Etwa 10.000 Tonnen – und damit am beliebtesten – entfielen auf Schokoladenfiguren wie Weihnachtsmänner. Hinzu kommen unzählige weihnachtliche „Limited Editions“ oder Produkte in saisonalen Verpackungen, wie etwa Bratapfel-Tee oder die Cola in der Weihnachtsflasche. Die genaue Gesamtmenge an Produkten, die nach den Feiertagen noch in den Lagern der Produzenten und Regalen der Händler steht, ist nicht bekannt, denn Überschüsse werden selten publik gemacht. Supermärkte und Discounter versuchen es in den Tagen nach dem Fest der Liebe mit satten Rabatten, trotzdem bleibt weiterhin ein großer Teil der Ware übrig.

Zwar richtet sich die Produktionsplanung vieler Hersteller nach den eingehenden Bestellungen der Handelspartner und langjährigen Erfahrungswerten, dennoch ist dies keine Garantie für eine kalkulierbar geringe Menge an unverkauften Saisonprodukten. Um das Risiko von Lieferengpässen zu minimieren wird zudem in der Regel mehr als nötig produziert.

Wohin mit den Resten?

Der Überschuss stellt Hersteller wie Händler vor ein weiteres Problem, denn was lagert, benötigt Platz. Was Platz benötigt, kostet Geld. Neben den bereits erwähnten Rabattaktionen verschenken Supermärkte und Discounter die Saisonprodukte an die eigenen Mitarbeiter oder spenden sie ehrenamtlichen Organisationen wie Die Tafel, um ihre Lager zu leeren. Was darüber hinaus übrig geblieben ist, landet in den meisten Fällen im Müll.

Ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung gibt es in Deutschland bisher nicht. Zwar trat Ende Oktober 2020 eine Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetz in Kraft, das auf einen verantwortungsvolleren Umgang mit den Ressourcen pocht. Dennoch wird weiterhin „nur“ auf eine Obhutspflicht anstelle konkreter Sanktionen gesetzt. Ein Produkt dürfe nur als letzte Option als Abfall verwertet werden, wenn Nutzung, Verkauf oder Spende des Artikels technisch oder rechtlich nicht mehr möglich oder wirtschaftlich nicht mehr zumutbar seien. Was konkret zumutbar ist, regelt das Gesetz nicht.

Andere Länder, andere Sitten, aber keine Lösung

Anders in Frankreich, dort müssen Supermärkte mit einer Ladenfläche von mehr als 400 Quadratmeter seit 2016 unverkaufte Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen wie die Tafeln spenden. Das hat zu einem deutlichen Anstieg der Spenden geführt, das eigentliche Problem des Überschusses aber nur verschoben, nicht aufgehoben. Für einen solchen Fall wären die deutschen Tafeln kaum gewappnet, denn sie haben ihre derzeitigen Kapazitäten längst erreicht und könnten zusätzlich anfallenden Mengen Lebensmittel nicht effizient verteilen.

Zweites Leben für erstklassige Produkte

Doch zurück zu Schoko-Weihnachtsmann, Marzipankartoffel und Co.: Dass sie am Ende womöglich doch noch jemand isst, haben sie dem 2014 in Schweden (als Matsmart) gegründeten Unternehmen Motatos zu verdanken. Das Geschäftsmodell ist einfach, aber effektiv: Der Online-Supermarkt kauft internationalen Lebensmittelproduzenten wie Coca-Cola, Dr. Oetker und Unilever Produkte ab, die z.B. aufgrund von falsch bedruckten Verpackungen oder saisonalen Trends nicht in den Supermarktverkauf gebracht werden können und sonst weggeschmissen würden. Durch den Rückhalt von Investoren wie D-Ax, Ingka Group (IKEA), LeadX Capital (Metro Group), Norrsken Foundation und Northzone widmet sich Motatos erfolgreich der Mission Lebensmittel-Rettung.

Verbraucher können so ihren Beitrag dazu leisten, dass weniger Lebensmittel im Müll landen – damit Weihnachten kein Fest der Verschwendung wird. Dabei sparen sie auch noch Geld, da die Ware vergünstigt angeboten werden kann. Passend zum Fest kann man neben Gutes tun. Und es war nie so einfach, denn sind wir mal ehrlich: So ein Schoko-Weihnachtsmann, Gewürzspekulatius oder Lebkuchen schmecken auch im Januar noch ganz wunderbar!

Über Motatos

Motatos ist ein schwedisches E-Commerce-Unternehmen mit einer Mission: Lebensmittel aus Überproduktionen vor der Entsorgung zu retten, indem sie online zu vergünstigten Preisen weiterverkauft werden. Der Online-Marktplatz kauft internationalen Lebensmittelproduzenten Produkte ab, die zum Beispiel aufgrund von falsch bedruckten Verpackungen oder saisonalen Trends nicht in den Supermarktverkauf gebracht werden können und sonst unter Umständen weggeschmissen würden. Darunter sind Produkte von Coca Cola, Dr. Oetker und Unilever. Durch den Weiterverkauf der Waren werden weniger Produkte entsorgt und der CO2-Ausstoß, der durch Lebensmittelverschwendung entsteht, reduziert. Seit April 2020 ist Motatos nach Schweden, Finnland und Dänemark auch in Deutschland verfügbar.

Das 2014 von Karl Andersson, Erik Södergren und Ulf Skagerström unter dem Namen Matsmart gegründete Unternehmen ist der nordische Marktführer in seinem Bereich und hat seit seiner Gründung über 35 Milionen Euro an Kapital von externen Investoren erhalten. Matsmart wird unter anderem von D-Ax, Ingka Group (IKEA), LeadX Capital (Metro Group), Norrsken Foundation und Northzone unterstützt.

Alexander Holzknecht

Über den Autor Alexander Holzknecht

Alexander Holzknecht ist der Country Manager Deutschlands bei Motatos. 2003 machte Holzknecht seinen Abschluss an der Handelsakademie in Innsbruck. Danach folgten ein Studium an der Leopold-Franzens Universität in Innsbruck (Business Administration & Wirtschaft) und an der Universität New Orleans (Marketing & Sales). Nach seinem Studium war er in verschiedenen Funktionen mehr als sieben Jahre für das Berliner Startup brands4friends tätig.

Quelle: UD
 

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