Produktion

Tierrechtsorganisationen kämpfen für Tierwohl

Die Grüne Woche ist auch in diesem Jahr mehr als eine bloße Verbrauchermesse. Sie ist unter anderem Bühne für die weltweit größte Konferenz der Agrarminister mit ca. 70 Landwirtschaftsministern. Die nicht öffentlichen Gespräche werden entscheidende Weichen für die zukünftige Landwirtschaft stellen. Tierrechtsorganisationen fordern daher das Ende der Massentierhaltung.

21.01.2019

Tierrechtsorganisationen kämpfen für Tierwohl

Im Rahmen der diesjährigen Internationalen Grünen Woche in Berlin erneuert das Deutsche Tierschutzbüro seine Kritik an der Landwirtschaftsmesse. Die Tierrechtsorganisation sieht die Grüne Woche als Veranstaltung der Agrarlobby, die massenhaftes Tierleid in der Massentierhaltung weiter fördert. Das Deutsche Tierschutzbüro verurteilt die Beschönigung der Nutztierindustrie durch einen Grünen Anstrich, mit dem das Leid und die Qual der Tiere in der Massentierhaltung verschleiert wird: Anstatt dass Landwirtschaft und Politik endlich Maßnahmen für besseren Tierschutz ergreifen, beförderten sie mit der Grünen Woche neue Innovationen, um Tiere noch effektiver in der Massentierhaltung auszubeuten.

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Das Deutsche Tierschutzbüro verurteilt auch die Zurschaustellung lebender Tiere, die in den letzten Jahren, nach Aussagen der Aussteller, teilweise direkt im Nachgang in der Schlachtung endeten. „Die Grüne Woche war und ist eine reine Veranstaltung zur Beweihräucherung der Agrarlobby und zur positiven Darstellung der Massentierhaltung. Anstatt solcher scheinheiligen Prestigeveranstaltungen brauchen wir endlich wirksame Maßnahmen für mehr Tierschutz und ein Ende der Massentierhaltung, wie wir sie heute erleben“, so Fabian Steinecke, Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbüros.

Kritik an Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft

Neben der Veranstaltung an sich kritisiert das Deutsche Tierschutzbüro auch die Rolle und das Verhalten der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner. Anstatt effektive Maßnahmen für mehr Tierschutz und eine tierqualfreie Landwirtschaft zu fördern, agiere sie offensichtlich geleitet durch die Interessen der Agrarlobby. Von ihr voran getriebene Initiativen wie das Tierwohllabel stünden schon vor dem Start von vielen Seiten in der Kritik und seien mehr populistische Maßnahmen, als dass sie wirkliche Verbesserung für die Situation der Tiere tragen würden.

Auch die kürzlich verlängerte Frist für die betäubungslose Ferkelkastration; die immer wieder aufgedeckten grausamen Zustände in deutschen Anlagen der Massentierhaltung und Schlachthöfen; oder die im letzten Jahr veröffentlichten und beschämenden Zahlen über Kontrollen in deutschen Tierhaltungsbetrieben, die im Schnitt nur alle 17 Jahre stattfinden, zeugen von der Willenlosigkeit Klöckners, etwas für das Wohl der Tiere zu tun, so das Deutsche Tierschutzbüro. Im Gegensatz dazu stehe die durchgängige Unterstützung der Agrarlobby. „Auch in diesem Jahr wird das Bundeslandwirtschaftsministerium die Grüne Woche wieder für leere Worthülsen und Versprechungen nutzen, die am Ende zu keinerlei Veränderungen oder gar Verbesserungen führen. Julia Klöckner handelt offensichtlich nur im Interesse der Agrarlobby und kümmert sich nicht ansatzweise um das Wohl der Tiere“, sagt Fabian Steinecke.

Demonstration gegen Käfighaltung

Auch die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN ist bei der Grünen Woche dabei. Bei der „Wir haben es satt“-Demonstration trat die Organisation mit einem digitalen 3D-Truck für ein Ende der Käfighaltung von Nutztieren in der EU ein. Der Appell lautet: End the cage age! Die anstehende EU-Agrarreform werde zeigen, ob unsere Landwirtschaft künftig weiterhin auf Export und Billigproduktion ausgerichtet werden soll oder ob man die großen Herausforderungen im Klima-, Umwelt- und Tierschutz angeht, heißt es von VIER PFOTEN: 60 Milliarden Euro und damit das größte Einzelbudget des EU-Haushalts geht in die Landwirtschaft. Die deutsche Agrarministerin Julia Klöckner und die Bunderegierung haben deswegen eine große Verantwortung für die Mittelverteilung und müssen jetzt starke Impulse für eine tierfreundliche und nachhaltige Landwirtschaft setzen.

VIER PFOTEN fordert die Bundesregierung daher auf, endlich die Agrarwende einzuleiten – mit diesen fünf einfachen Schritten: 

  • Verbot tierschutzwidriger Praktiken in der Tierhaltung! Käfighaltung von Nutztieren muss national und EU-weit verboten werden. Hierzu unterstützt VIER PFOTEN die Europäische Bürgerinitiative „End The Cage Age“
  • Stopp aller geplanten tierquälerischen Haltungssysteme! 
  • Umbau bestehender Haltungspraktiken – hin zu artgemäßen Systemen!
  • Kopplung der Vergabe von Fördermitteln an die verantwortungsvolle Beachtung des Tierwohls! Das bisherige Gießkannenprinzip nutzt weder Betrieben, noch Tieren – und schon gar nicht den Verbrauchern.
  • Beschluss der gesetzlichen Haltungskennzeichnung für alle tierischen Produkte! 

Ina Müller-Arnke, Agraringenieurin und Nutztierexpertin bei VIER PFOTEN: „Das sogenannte staatliche Tierwohllabel, wie Ministerin Klöckner es durchsetzen möchte, hat mit echtem Tierwohl nichts zu tun. Wer ernsthaft und flächendeckend die gravierenden Missstände in Nutztierhaltung, Transport und Schlachtung angehen will, braucht mehr als eine reine Alibi-Kennzeichnung. Dazu gehören strengere gesetzliche Anforderungen sowie mehr und bessere Kontrollen, die zu Konsequenzen in beanstandeten Tierhaltungen führen müssen.“

Quelle: UD/pm
 

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