Produktion

CO2-reduzierte Produktion bei BMW

Jury Witschnig ist Leiter Nachhaltigkeitsstrategie Produkt und Produktion bei der BMW Group. Im Interview schildert er, warum eine CO2-reduzierte Produktion grundlegend ist, um der Verantwortung der BWW Group im Bereich Nachhaltigkeit umfassend gerecht zu werden.

23.07.2019

CO2-reduzierte Produktion bei BMW zoom

Hallo Herr Witschnig. In Deutschland gibt es das Sprichwort „Alles oder Nichts“. Damit soll in etwa ausgesagt werden: Wenn du dir ein Ziel setzt, solltest du es auch voll umfänglich erreichen … 

Jury Witschnig: … dann bin ich kein Freund dieses Spruchs. Denn gerade im Bereich Nachhaltigkeit ist jedes Teilziel, das wir erreichen, ein Gewinn. Wer von Anfang an sagt: Wir setzen uns nur Ziele, wenn wir diese absolut erreichen, trägt ein zu hohes Risiko, letztlich nichts zu bewegen. Dann hätten wir vielleicht gar nicht versucht, bei unserem Werk in Südafrika die Hinterlassenschaften von fast 40.000 Rindern zu nutzen, um einen Teil des Energiebedarfs unseres dortigen Werkes zu decken - immerhin erreichen wir dabei mittlerweile fast 40 Prozent. Und wir hätten nicht schon vor Jahren damit begonnen, bei allen unseren Standorten weltweit auf erneuerbare Energien zu setzen – hier liegt der Anteil jetzt bei 79 Prozent. Tendenz: Weiter steigend. Oder wir hätten keine Erfahrungen gesammelt, wie wir hier in München den bei der Produktion entstehenden Abfall wiederverwerten. Mittlerweile liegt der Anteil hier schon bei 99,8 Prozent! Das alles heißt nicht, dass wir uns nicht weitere und im Vergleich zu manch anderen Unternehmen sogar extrem hohe Ziele setzen. Wir wollen diese 100 Prozent! Aller Voraussicht nach werden wir beispielsweise schon in einigen Jahren unsere gesamte Energie aus nachhaltigen Quellen beziehen. Aber wir warten eben nicht ab, sondern gehen nötigenfalls Teilschritte.

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In vielen Nachhaltigkeitsberichten heißt es, Klimaschutz ist nur zielführend, wenn er ganzheitlich gedacht und angegangen wird.

Witschnig: Auch das ist mir zu verkürzt: Klimaschutz an sich ist immer zielführend. Jeder Schritt zählt. Allerdings wäre es in der Tat zu kurzsichtig, sich nur auf das Fahren, also den mittleren Teil des Lebenszyklus eines BMW oder MINI zu sehen. Es ist Teil unserer Verantwortung, dass wir energieeffizient produzieren und wir müssen in unsere Nachhaltigkeitsberechnungen mit einbeziehen, dass ein Fahrzeug am Ende seiner Tage auch effizient recycelt wird. Beides muss übrigens nicht allein aus Gründen des Umweltschutzes, sondern auch, weil es natürlich auch betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, möglichst wenig Ressourcen zu verbrauchen und wertvolle Ressourcen zurückzugewinnen.

Wenn es um die Nachhaltigkeit eines Fahrzeugs geht, sehen die meisten Menschen nur seine Emissionen und achten kaum auf den Ressourcenverbrauch in der Produktion.

Witschnig: Dass ein Premiumhersteller wie die BMW Group neben Sicherheit, Komfort und Fahrspaß seine Fahrzeuge auch auf geringstmöglichen Verbrauch hin optimiert und hier eine Vorreiterrolle übernimmt, ist selbstverständlich. Und dass das für Kunden nicht unbedingt im Vordergrund steht, ist nachvollziehbar. Aber wir als BMW Group haben das Selbstverständnis, auch in der Produktion alle Stellschrauben ausfindig zu machen und unsere Erfahrung und unser Wissen zugunsten der Ressourceneffizienz einzusetzen.

Mit welchem Ergebnis?

Witschnig: Ein aktuelles Beispiel: Im vergangenen Jahr konnten wir den relativen Verbrauch der CO2-Emissionen, die für ein von uns produziertes Fahrzeug anfallen, im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 2,4 Prozent senken. Wir benötigen nun nur noch 0,4 Tonnen pro Fahrzeug. Das ist Rekord. Wenn wir einen längeren Zeitraum betrachten summiert sich diese Entwicklung beachtlich: Allein in den letzten fünf Jahren haben wir eine Reduzierung der CO2 Emissionen von fast 40 Prozent erreicht. Und auch beim Energieverbrauch haben wir ein bislang einmaliges Ergebnis erzielt: Wir benötigen nur noch 2,1 Megawattstunden pro Fahrzeug. Das sind 2,3 Prozent weniger als 2017 und 38 Prozent weniger als 2006, unserem Referenzjahr der Nachhaltigkeitsziele in der Produktion.

Die BMW Group hat es sich zur Aufgabe gemacht, so viel Sekundärrohstoffe wie möglich einzusetzen.

Witschnig: Auch hier ein Beispiel: Wo immer es technisch, wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll und sozial vertretbar ist, ersetzen wir Kunststoffe durch nachwachsende Rohstoffe. Die Stützen der Türverkleidungen im BMW i3, BMW 7er und BMW 5er beispielsweise haben wir durch Naturfasern ersetzt. Und wir nutzen ein durchdachtes Lebenszyklusmanagementsystem. Seit fast zehn Jahren erfüllen alle Fahrzeuge der BMW Group die weltweit striktesten gesetzlichen Anforderungen zur Verwertung von Altfahrzeugen, Komponenten und Materialien. So erreichen wir eine Gesamtverwertungsquote von 95 Prozent.

Ist der Ressourcenverbrauch auch ein Grund, warum Sie auch bei der Entwicklung und Produktion der BMW Elektrofahrzeuge besonders strenge Maßstäbe anlegen?

Witschnig: Elektrofahrzeuge punkten im Vergleich zu einem Benziner oder Diesel schon heute mit einem deutlich niedrigeren CO2-Fußabdruck. Das erreichen wir aber nur, indem wir sehr genau hinsehen bei der Gestaltung dieser Antriebe. Die BMW Group hat sich deshalb eine strenge Vorgabe gegeben. Sie stellt sicher, dass ein Elektroauto im Betrieb und bei der Herstellung das Klima geringer belastet als ein Vergleichsfahrzeug mit konventionellem Antrieb. So können wir gewährleisten, dass ein von uns produziertes Elektrofahrzeug das Klima glaubhaft und nachweislich schont.

Das Interview erschien im Original auf SUSTAINABILITY NEWS. von BMW

Quelle: UD/cp
 

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