Produktion

Mangelnde Internationalisierung wird zur Beschäftigungsbremse

Die deutsche Automobilindustrie strotzt förmlich vor internationaler Wettbewerbsfähigkeit. 90 Prozent der mit deutschem Markenlogo weltweit produzierten Fahrzeuge sind mittlerweile für ausländische Märkte bestimmt. Dies unterstreicht die überragende internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche, zugleich ist es ein Indiz für eine immense Abhängigkeit. Dies sind die Ergebnisse einer Studie des Chemnitz Automotive Institute (CATI).

21.07.2015

Mangelnde Internationalisierung wird zur Beschäftigungsbremse zoom
Volkswagen produziert am Standort Uitenhage bei Port Elizabeth mit 4.100 Mitarbeitern jährlich rund 550.000 Fahrrzeuge.

„Das Risiko für die heimischen Standorte und Arbeitsplätze besteht nicht darin, dass Hersteller und Zulieferer zunehmend im Ausland produzieren, sondern vielmehr darin, dass sich das erfolgreiche Modell aus Auslandsproduktion und Export nicht ungebrochen und für alle Beteiligten in gleicher Weise fortsetzen lässt“, so Prof. Dr. Werner Olle, Direktoriumsmitglied des CATI, in der aktuellen Studie mit dem Titel „Investitionen folgen dem Wachstum“.

Bei den Automobilherstellern liegt der Anteil der Auslands- an der Gesamtproduktion im Premium-Segment bei Werten um die 40 Prozent (BMW/Daimler), im Volumen-Segment (Volkswagen PKW) schon bei 80 Prozent. „Automobilhersteller produzieren in den Märkten, wo die Nachfrage noch nachhaltig steigt. Und dies ist in den klassischen Industrieländern wie Deutschland nicht mehr der Fall“, so Prof. Olle. Diese Internationalisierung habe in den letzten zwei Jahrzehnten den heimischen Automobilstandorten in Summe nicht geschadet, sondern diese durch ergänzende Zulieferungen, neue Exportchancen, aber auch die Fähigkeit zur Mischkalkulation nachhaltig gestützt.

Und die Zulieferindustrie? „Alle großen deutschen Automobilzulieferer - von Continental über Mahle und Brose bis zu Dräxlmaier und Webasto -, die in bestimmten Produktbereichen durch Innovationsführerschaft hohe Weltmarktanteile behaupten, sind längst selbst global champions geworden und in ihrem Internationalisierungsgrad sogar den Automobilherstellern überlegen“, mein der Autor der CATI-Studie. Bei diesen Unternehmen seien heute schon durchschnittlich ca. 65 Prozent der Mitarbeiter im Ausland tätig.

Doch am unteren Ende der Zulieferpyramide, bei den kleinen und mittleren Unternehmen, sieht CATI erheblichen Handlungsbedarf. „Weit unterdurchschnittliche Exportquoten, Zielmärkte überwiegend im Euro-Raum, äußerst geringe eigene Auslandsengagements – dieses Bild fällt für die Zulieferindustrie in den neuen Bundesländern noch negativer aus“, schätzt Prof. Olle ein. „Im Zeitstrahl bis 2020 erwarten wir noch keine gravierenden Auswirkungen. Bleiben jedoch Fortschritte in der Globalisierung des Mittelstandes aus, sind Risiken für die inländischen Standorte und Arbeitsplätze unumgänglich. Dieses Gefährdungspotenzial ist für die mittelständischen Zulieferbetriebe in den neuen Bundesländern besonders hoch“, so das warnende Fazit von Prof. Olle.

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„Diese Studie kommt zur rechten Zeit, da Fortschritte in der Internationalisierung eines zeitlichen Vorlaufs bedürfen“, ergänzt Prof. Dr. Christoph Igel, ebenfalls Mitglied des CATI-Direktoriums und Direktor der TUCed – Institut für Weiterbildung GmbH an der TU Chemnitz. Die jüngste Studie von CATI komme auch pünktlich im Vorfeld des diesjährigen Kongresses des Automobilclusters Ostdeutschland (ACOD) am 15. Juli im Porsche Werk Leipzig, der unter dem Motto steht: „Internationalisierung in der Automobilzulieferindustrie“.

Stichwort: Chemnitz Automotive Institute

Das 2015 gegründete CATI unter Leitung der Professoren Dr. Egon Müller, Dr. Werner Olle und Dr. Christoph Igel entwickelt ein eigenständiges Profil und orientiert sich dabei am Gestaltungsbedarf der Automobilbranche, der aus den drei großen Herausforderungen Internationalisierung, Innovation und demographischer Wandel resultiert. In dieser strategischen Ausrichtung initiiert, betreibt und bündelt CATI Forschungsarbeiten auf den Gebieten Automobil-Wirtschaft, Automobil-Fabrik und Automobil-Logistik unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung und Erprobung sowie des Transfers von Prozessinnovationen.

Auf Grund der hohen Bedeutung des Innovations- und Wissenstransfers wurde das Chemnitz Automotive Institute als eigenständiger Geschäftsbereich in ein An-Institut der Technischen Universität Chemnitz integriert: die TUCed - Institut für Weiterbildung GmbH. Diese Konstellation ermöglicht die enge Verzahnung mit anderen Instituten der Universität wie z.B. dem Institut für Betriebswissenschaften und Fabriksysteme. CATI kooperiert mit zahlreichen Praxispartnern, mit dem Verband der Automobilindustrie e.V. und dem Automotive Cluster Ostdeutschland als institutionelle Branchenverbände sowie mit Vertretern verschiedener Institutionen angewandter Forschung.

Quelle: UD/pm
 

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