Lieferkette

Massive Ausbeutung in indischen Fabriken

Mitarbeiterinnen in indischen Fabriken, die die Supermarkt-Ketten Marks & Spencer, Tesco und Sainsbury's sowie die Fashion-Marke Ralph Lauren beliefern, haben gegenüber der „BBC“ Vorwürfe wegen schwerer Ausbeutung erhoben. Erzwungene Nachtschichten, (kaum) Schlafen auf dem Fabrikboden sowie fehlende Pausen zum Erfüllen von Grundbdürfnissen sollen bei den Zulieferern Alltag sein. Die Ketten gaben sich von den Vorwürfen schockiert.

02.12.2020

Massive Ausbeutung in indischen Fabriken

Arbeit rund um die Uhr

Der Bericht deutet auf schwere Missstände hin. „Wir werden dazu gebracht, durchgehend zu arbeiten, oft über Nacht, gehen um 3 Uhr schlafen und müssen um 5 Uhr für einen neuen vollen Tag aufwachen“, sagt eine Mitarbeiterin eines Lieferanten für Ralph Lauren. Dort sollen erzwungene extra lange Schichten zur Erfüllung von Lieferterminen an der Tagesordnung stehen - obwohl indisches Recht in Fabriken normalerweise eine tägliche Maximal-Arbeitszeit von neun Stunden und für Frauen, ausschließlich freiwilliger Nachtschichten, vorsieht.

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Auch bei Lieferanten der Supermärkte soll es schwere Missstände geben. „Wir bekommen keine Toilettenpausen, keine Zeit, um während der Schicht Wasser zu trinken. Wir kriegen kaum Zeit, um Mittag zu essen“, so eine Arbeiterin. Wie in der Modebranche soll es auch hier zu erzwungenen Überstunden kommen. Wenn eine Mitarbeiterin nicht spurt, werde mit Kündigung gedroht. Ein verbreiteter Vorwurf ist auch, dass die Betriebsführung keinerlei Achtung vor den Mitarbeiterinnen habe. „Sie sollten uns nicht wie Sklaven behandeln“, moniert eine Witwe, die bei dem Ralph-Lauren-Lieferanten arbeitet.

Schockierte Unternehmen

In bester britischer Tradition finden Marks & Spencer, Tescom Sainsbury's und Ralph Lauren die von der „BBC“ vorgebrachten Vorwürfe schockierend. Alle vier Unternehmen wollen diesen nachgehen. Die Supermarkt-Ketten wollen dabei zusammenarbeiten und auf das Thema Arbeitszeiten achten. Sie sind alle drei Mitglieder der Ethical Trading Initiative, die sich eigentlich verpflichtet haben, darauf zu achten, dass es keine überlangen Arbeitszeiten oder erzwungenen Überstunden gibt. Ralph Lauren gab in seinem 2020 Global Citizenship and Sustainability Report ähnliche Versprechen.

Aus Indien heißt es allerdings, dass die Marken genau wüssten, was bei den Lieferanten wirklich läuft. Fabrik-Audits, die angeblich Missstände verhindern sollen, seien oft ein Schwindel, so der Eigentümer eines Bekleidungsherstellers gegenüber der „BBC“. „Die Fabriken wissen, wann die Prüfer kommen, halten also vorher alles in bester Ordnung. Sobald das Audit vorbei ist, läuft wieder alles normal. Das heißt Ausbeutung und Non-Compliance.“ Die von großen Marken hierzulande gern hochgespielte Corporate Social Responsibility existiert im indischen Arbeitsalltag offenbar nicht.

Quelle: UD/pte
 

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