Digitalisierung + KI

LBBW sieht Klimaziele durch Digitalisierung gefährdet

Bei der Diskussion über die Eindämmung des Klimawandels entsteht gelegentlich der Eindruck, wir könnten mit einem abgestimmten Bündel von Maßnahmen zehntelgenau eine Erwärmung regulieren. Dabei haben wir nicht einmal die Heizung völlig verstanden. Selbst pessimistische Klimaprognosen fallen noch zu optimistisch aus, da sie den Stromverbrauch der Digitalisierung unterschätzen.

02.03.2020

LBBW sieht Klimaziele durch Digitalisierung gefährdet

Von Uwe Burkert

Viele Prognosen blenden den stark steigenden Verbrauch durch Digitalisierung und künstlicher Intelligenz einfach aus, weil er für die Autoren schlecht zu prognostizieren ist. Dabei sind auch aus einem zweiten Grund Studien nur wenig aussagekräftig, wenn sie die Bedeutung von Digitalisierung oder KI missachteten: Trotz ihres bereits großen und tendenziell zunehmenden Stromverbrauchs bieten digitale Technologien wie KI und Blockchain eine gute Möglichkeit, CO2-Emissionen in einem Ausmaß zu reduzieren, dass sie netto eine Einsparung erzeugen könnten. Das zeigt eine Studie des LBBW Research. Sie können analoge Techniken umweltfreundlicher oder effizienter und vielleicht sogar völlig überflüssig machen. Viele Experten sehen besonders bei KI-Anwendungen in den Bereichen Energieversorgung und Verkehr hohe Einsparpotenziale.

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Höhere Umweltbelastung durch steigenden Energiebedarf

Vorerst aber werden die Stromrechnungen kräftig steigen – und damit die Umweltbelastung. Der 2019 erstmals vorgestellte Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index sieht den Energiebedarf der Digitalwährung inzwischen bei gut ein Sechstel des gesamten deutschen Stromverbrauchs. Würde Bitcoin zu einem gängigen Zahlungsmittel, reichte allein ihr Stromverbrauch in der jetzigen Form aus, um das Zwei-Grad-Ziel zu verfehlen. Kaum besser sieht es bei einem weiteren zukunftsträchtigen Projekt aus: Damit Autos mithilfe von KI autonom fahren können, verlangen die Bordelektronik und ihre Sensoren weit mehr Strom als 100 Desktop-Computer – pro PKW. Aber nicht erst der Fahrbetrieb benötigt Strom und treibt damit den Schadstoffausstoß. Bereits ein KI-Modell zu entwickeln, produziert so viel CO2, wie fünf Autos in ihrem gesamten Fahrzeugleben. 

Der Stromverbrauch treibt natürlich nicht nur den Ausstoß von CO2 in die Höhe, aber bereits an diesem Klimagift lässt sich beispielhaft erkennen, wie bedrohlich die Situation ist.

Die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) wird in fünf Jahren zwischen 4,5 und 6,7 Prozent des gesamten weltweit produzierten Stroms benötigen. 2025 wird sich die für diesen Zweck produzierte Menge CO2 auf rund 1000 Megatonnen belaufen, was einen Anteil von drei Prozent am Gesamtausstoß ausmachen würde. Binnen zehn Jahren wäre dies ein Anstieg um fast 50 Prozent. 

Klimaziele ohne Digitalscham gefährdet

Vor allem ist in den vergangenen zehn Jahren der Stromverbrauch aber auch wegen ein geändertes Konsum- und Freizeitverhalten gestiegen: Deshalb müssen wir auch im Privaten über Digitalscham reden, und nicht nur über Flugscham. Beim Videostreaming, bei Apps wie Instagram und TikTok oder auch bei Computerspielen kommen zu den für den Anwender sichtbaren Daten stets auch große Mengen unsichtbarer technischer Datenströme.

Quelle: UD/pm
 

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