Zwei Paar Schuhe? – Indonesische Lederschuhproduktion und Arbeitsrechte
Will man wissen, unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen unsere Lederschuhe hergestellt werden, lohnt sich ein Blick nach Indonesien. Das Land ist mit rund 1 Milliarden Paar Schuhen bzw. einem Weltmarktanteil von 4,4 Prozent der viertgrößte Schuhproduzent nach China, Indien und Vietnam. Die Arbeitsbedingungen im indonesischen Schuh- und Ledersektor lassen jedoch zu wünschen übrig, und das trotz bemerkenswerter arbeitsrechtlicher Errungenschaften und weitreichender gesetzlicher Bestimmungen. Das sind die Ergebnisse einer Anfang März erschienenen Studie von SÜDWIND und INKOTA.
10.03.2017

In der Studie wird gezeigt, dass extrem niedrige Löhne, fehlende Gewerkschaften bzw. eine massive Einschränkung der Versammlungsfreiheit, nicht gezahlte Sozialversicherungsbeiträge und Bestrafungen von Arbeitern keine Seltenheit sind. Dabei sticht insbesondere die prekäre und rechtlose Situation der Heimarbeiter ins Auge. Sie verfügen weder über Arbeitsverträge noch eine Sozialversicherung. Sie arbeiten zudem zu Löhnen, die nur einen Bruchteil des lokalen Mindestlohns ausmachen. „Es hat sich gezeigt, dass die Arbeitsbedingungen in der gesamten indonesischen Leder- und Schuhindustrie in Indonesien dringend verbessert werden müssen“, so Anton Pieper von SÜDWIND, einer der Autoren der Studie.
Die Studie basiert auf Befragungen, die vom Change Your Shoes-Partner TURC (Trade Union Rights Centre) in den Jahren 2015 und 2016 durchgeführt wurden. Interviewt wurden Arbeiter aus Fabriken, die unter anderem für die europäischen Markenunternehmen Ara, Deichmann und Ecco Lederschuhe herstellen.
„Die Aussagen der Arbeiter widersprechen in vielen Fällen denen der Unternehmen, die auf die hohen arbeitsrechtlichen Standards ihrer Verhaltenskodizes und CSR-Initiativen verweisen“ so Nora Große von INKOTA.
Die Herausgeber fordern, dass Unternehmen endlich ihre Hausaufgaben machen und Verantwortung übernehmen. „Verhaltenskodizes und CSR-Initiativen sind nur dann nachhaltig, wenn sich die Verantwortlichen ernsthaft und konsequent für die Einhaltung und Durchsetzung der grundlegenden Menschen- und Arbeitsrechte entlang der gesamten Wertschöpfungskette einsetzen“, so Pieper weiter.
Die Studie und das Factsheet zur Studie stehen online zur Verfügung.