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Fehlende Vielfalt in der Wissenschaft

Die meisten Veröffentlichungen in führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften stammen von männlichen Autoren aus englischsprachigen Ländern. Daran hat sich seit 1945 nur wenig und langsam etwas geändert. Zu dem Schluss kommt Bea Maas von der Universität Wien, die sich in einer aktuellen Studie der (nicht gegebenen) Vielfalt in der Top-Autorenschaft gewidmet hat.

25.03.2021

Fehlende Vielfalt in der Wissenschaft

Die Studie zeigt, dass Frauen und Expertinnen und Experten des Globalen Südens kaum in dieser Liste vertreten sind. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Conservation Letters“ veröffentlicht.

Für die aktuelle Studie wurden die Eigenschaften von 1051 Top-Autorinnen und Autoren, jenen Wissenschafterinnen und Wissenschaftlern mit den meisten Publikationen in den 13 führenden Fachzeitschriften für Ökologie und Naturschutz untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen und der Globale Süden kaum in dieser Liste vertreten sind. „Die Gesamtliste der Top-Autorinnen und -Autoren enthält nur elf Prozent Frauen. Und 75 Prozent der Artikel stammen aus nur fünf Ländern des Globalen Nordens“, so Bea Maas, Hauptautorin der Studie. „Dieses massive Ungleichgewicht in der wissenschaftlichen Autorenschaft ist äußerst bedenklich, besonders im Bereich Ökologie und Naturschutz, wo vielfältige Perspektiven zur Lösung globaler Klima- und Umweltherausforderungen gebraucht werden“, betont Maas.

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Die Studie untersuchte auch Entwicklungen über unterschiedliche Zeiträume und zeigte, dass der Anteil von weiblichen Top-Autorinnen und -Autoren zwischen 1945 und 2019 von drei Prozent auf 18 Prozent anstieg. Der Globale Süden ist mit zuletzt 25 Prozent ebenfalls stark unterrepräsentiert. „Die aktuellen Anteile von Frauen und Wissenschafterinnen und Wissenschaftlern aus dem Globalen Süden in der Top-Autorenschaft liegen immer noch fernab gesellschaftlicher oder akademischer Verteilungen und belegen klaren Nachholbedarf in der Förderung wissenschaftlicher Vielfalt“, so Maas. „In der Liste sind kaum Autorinnen und Autoren aus Indien, China und anderen bevölkerungsreichen Regionen mit großer Bedeutung für globalen Naturschutz und Nachhaltigkeit, während viele weitere Länder gar nicht vertreten sind.“

Die mangelnde Repräsentation von Frauen einerseits und Personen des Globalen Südens andererseits betrifft laut den Autorinnen und Autoren der Studie nicht nur die Top-Autorenschaft in der Ökologie, sondern auch die wissenschaftliche Führungsebene. „Oft entscheiden Publikationsleistungen und insbesondere Top-Autorenschaft über die Entwicklung einer Karriere und die Vergabe von Führungspositionen“, erklärt Maas.

Die Studie leitet daraus vier konkrete Empfehlungen zur Förderung wissenschaftlicher Vielfalt ab:

Erstens sollten wissenschaftliche Zeitschriften und Gesellschaften besondere Anstrengungen unternehmen, Vielfalt und Inklusion in der Vergabe von Führungspositionen zu fördern. Zweitens empfehlen die Autorinnen und Autoren, den Verlauf einer wissenschaftlichen Karriere anhand vielseitiger Kompetenzen jenseits von Publikationsleistungen zu bewerten. An dritter und vierter Stelle sprechen sich die Autorinnen und Autoren für strukturelle Änderungen zur Förderung von Elternzeit und Vielfalt unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ko-Autorinnen und -Autoren aus, um die Integrität wissenschaftlicher Gemeinschaften zu fördern und zu schützen. Weitere Empfehlungen, die speziell an Autorinnen und Autoren sowie wissenschaftliche Gemeinschaften gerichtet sind, dienen laut Maas zur „Verbesserung der guten wissenschaftlichen Praxis, besonders in Bezug auf die aktive Förderung von vielfältigen und globalen Perspektiven in Ökologie und Naturschutz“.

Quelle: UD/fo
 

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