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Wie gut achten Modeunternehmen auf tierleidfreie Kleidung?

Schmerzhaftes Mulesing bei Lämmern: In einem Ranking hat Vier Pfoten 38 internationale Unternehmen aus den Bereichen High- und Fast-Fashion sowie Outdoor- und Sportbekleidung auf den Prüfstand gestellt.

19.04.2021

Wie gut achten Modeunternehmen auf tierleidfreie Kleidung?

Kleidung aus Merinowolle gilt als besonders leicht, weich und hochwertig. Leider ist sie jedoch nicht selten mit Tierleid verbunden: „Mulesing" heißt die schmerzhafte Prozedur, bei der wenige Wochen alten Merino-Lämmern große Hautstücke mittels Schere und ohne Betäubung vom Hinterteil abgeschnitten wird, damit sich dort keine Fliegen einnisten. Vier Pfoten hat jetzt ein Ranking erstellt, das Auskunft darüber gibt, wie stark sich in Deutschland erhältliche Marken dafür engagieren, in ihrem Sortiment das für Merino-Schafe schmerzhafte Mulesing auszuschließen. Während einige High- und Fast-Fashion Label nicht das nötige Engagement zeigen, überzeugen Outdoor-Marken. Die globale Tierschutzorganisation Vier Pfoten appelliert mit ihrer aktuellen „Wolle mit Po"-Kampagne an die Bekleidungsbranche, ganz auf die Verarbeitung von Mulesing-Wolle zu verzichten.

„Wir fordern Modemarken auf, Verantwortung für das Wohlergehen der Schafe während der gesamten Lieferkette zu übernehmen. Dazu zählt, sich öffentlich zu verpflichten, in den nächsten Jahren auf alternative Materialien und/oder zertifiziert mulesing-freie Wolle umzusteigen. Nur so kann das Leiden von Millionen von Lämmern beendet werden", sagt Rebecca Picallo Gil, Kampagnenverantwortliche für Wolle bei Vier Pfoten.

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Pullover, Schals, Anzüge, Sportbekleidung und Stoffwindeln: Die Verarbeitung von Merino-Wolle ist vielfältig und saisonunabhängig. Vier Pfoten nahm 38 internationale Modemarken aus den Bereichen High- und Fast-Fashion sowie Outdoor- und Sportbekleidung unter die Lupe: Auf dem Prüfstand beim Ranking standen die Bemühungen der Unternehmen, Mulesing-Wolle aus ihrem Sortiment auszuschließen. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Während Outdoor-Marken das Ranking anführen, zeigen viele weitere Label wenig bis kein Interesse an Tierschutz.

Ortovox und Patagonia sind Spitzenreiter im Ranking

Im Outdoor-Bereich sind die Labels Ortovox und Patagonia Spitzenreiter. Einige Marken wie Jack Wolfskin, H&M oder Esprit haben sich bereits öffentlich dazu verpflichtet, Mulesing-Wolle in den nächsten Jahren auszuschließen und bieten auch schon als mulesing-frei zertifizierte Produkte an. Sieben Modehersteller, unter anderem Calvin Klein, Vero Moda und C&A, haben sich im Zuge des Markenchecks mit Vier Pfoten im Vorfeld erfreulicherweise bereits zu einem Ausstieg verpflichtet. Schlusslichter Max Mara und Escada haben weder Schritte für einen Ausstieg gesetzt, noch sind sie zu Gesprächen mit Vier Pfoten bereit. Leider fehlen bei knapp der Hälfte aller untersuchten Marken von Outdoor- bis Fast-Fashion noch immer klare Zielsetzungen, wie sie dem grausamen und längst überholten Mulesing eine Absage erteilen wollen.

Brutale Tradition

Über 75 Prozent der Wollexporte und sogar 90 Prozent der beliebten feinen Merino-Wolle, die für die globale Fashion-Industrie verwendet werden, stammen aus Australien – weltweit das einzige Land, das die Methode des Mulesing noch betreibt. Das Problem der überzüchteten Merino-Schafe sind die vielen Hautfalten, die besonders anfällig für Schmeißfliegen-Befall sind. Unbehandelt kann dies zu schweren Wunden und sogar zum Tod des Schafes führen. Darum wurde 1920 eine für Schafe sehr schmerzhafte Methode entwickelt, um das Risiko des Schmeißfliegen-Befalls zu reduzieren. Beim Mulesing werden zwei bis zehn Wochen alten Lämmern mittels einer scharfen Schere große Stücke Haut ohne Betäubung herausgeschnitten. Für die Lämmer bedeutet das neben Angst und Stress vor allem große Schmerzen, die tagelang andauern können.

Schmerzfreie Alternativen

Jedes Jahr werden über zehn Millionen Lämmer Opfer der brutalen und veralteten Mulesing-Methode. Dabei gibt es längst Alternativen. „Konsumentinnen und Konsumenten können sich an mulesing-freier Kleidung orientieren. Dazu gibt es strenge Zertifizierungen, wie das Label RWS (Responsible Wool Standard). Auf Produzentenseite gibt es auch Lösungen. Bereits über 3.000 Bauern in Australien zeigen, dass ein Umstieg auf Schafarten, die von Natur aus widerstandsfähiger gegenüber Parasiten sind, möglich ist. Dieser Prozess dauert nur zwei bis fünf Jahre. Deshalb fordert Vier Pfoten Modemarken auf, innerhalb der nächsten fünf Jahre Mulesing-Wolle in ihren Lieferketten konsequent auszuschließen und ausschließlich Alternativmaterialien und/oder zertifizierte mulesing-freie Wolle zu verarbeiten", so Picallo Gil.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.

Quelle: UD/pm
 

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