Lebensmittel

ALDI engagiert sich gegen das Kükentöten

45 Millionen tote männliche Küken: Das ist die jährliche Bilanz unseres Eierkonsums in Deutschland. Ein neuer Gesetzesentwurf untersagt diese Praxis ab dem Jahr 2022. ALDI Nord und ALDI SÜD nahmen sich der Sache schon früher an. Bereits 2017 starteten sie das „Henne & Hahn!“-Projekt. 2020 kündigten sie an, das Kükentöten abzuschaffen. Seit Ende vergangenen Jahres gibt es bei dem Discounter nun Bio-Eier „ohne Kükentöten“ zu kaufen.

26.03.2021

ALDI engagiert sich gegen das Kükentöten

Von UmweltDialog

Ob zum Frühstück, als „Strammer Max“ oder verarbeitet im Kuchen: Eier sind ein beliebtes Lebensmittel. Durchschnittlich 239 Eier verbrauchte jeder von uns hierzulande im Jahr 2020, wie eine Statistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeigt. Der Konsum hat aber seine Schattenseiten: Jährlich werden alleine in Deutschland etwa 45 Millionen männliche Küken, die Brüder von Legehennen, direkt nach dem Schlüpfen getötet, wie unter anderem die Verbraucherzentrale berichtet. Denn die Mast der männlichen Küken der Legehennenrassen lohne sich wirtschaftlich nicht, sie würden zu langsam Fleisch ansetzen. Wer übrigens meint, dass Bio-Eier ohne Kükentöten auskommen, der irrt. Auch in der ökologischen Eiererzeugung ist das nämlich gängige Praxis. In Deutschland ist damit allerdings bald Schluss: Laut einem neuen Gesetzesentwurf, den das BMEL kürzlich verabschiedete, ist das Töten von Küken direkt nach dem Schlüpfen ab dem 1. Januar 2022 verboten (lesen Sie mehr dazu im Infokasten).

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„Henne & Hahn!“: Aufzucht von Bruderhähnen

Für ALDI ist das nichts Neues, denn der Discounter wagte den Vorstoß für Eier ohne Kükentöten schon früher: Bereits im Jahr 2017 startete ALDI mit dem Pilotprojekt „Henne & Hahn!“. Hierbei werden die männlichen Geschwister – die sogenannten Bruderhähne – der Legehennen mit aufgezogen. Diese Hähne wachsen in Betrieben auf, die auf die Bruderhahn-Aufzucht spezialisiert sind. Sie bekommen, genauso wie die Legehennen, gentechnikfreies Futter und Beschäftigungsmaterial wie beispielsweise Strohballen oder auch Picksteine. Ihre Aufzucht ist allerdings aufwendiger und damit auch teurer als die von konventionellen Masthähnchen. Denn Bruderhähne leben etwa dreimal so lang und brauchen entsprechend mehr Futter. Das Fleisch, das die Hähne liefern, wird schließlich in Fertigprodukten wie Hühnerfrikassee verwendet. Erste „Henne & Hahn!“-Eier aus Bodenhaltung gab es schon 2017 in einigen ALDI Filialen.

Eier „Ohne Kükentöten“ bei ALDI

ALDI SÜS Schaleneier ohne Kükentötenzoom

Im März 2020 haben ALDI Nord und ALDI SÜD angekündigt, das Töten von männlichen Küken für Schaleneier aus Bio-, Freiland- und Bodenhaltung abzuschaffen und setzen dies konsequent um. Inzwischen sind bereits in 15 ALDI Regionalgesellschaften Bio-Eier aus der ALDI Initiative „Ohne Kükentöten“ erhältlich. Und bis Mitte 2021 wollen ALDI Nord und ALDI SÜD das Angebot von Bio-Eiern und Eiern aus Freilandhaltung, die ohne Kükentöten auskommen, in ihrem Vertriebsgebiet noch einmal deutlich ausweiten. Die Schaleneier aus Bodenhaltung werden ebenfalls nach und nach umgestellt. So planen ALDI SÜD und ALDI Nord dieses Jahr insgesamt 400 Millionen Eier ohne Kükentöten anbieten zu können. Bis Ende 2022 soll schließlich das gesamte Schaleneiersortiment umgestellt sein.

Geschlechtsbestimmung beim Ei

Um das zu bewerkstelligen, setzt ALDI neben der Bruderhahn-Aufzucht unter anderem auch auf das technische Verfahren PLANTegg des Biotech-Unternehmens PLANTON. Mit diesem genanalytischen Verfahren kann das Geschlecht eines Bruteis in einem frühen Stadium festgestellt werden. Dazu wird das Ei zunächst mit einem Laser an einer winzigen Stelle geöffnet, damit dem Ei etwas Flüssigkeit – sogenannte Allantoinflüssigkeit – entnommen werden kann. Die Einstichstelle wächst später wieder von selbst zu. Die Allantoinflüssigkeit wird gemeinsam mit einem Reaktionsmedium in eine PCR-Maschine aufgebracht, wo sich die spezifische DNA der Geschlechtschromosomen vermehrt. So kann schließlich das Geschlecht des Eis bestimmt werden. Weibliche Bruteier werden ausgebrütet, männliche Bruteier verarbeitet man stattdessen in Futtermitteln weiter. „Aktuell arbeiten wir unter Hochdruck daran, die bereits praxistaugliche Technologie zur Serienreife weiterzuentwickeln, um entsprechende Kapazitäten zu schaffen und unser Verfahren später auch anderen Marktteilnehmern zur Verfügung stellen zu können“, erklärte Prof. Dr. Kleine, Geschäftsführer von PLANTON im Juli 2020. „Gleichzeitig möchten wir die Technologie weiter verbessern, sodass eine Geschlechtsbestimmung im Brutei noch früher möglich ist.“

Engagement in der Europäischen Masthuhn-Initiative

ALDI Nord und ALDI SÜD haben eine weitreichende Entscheidung zur Verbesserung des Tierwohls getroffen. ALDI bekennt sich als erster großer Lebensmittelhändler in Deutschland dazu, die Europäische Masthuhn-Initiative zu unterstützen, um die Haltungsbedingungen von Masthühnern deutlich zu verbessern.zoom

ALDI SÜD engagiert sich auf vielfältige Weise für mehr Tierwohl und unterstützt unter anderem die Europäische Masthuhn-Initiative. Sie wurde von der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt und weiteren Tierschutzorganisationen ins Leben gerufen. Ziel ist es, strengere Regeln für die Aufzucht von Masthühnern zu etablieren. So soll zum Beispiel die Zucht auf langsam wachsende Rassen umgestellt werden. Außerdem setzt sich die Initiative für geringere Besatzdichten und Sitzstangen in der Masthuhn-Aufzucht ein. „Mit unserem Bekenntnis zur Europäischen Masthuhn-Initiative geben wir ein klares Signal in den Markt. Wir freuen uns, wenn andere Marktteilnehmer aus Handel und der Gastronomie unserem Beispiel folgen, um auf diese Weise mehr Tierwohl in der Breite zu erreichen. Nur wenn alle mit anpacken, kann uns diese Aufgabe gelingen“, sagt Erik Döbele, Geschäftsführer im Zentraleinkauf bei ALDI SÜD.

Was steht im neuen Gesetz gegen das Kükentöten?

Der Gesetzesentwurf des BMEL sieht vor, das Töten von geschlüpften Eintagesküken ab Ende 2021 in Deutschland zu verbieten. Und ab dem 1. Januar 2024 ist das Töten von Hühnerembryonen nach dem sechsten Bruttag ebenfalls nicht mehr erlaubt. „Nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand ist der Hühnerembryo vor dem siebten Bebrütungstag noch nicht in der Lage, Schmerzen zu empfinden. Ab dem siebten Bebrütungstag ist dagegen die beginnende Entwicklung des Schmerzempfindens nicht auszuschließen“, heißt es dazu von der Bundesregierung. Mit dem neuen Gesetz ist Deutschland das erste Land weltweit, in dem die Praxis des Kükentötens verboten ist.

Quelle: UmweltDialog
 

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