Geldanlage

Nachhaltigkeit im Private Credit-Bereich

Sustainable Finance wird immer wichtiger. Wie es mit der Nachhaltigkeit im Private Credit-Bereich aussieht und welche Trends es derzeit gibt, erzählt Coralie De Maesschalck, Head of CSR & ESG bei Kartesia, im Interview.

10.08.2021

Nachhaltigkeit im Private Credit-Bereich

Was sehen Sie heute als die größte Herausforderung im Hinblick auf ESG im Credit-Bereich an?

Coralie De Maesschalck: Ich würde sagen, tatsächlich an die Daten zu kommen. Wir investieren in kleine Unternehmen, die nicht immer alle erforderlichen Informationen zur Hand haben. Darüber hinaus fehlt es immer noch an Tools, die speziell auf Private Debt ausgerichtet sind, insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen. Hinzu kommt, dass wir nicht Eigentümer sind und daher, zum Beispiel in bestimmten Fällen, keinen direkten Zugang zur Unternehmensleitung haben. Aus allen diesen Gründen ist es manchmal schwierig, an die Daten zu gelangen, insbesondere ESG-Daten.

Bei Kartesia kompensieren wir dies, indem wir Modelle verwenden. Zum Beispiel haben wir zusammen mit dem externen Anbieter Sustainalytics ein Modell auf der Basis von Peer-Analysen entwickelt, um die CO2-Bilanz jedes unserer Portfoliounternehmen zu schätzen. Die Ergebnisse werden dann für jeden unserer Fonds aggregiert und mit der Benchmark verglichen.

Coralie De Maesschalck, Head of CSR & ESG bei Kartesia
Coralie De Maesschalck, Head of CSR & ESG bei Kartesia

Diversität und Integration ist ein Trendthema am Markt von heute. Wie engagiert sich Kartesia für D&I?

De Maesschalck: Kartesia fördert Teamwork in einem dynamischen Umfeld, in dem sich das Unternehmen für die Förderung der Gleichstellung und Vielfalt in Bereichen wie Rekrutierung, Ausbildung und Karriereentwicklung einsetzt. Wir fördern Vielfalt unter unseren Mitarbeitern und stellen sicher, dass jeder und jede gleich fair und transparent behandelt wird. Den Erfolg unserer verschiedenen Initiativen der jüngsten Zeit messen wir an der Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden und über unsere D&I KPIs. Zum Beispiel führten wir im Mai 2021 eine Umfrage zum Thema Wohlbefinden und Energie durch, die „Kartesia wellbeing and energy survey“. Das Ergebnis war rundum sehr positiv, da 90 Prozent von uns gern oder sehr gern bei Kartesia arbeiten! Darüber hinaus verteilen sich unsere insgesamt 59 Mitarbeitenden auf 13 Nationalitäten, 19 Sprachen und 37 Prozent weibliche Mitarbeitende. Unsere Personalfluktuation ist ebenfalls ziemlich niedrig. Für uns sind dies erfolgreiche KPIs.

Am Ende des letzten Jahres startete Kartesia die Initiative Kartesia for Women. Das Hauptziel besteht darin, Frauen für die Private-Debt-Industrie zu gewinnen, insbesondere in Investmentfunktionen. Im Wesentlichen bemühten wir uns mit unseren Initiativen, mehr Bewerbungen von weiblichen Kandidatinnen für jede neue Position zu erhalten. Mit dieser Initiative strebt Kartesia auch danach, den Austausch von Erkenntnissen und Erfahrungen unter weiblichen Mitarbeitenden bei Kartesia zu erleichtern. In diesem Zusammenhang möchten wir darauf hinweisen, dass alle unsere Mitarbeitenden (nicht nur weibliche) eingeladen sind, sich an unserer vierteljährlichen Telefonkonferenz zu beteiligen, um zum Brainstorming über aktuelle und zukünftige Initiativen beizutragen!

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Wir können mit Stolz sagen, dass sich die Präsenz von Frauen bei Kartesia im Laufe der Zeit verbessert hat. Per Juni beschäftigt Kartesia 59 Mitarbeitende, davon 37 Prozent Frauen. Dieser Anteil liegt deutlich über der durchschnittlichen Quote (14 Prozent) der europäischen Private-Debt-Branche gemäß der Studie „Diversity Review in Corporate Credit“ von Waterman Stern (2020). Dies zeigt die gute Performance von Kartesia auf diesem Gebiet. Wenn man den Anteil der weiblichen Nachwuchsfachkräfte betrachtet, ist die Differenz besonders markant: Bei Kartesia liegt er bei 46 Prozent im Vergleich zu 21 Prozent im Branchendurchschnitt. Bei den Führungspositionen schneiden wir ebenfalls besser ab: 23 Prozent gegenüber 13,5 Prozent.

Nicht zuletzt engagieren wir uns auch bei unseren Portfoliounternehmen für D&I, sei es in Form von Ad-Hoc-Diskussionen zu ESG-Themen, ESG-Besuchen vor Ort oder durch die Präsenz im Verwaltungsrat von Unternehmen. Wir behalten die ESG-Entwicklung unserer Portfoliounternehmen – auch in Bezug auf die Diversität – allgemein im Auge. Dies tun wir hauptsächlich durch unseren ESG-Fragebogen, den unsere Portfoliounternehmen jährlich ausfüllen und aus dem wir die ESG-KPIs entnehmen und beobachten.

Welche anderen Trends gibt es derzeit im Hinblick auf CSR und ESG im Credit-Bereich?

De Maesschalck: Wir beobachten, dass immer mehr Private-Debt-Akteure Impact- oder Impact-ähnliche Strategien auf den Weg bringen. Das Spektrum ist ziemlich breit: Das können Fonds zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung in Schwellenländern sein, Fonds, die auf Impact Sourcing abzielen (das heißt, dass sie Investments auf Unternehmen beschränken, die positive Auswirkungen auf die Gesellschaft oder die Umwelt haben) oder Fonds, die auf bestimmte Sektoren wie Gesundheit oder Energie ausgerichtet sind. Einige Fonds wenden auch ESG-Margin-Ratchets an. Das ist nichts völlig Neues am europäischen Markt, aber immer noch nicht allgemein üblich und dürfte weiter zunehmen.

Meiner Meinung nach passiert dies aus zwei Gründen: Der erste ist die zunehmende Bedeutung von ESG für Private-Debt-Akteure, Fondsmanager wie Anleger. Wir arbeiten alle daran, mehr ESG in unsere Anlageentscheidungen zu integrieren, oder haben dies wenigstens im Sinn. Meiner Meinung nach hat Covid-19 diesen Trend beschleunigt, wie die relative Widerstandsfähigkeit von Fonds mit hohen ESG-Ratings während der Krise zeigte. Der zweite Grund ist meiner Meinung nach die Regulierung. Ein Beispiel dafür ist der aktuelle EU-Aktionsplan für nachhaltiges Investieren.

Quelle: UD
 

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