Geldanlage

„Grüne“ Geldanlagen erkennen und nachhaltig investieren

Nachhaltigkeit betrifft alle Lebensbereiche, auch und gerade die Geldanlagen. Verbraucher können wirklich nachhaltige Finanzprodukte allerdings oft nur schwer erkennen. Einige Öko-Labels, Ratings und Indizes erleichtern es, dabei den Überblick zu behalten.

23.12.2020

„Grüne“ Geldanlagen erkennen und nachhaltig investieren

Nachhaltigkeit ist mittlerweile überall im Alltag anzutreffen. Das Begriffsverständnis ist dabei sehr unterschiedlich. Etwas das nachhaltig ist, ist auf Dauerhaftigkeit angelegt, es ist langlebig, vernünftig und umweltverträglich. Für viele bedeutet es einfach, das Richtige zu tun. Nachhaltigkeit macht vor fast keinem Thema Halt, auch und vor allem nicht vor dem Thema Geldanlagen. Für immer mehr Anleger sind nachhaltige Investments attraktiv. Doch gestaltet es sich teilweise sehr schwierig, nachhaltige Finanzprodukte zu identifizieren, der Markt ist noch sehr unübersichtlich. Es gibt eine Reihe von Öko-Labels, Ratings und Indizes, die dabei helfen eine grüne Geldanlage zu erkennen. Doch eine einheitliche Zertifizierung fehlt hier bislang noch.

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Nachhaltige Geldanlagen boomen

Im Jahr 2019 betrug das Volumen nachhaltiger Geldanlagen in Deutschland 269,3 Milliarden Euro. Das ist laut des Marktberichts des Forums für Nachhaltige Geldanlagen (FNG) ein Zuwachs von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einer Umfrage der Fondsgesellschaft Union Investment sind nachhaltige Finanzprodukte für 46 Prozent der Privatanleger attraktiv. Doch die Markttransparenz lässt zu wünschen übrig. Neben nachhaltigen Renten-, Aktien- und Mischfonds gibt es zahlreiche Einzelaktien von Unternehmen, die nachhaltig handeln und sogenannte „Green Bonds“ anbieten. Dabei handelt es sich um Anleihen für nachhaltige Projekte. Durch die mangelnde Markttransparenz halten sich Privatanleger eher zurück. Nur etwa sechs Prozent der Bundesbürger investieren ihr Geld in nachhaltige Fonds.

ESG-Standards bieten eine grobe Orientierung

ESG steht für Environment – Social – Governance, das bedeutet: Umwelt, Soziales, Unternehmensführung. Diese drei Kriterien sind schon länger in der Finanzwelt und auch in Unternehmen etabliert. Sie beschreiben, inwiefern ökologische, soziale und ethische Aspekte Einfluss nehmen auf Entscheidungen haben. Die ESG-Standards sollen eine nachhaltige Unternehmensführung gewährleisten. Doch die global gültigen Standards sind allenfalls eine grobe Orientierung, denn sowohl die verschiedenen Finanzprodukte wie auch die Unternehmen und Emittenten sind sehr verschieden. Auch sind die Ansichten regional sehr unterschiedlich. Das wird am Beispiel Atomkraftwerk deutlich. Für deutsche Anleger ist ein Atomkraftwerk als nachhaltige Geldanlage undenkbar. In Frankreich sind Atomkraftwerke eine nachhaltige Investition. Der Grund: Sie produzieren kaum CO2. In Nordeuropa hat sich das Ökosiegel Nordic Swan Ecolabel als Gütesiegel etabliert. In Luxemburg gibt es das Label Luxflag und in Frankreich berücksichtigen Anleger die Empfehlungen des Labels ISR.

Gibt es ein EU-weites Gütesiegel?

Geld liegt in einer grünen Nische.

In der EU gibt es bereits eine Einigung zu einem Klassifizierungssystem für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen. Damit will die EU-Kommission Anreize schaffen für private Investoren und gleichzeitig zu einer Wirtschaft beitragen, die klimaneutral ist. Dazu hat die EU-Kommission sechs Ziele definiert, die Unternehmen erfüllen müssen, wenn sie sich nachhaltig nennen wollen. Motiv für diese Taxonomie-Vereinbarung ist die Klimavereinbarung von Paris im Jahr 2015. Darin hat sich die Europäische Union verpflichtet, die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Die Prüfkriterien soll eine Expertenkommission festlegen. Es fehlt noch die Absegnung durch das Europäische Parlament. Die Verordnung soll voraussichtlich ab 2022 gelten. Noch stehen allerdings keine Standards fest und Investoren müssen sich an den bestehenden Gütesiegeln orientieren.

Immobilien als nachhaltige Geldanlage

Die Kriterien sozial, ökologisch und verantwortungsvoll gewinnen immer mehr an Bedeutung, auch in anderen Bereichen. So spielen diese Faktoren auch bei Immobilien als Kapitalanlage eine immer größere Rolle. So kann beispielsweise die Vermietung einer Wohnimmobilie auf unterschiedliche Arten ESG-konform sein:

  • Die Immobilie ist mit nachhaltigen Materialien ausgestattet.
  • Es kommen nur Mieter infrage, die eine grüne Einstellung haben.
  • Nur sozial benachteiligte Personen kommen als Mieter infrage.
Immobilien lassen sich sehr vielseitig als nachhaltige Geldanlage nutzen.

Indizes, Ratings und Siegel für nachhaltige Finanzprodukte

Bei der Auswahl eines nachhaltigen Investments können die nachfolgenden Siegel eine Hilfe sein:

  • Der Dow-Jones-Sustainability-Index (DJSI)
    Der DJSI ist eine Gruppe von Aktienindizes, die bereits seit 1999 ökologische, soziale und ökonomische Kriterien bei den verschiedenen Investments berücksichtigt. Jede Dimension hat eine Gewichtung von einem Drittel. Es gibt den DJSI-World für globale Investments, den DJSI-Europe für europäische Investments und den DJSI North America für nordamerikanische Investments.
  • Climetrics Rating
    Die weltweit agierenden Non-Profit-Organisationen ISS Ethix Climate Solutions und CDP haben 2017 das erste Klima-Rating für ETFs und Aktienfonds veröffentlicht. Auf einer Skala von 1 bis 5 zeigt dies an, wie stark Anlageprodukte den Klimawandel beeinflussen. Auf diese Weise ist ein Vergleich der unterschiedlichen Anlagen möglich.
  • FNG-Siegel
    Der Fachverband für nachhaltige Geldanlagen vergibt seit 2015 ebenfalls ein Siegel für Publikumsfonds. Um das Siegel zu erhalten, müssen die Portfolios zu mindestens 90 Prozent Mindeststandards zu Nachhaltigkeit erfüllen. Zu den Standards gehören neben den FNG-Transparenzkriterien auch die Berücksichtigung von Umweltschutz, Arbeits- und Menschenrecht sowie die Bekämpfung von Korruption.
  • ECOreporter-Siegel
    ECOreporter ist ein Brancheninformationsdienst. Dieser hat im Jahr 2013 ein eigenes Siegel entworfen, das jedes Jahr in drei Kategorien verliehen wird: Anlageberatung, Banken, Finanzprodukte. 
  • Global-Challenges-Index (GCX)
    Am Global-Challenges-Index können Anleger sich bereits seit 2007 orientieren. Diesen Index hat die Börse Hannover aufgebracht. Darin sind 50 Unternehmen aufgelistet, die sich global für folgende Herausforderungen einsetzen: Armut, Trinkwasserversorgung, Klimawandel, Erhalt der Artenvielfalt.
    Die Prüfung der Index-Titel erfolgt durch die ISS-oekom, eine Nachhaltigkeits-Ratingagentur aus München.
Quelle: UD/cp
 

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