Stahlindustrie: Dekarbonisierung wird Lieferketten bis 2050 neu definieren
Laut dem jüngsten Horizons-Bericht von Wood Mackenzie wird die Stahlindustrie im Zuge der zunehmenden Dekarbonisierung einen bedeutenden Wandel erfahren. Der Bericht mit dem Titel „Metalmorphosis: how decarbonisation is transforming the iron and steel industry“ beleuchtet das Entstehen neuer Metallzentren sowie die Neugestaltung der Stahlproduktion und globaler Handelsstrukturen.
26.10.2023
Laut dem jüngsten Bericht von Wood Mackenzie werden die Lichtbogenofen-Technologie (EAF-Technologie), der verstärkte Einsatz von umweltfreundlichen Rohstoffen und die sich entwickelnden politischen Strategien zur Reduzierung von CO2 eine entscheidende Rolle bei diesem Wandel spielen. Auf die CO2-arme Produktion im Lichtbogenofen entfallen 28 Prozent der weltweiten Stahlproduktion, die bis 2050 auf 50 Prozent ansteigen soll. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Investitionen in Höhe von 130 Milliarden US-Dollar erforderlich sein.
Der Übergang hin zu weniger CO2-intensivem Stahl wird die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Rohstoffen wie Eisenschwamm und hochwertigem Altmetall erhöhen. Wood Mackenzie sagt voraus, dass der Anteil dieser Rohstoffe an der gesamten Metallnachfrage bis 2050 von 36 Prozent auf 54 Prozent steigen wird, was zu neuen Produktions-, Verarbeitungs- und Handelszentren für CO2-armes Eisen und Altmetall führen wird.
Der Anstieg der Produktion und des Handels mit Eisenschwamm wird in der gesamten Wertschöpfungskette Investitions- und Einnahmemöglichkeiten schaffen. Wood Mackenzie prognostiziert eine Verdoppelung der Eisenschwamm-Kapazitäten innerhalb von 30 Jahren, was Investitionen in Höhe von schätzungsweise 80 Milliarden US-Dollar erfordern wird. In dieser Vorhersage sind potenzielle Investitionen in grünen Wasserstoff, Verarbeitungsstätten für minderwertigen Eisenschwamm, Pellet-Zentren und die Verschiffung nicht berücksichtigt.
Laut Wood Mackenzie werden sich neue umweltfreundliche Eisenschwamm-Zentren in der Nähe von CO2-armen Wasserstoffproduktionsstätten ansiedeln. Dies ist besonders wichtig angesichts der Unsicherheiten, die mit dem Transport und der Speicherung von für den Handel vorgesehenen Wasserstoff verbunden sind. Der Nahe Osten und Australien sind diesbezüglich gut positioniert und die Zahl der Projekte in diesen Regionen nimmt zu.
Qualität wird Vorrang vor Quantität haben, da die Kosten für Stahl mit niedrigerem CO2-Gehalt steigen. Auf Märkten mit hohen CO2-Preisen wird der Import von umweltfreundlichem Eisenschwamm zur Herstellung von CO2-armem Stahl im Lichtbogenofen günstiger sein als der Import von fertigem Stahl von emissionsintensiven Produzenten wie China und Indien.
Die Dekarbonisierung der Eisen- und Stahlindustrie, die derzeit für etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, ist ein anspruchsvolles, aber erreichbares Ziel. Mit dem richtigen Maß an Investitionen und Rückhalt aus der Politik hat dieser Wandel das Potenzial, Handelsmuster und die Wertschöpfungskette neu zu definieren.