Klimawandel

IPCC Report: „Dies ist unser letzter Weckruf“

Der neue Bericht des Weltklimarats IPCC ist erschienen. Drei der beteiligten Expertinnen und Experten berichten auf der Website des Deutschen Klima-Konsortiums kurz und verständlich über die Erkenntnisse und ordnen die Klimasimulationen des IPCC-Berichts ein.

10.08.2021

IPCC Report: „Dies ist unser letzter Weckruf“ zoom

Die Fakten im jetzt veröffentlichten ersten Band des Sechsten IPCC-Sachstandsberichts sprechen eine klare Sprache: Die Atmosphäre und der Ozean haben sich im vergangenen Jahrzehnt weiter erwärmt, die Schnee- und Eismengen sind weiter zurückgegangen, der globale Meeresspiegel ist weiter angestiegen und die Konzentrationen der Treibhausgase haben weiter zugenommen. Der neue Bericht legt wissenschaftlich fundiert dar, dass die Weltgemeinschaft sehr schnell und mit vereinten Kräften die Emissionen von Treibhausgasen in der Gesamtbilanz auf Null bringen muss, um noch die Klimaziele von Paris zu erreichen.

Es ist eindeutig: Der Mensch hat das Klima erwärmt

„Der menschliche Einfluss ist nicht nur der wesentliche Treiber für die Erwärmung des Klimasystems, sondern auch für die Zunahme von Extremwetterereignissen. Die Häufigkeit und die Intensität etwa von Starkregenereignissen oder Hitzewellen steigen durch den Klimawandel an", sagt Professorin Veronika Eyring vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der Universität Bremen auf der Website des Deutschen Klima-Konsortiums. Sie ist koordinierende Leitautorin des Kapitels „Der menschliche Einfluss auf das Klimasystem" im jetzt veröffentlichten IPCC-Bericht.

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Arktis im Sommer ohne Eis

Wie dringend ein entschlossenes Handeln ist, macht Professor Dirk Notz vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg im Artikel am Beispiel der Arktis deutlich: „Wir haben bisher immer gesagt, wir können den eisfreien Zustand der Arktis noch verhindern. Jetzt haben wir zum ersten Mal den Fall, dass es dafür voraussichtlich zu spät ist, und wir nur noch die Häufigkeit von eisfreien Sommern begrenzen können. Für mich ist das ein Zeichen, wie weit der Klimawandel fortgeschritten ist." Notz ist als Leitautor des Kapitels über Ozean, Kryosphäre und Meeresspiegel am Bericht beteiligt und erklärt auch, dass wir als Menschen mit unseren Entscheidungen den Klimawandel steuern: „Das Verschwinden des Eises verläuft linear mit der Temperatur. Das heißt, der Eisverlust würde weitestgehend direkt aufgehalten, sobald menschliche Treibhausgasemissionen und die damit einhergehende Erwärmung gestoppt werden."

Jedes Zehntelgrad zählt

Wie steht es also um das 1,5-Grad-Ziel? In allen Szenarien wird die globale Erwärmung in den nächsten 20 Jahren diese Marke mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent überschreiten, durchschnittlich passiert das in den frühen 2030ern. Mit entschlossenem Klimaschutz und einer guten Portion Glück besteht jedoch noch eine Chance: „Wenn wir die 1,5 Grad einhalten wollen, müssen zwei Dinge zusammenkommen. Erstens, die Emissionen müssen in den nächsten 30 Jahren netto auf Null gebracht werden. Und zweitens, das Klima darf nicht so empfindlich sein", erklärt Professor Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie und DKK-Vorstandsmitglied im Artikel. Er ist koordinierender Leitautor des Kapitels über die Zukunft des globalen Klimas im aktuellen IPCC-Bericht. Das Wichtigste aber bleibt: Jedes Zehntelgrad, um das die Erwärmung begrenzt werden kann, zählt. Notz dazu: „Wir sind dem Klimawandel nicht passiv ausgeliefert, wir steuern ihn. Wir haben nach wie vor die Wahl, in welchem Szenario wir landen werden."

Mirjam Wolfrum, Director Policy Engagement bei CDP Europe nimmt im Folgenden Stellung zum neuen IPCC-Bericht: „Mit einer bisherigen Erwärmung von 1,1 °C hat sich unser Klima bereits verändert. Die derzeitigen Verpflichtungen der Regierungen zur Emissionsreduzierung würden zu einem Temperaturanstieg von 2,9°C bis 3,4°C führen – eine düstere Aussicht angesichts der Auswirkungen, die wir bereits heute sehen. Auf der Klimakonferenz COP26 muss unbedingt ein Kurswechsel vorgenommen werden. Wir brauchen jetzt konkrete Maßnahmen und nicht nur Zusagen.

Auch Unternehmen und Finanzinstitute müssen schneller handeln. Wir sehen zwar eine enorme Dynamik bei den Netto-Null-Zusagen, doch müssen diese durch wissenschaftlich fundierte Zwischenziele im Einklang mit dem 1,5°C-Ziel untermauert werden. Die derzeitigen Ziele der Unternehmen bringen die europäische Wirtschaft auf einen 2,7°C-Pfad – die Firmen müssen sich schneller bewegen. Das Erreichen des 1,5°C-Ziels ist immer noch möglich. Wir wissen, dass die entsprechenden Lösungen, Technologien und finanziellen Mittel verfügbar sind. Entscheidend ist, dass die Maßnahmen jetzt ergriffen werden, nicht bis zum Ende dieses Jahrzehnts, sondern in den nächsten fünf Jahren. Nach einem weiteren Sommer mit verheerenden Klimaauswirkungen in Europa ist der IPCC-Bericht ein letzter Weckruf für europäische Unternehmen, Kapitalmärkte, lokale Regierungen und politische Entscheidungsträger, sich umzustellen und damit unsere Zukunft zu verbessern.“

Quelle: UD/fo
 

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