Klimawandel

China: Rückgang von Feinstaub seit Corona

Seit China seine Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus gestartet hat, beobachtet der Copernicus Atmosphärenüberwachungsdienst (Copernicus Atmosphere Monitoring Service, CAMS) einen Rückgang der Feinstaubwerte (PM2.5).

04.03.2020

Prozentualer Unterschied von Feinstaubwerten (PM2.5) im Februar 2020 im Vergleich zum Februardurchschnitt der Jahre 2017-2019, beobachtet von CAMS.
Prozentualer Unterschied von Feinstaubwerten (PM2.5) im Februar 2020 im Vergleich zum Februardurchschnitt der Jahre 2017-2019, beobachtet von CAMS.

Seit der Coronavirus COVID-19 im letzten Dezember in der Hubei Provinz in China ausgebrochen ist, unternimmt die chinesische Regierung alles, um eine größere Verbreitung des Virus zu verhindern. Verkehr und Industrie liefen daher in den letzten Wochen stark eingeschränkt. Einen wahrscheinlichen Nebeneffekt konnte nun der Copernicus Atmosphärenüberwachungsdienst CAMS beobachten: Die Werte für Feinstaub (PM2.5) für Februar sind im Vergleich zum selben Zeitraum der letzten drei Jahre deutlich gesunken. PM2.5 ist laut der Weltgesundheitsbehörde WHO einer der gesundheitsschädlichsten Stoffe in unserer Luft. Als PM2.5 werden alle Partikel mit einer Größe von 2,5 Micrometer oder geringer bezeichnet. Diese Partikel, egal ob als Feststoff-, Gas- oder Tröpfchen-Gemisch, greifen die Atemsysteme an und können chronische Krankheiten und Atemwegserkrankungen auslösen oder verschlimmern.

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CAMS Messungen von PM2.5 über China kombinieren Satellitenbeobachtungen mit einem detaillierten Computermodell der Atmosphäre und ermöglichen so tägliche Analysen. Beim Vergleich des Monatsdurchschnitt von Februar 2020 mit dem Mittelwert der Februardurchschnitte von 2017-2019 zeigt sich deutlich, dass die Feinstaubwerte in weiten Teilen Chinas in Bodennähe über 20 bis 30 Proent zurückgegangen sind. Der Rückgang von PM2.5 ist sehr wahrscheinlich auf die durch Corona eingeschränkten Aktivitäten zurückzuführen.

„Neben den Quarantänemaßnahmen spielen aber wahrscheinlich auch andere Faktoren eine Rolle“, erklärt Vincent-Henri Peuch, Director of CAMS. „China versucht seit einiger Zeit aktiv seine Emissionswerte zu reduzieren und auch wetterbedingte Abweichungen zwischen den Jahren müssen beachtet werden. Um diese Faktoren aus der Gleichung zu nehmen, haben wir die drei Jahre 2017-19 gewählt, um einen Kompromiss für einen ungefähren ‚Normal‘-Wert zu finden, der ein gewöhnlichen Februar repräsentiert. Ein größerer Zeitraum, bei dem die Emissionswerte aufgrund langfristiger Trends stärker schwanken, hätte weniger Sinn gemacht.“

Prozentualer Unterschied von Feinstaubwerten (PM2.5) im Februar 2020 im Vergleich zum Februardurchschnitt der Jahre 2017-2019, beobachtet von CAMS, ohne Einberechnung der Satellitenbeobachtungen von Aerosolen.
Prozentualer Unterschied von Feinstaubwerten (PM2.5) im Februar 2020 im Vergleich zum Februardurchschnitt der Jahre 2017-2019, beobachtet von CAMS, ohne Einberechnung der Satellitenbeobachtungen von Aerosolen.

Satelliten messen stets die Mengen, die sie vertikal unter sich finden, und nicht direkt Werte auf Bodennähe. An diesen Werten messen wir jedoch den Grad der Luftverschmutzung, da sie sich auf unsere Gesundheit auswirken. CAMS nutzt moderne, numerische Modelle der Atmosphäre, um die Informationen der Satelliten und weiterer Messstationen in Daten, wie beispielsweise Bodenkonzentrationen, umzuwandeln. Ein Defizit der Nutzung von numerischen Modellen ist, dass es zunächst Schätzungen von Schadstoffemissionen benötigt. Diese Schätzungen werden von sogenannten Emissionsinventaren genommen. Diese Inventare beziehen jedoch keine unerwarteten oder temporären Emissionsänderungen mit ein, wie eben beispielsweise ein möglicher Rückgang aufgrund des Coronavirus. Durch eine Kombination der Modelle mit Beobachtungen, deren Methode eigentlich für numerische Wettervorhersagen entwickelt wurden, können jedoch Analysen erstellt werden. Diese ermöglichen es prinzipiell, die Informationen der Satellitenbeobachtungen zu nehmen und daraus die Bodenkonzentrationen zu errechnen.

Um die Resultate noch zu erhärten, produzierte CAMS zudem die gleichen Analysen für Februar 2020 und dem Februardurchschnitt von 2017-2019 ohne Einbezug der Werte der Satellitenbeobachtungen. In diesem Fall werden die Feinstaubwerte (PM2.5) nur abhängig von den vorgegebenen Emissionswerten und Wetterbedingungen errechnet. Diese Referenz für den Unterschied zwischen Analysen mit und ohne Satellitenbeobachtungen, hilft die Unterschiede festzustellen. Die Grafik zeigt deutlich, dass kein Unterschied zwischen den Analysen von 2020 und 2017-2019 für große Teile Chinas festzustellen ist.

Über EZMW und Copernicus

Copernicus ist das wichtigste Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union. Es ist in sechs thematische Dienste aufgeteilt: Atmosphäre, Meeresumwelt, Landüberwachung, Klimawandel, Sicherheit und Katastrophen- und Krisenmanagement. Copernicus liefert frei zugängliche Betriebsdaten und Informationsdienste, die den Nutzern zuverlässige und aktuelle Informationen über unseren Planeten und seine Umwelt zur Verfügung stellen.
Das Programm wird von der Europäischen Kommission koordiniert und verwaltet, in Partnerschaft mit den EU-Mitgliedstaaten, der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT), dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW), Mercator Océan und weiteren EU-Agenturen.

Das EZMW betreibt zwei Dienste des Copernicus Erdbeobachtungsprogramm der EU: den Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (CAMS) und den Copernicus-Klimawandeldienst (C3S). Zudem unterstützt es den Copernicus-Dienst für Katastrophen -und Krisenmanagement (CEMS). Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) ist eine unabhängige zwischenstaatliche Organisation, die von 34 Staaten unterstützt wird. Es ist ein Forschungsinstitut und Dienstleister, der digitale Wettervorhersagen erstellt und an seine Mitgliedstaaten weiterleitet. Die Daten stehen den nationalen Wetterdiensten in den Mitgliedstaaten in vollem Umfang zur Verfügung. Der Supercomputer und das dazugehörige Datenarchiv des EZMW ist einer der größten seiner Art in Europa, und die Mitgliedstaaten können 25 Prozent seiner Kapazität für ihre eigenen Zwecke nutzen.

Quelle: UD/pm
 

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