Energiewende

So bekommen PV-Anlagen ein langes Leben

Photovoltaik ist von recht großen Entwicklungssprüngen in vergleichsweise kurzen Zeiträumen gekennzeichnet. Doch so viel mehr Effizienz neue Module auch liefern können, so ist es von einem Nachhaltigkeits-Standpunkt aus doch wesentlich besser, eine bestehende Anlage so lange wie möglich zu betreiben. Das aber bedeutet etwas Aufwand und gewisse, regelmäßige Investitionen.

17.02.2020

So bekommen PV-Anlagen ein langes Leben

1. Nicht nur nach der Einspeisevergütung schauen

Gleich der erste Schritt für ein langes PV-Leben ist ein simpler, denn er erfordert nur eine kleine Änderung in der Geisteshaltung. Wir stehen derzeit kurz vor dem 20. Jubiläum des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Damit werden in den kommenden Jahren bei den ersten Anlagen, die Anfang der 00er errichtet wurden, die (damals sehr üppigen) Einspeisevergütungen wegfallen. 

Für nicht wenige ist das der gedankliche „Break“ für eine Anlage – eine maximal 20-jährige Lebensdauer. Das jedoch ist ein falscher Ansatz, der in den kommenden Jahren noch falscher wird: Die Einspeisevergütung wurde seit diesen Pioniertagen dramatisch reduziert; selbst bei vergleichsweise jungen Anlagen liegt sie längst unterhalb des durchschnittlichen kWh-Verbraucherpreises; eine Anlage zu tauschen, bloß weil diese geringen Beträge wegfallen, wäre überzogen und nicht nachhaltig.

Soll heißen, je jünger die Anlage ist, desto weniger war sie von Anfang an dazu geeignet, damit Geld zu machen. Besser ist es, sich jedes PV-System unabhängig davon zu betrachten:

  1. Zwar hängt die Alterung von der Art der Module ab. Jedoch haben die allermeisten Bauweisen nach 20 Jahren noch mindestens 75 Prozent ihrer Ursprungsleistung, oftmals auch sehr viel mehr. Sie liefern also „tadellos“ Strom und das auch noch für weitere Jahre.
  2. Nach dieser Zeit sind typische PV-Heimsysteme abbezahlt, erzeugen also keine laufenden Kosten. 
  3. Eigenverbrauch ist nach wie vor ohne weitere Kosten möglich.

Im Klartext: Man besitzt eine abbezahlte Altanlage, die noch für lange Zeit mehr als ausreichend Strom liefert und die durch Maximierung des Eigenverbrauchs ähnliche Finanzverhältnisse wie zu Zeiten der Einspeisevergütung offeriert. 

Rechnet man noch den (Umwelt-)Aufwand und die Kosten hinzu, die es bedeutet, Altanlagen zu entsorgen, neue zu produzieren usw. ist es sowohl sparsamer wie nachhaltiger, das Lebensmaximum aus seinem System zu kitzeln.

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2. Wechselrichter tauschen

Nicht nur Solarmodule unterliegen kurzen Entwicklungszyklen, auch die angeschlossene Technik entwickelt sich beständig weiter – bloß ist diese um Längen weniger kostspielig und aufwendig herzustellen.

Das bringt uns zum zentralen Herzstück eines Systems, dem Wechselrichter. Er ist zwingend notwendig, um den erzeugten Gleichstrom in netztauglichen Wechselstrom umzuwandeln. Aber: Wechselrichter sind auch der Schlüssel, um für große Zeiträume eine optimale Leistung aus der Anlage herauszuholen.

Und da hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan, das Grund genug dafür ist, den Wechselrichter schon vor dem Ende seiner typischerweise 15-jährigen Lebensdauer auszutauschen – dies auch, weil er pro installiertem kWp nur rund 200 Euro aufruft und damit nur den Bruchteil der Anschaffungskosten einer Neuanlage.

Ein Einfamilienhaus mit Solardach unter blauem Himmel

3. Stromspeicher installieren

Ohne Einspeisevergütung ist jedes Kilowatt, das man nicht selbst verbraucht, ein vergeudetes Kilowatt. Doch auch wenn PV-Altmeister in den vergangenen Jahrzehnten diverse Tricks ersannen, um den Eigenverbrauch teils dramatisch zu erhöhen, bleibt doch die Tatsache, dass vieles davon mit teils unkomfortablen Änderungen im Alltag verbunden ist.

Abermals hat sich bei einer Technik in den vergangenen Jahren einiges getan, diesmal bei den Stromspeichern. Sie haben sich vom Nischen- zum Massenprodukt entwickelt. Dementsprechend sind die Preise gefallen und betrugen schon 2018 noch knapp die Hälfte dessen, was man Anfang der 2010er pro kW ausgeben musste; dazu sei auch ein Blick in das Speichermonitoring der RWTH Aachen angeraten, einem der wichtigsten Forschungsprojekte auf diesem Gebiet.

Sich einen – hinreichend großen – Stromspeicher installieren zu lassen, ist in diesem Sinn eine Investition, die sich viele Jahre lang bezahlt machen wird. 

  • Sie wird von der KfW gefördert, teils kommen noch länderspezifische Programme hinzu.
  • Hochwertig konstruierte Speicher halten sehr viele Ladezyklen aus, sodass sie auch nach vielen Jahren eine vergleichsweise hohe Kapazität beibehalten.
  • Es ist für das Speichersystem unerheblich, woher der Strom stammt. Heißt, es kann auch weiterverwendet werden, wenn dereinst doch die Module getauscht werden sollten.

Und die wichtigste Tatsache: Es ist zur Maximierung des Eigenstromanteils keinerlei Anpassung des persönlichen Verhaltens mehr notwendig; man kann all seine Verbraucher wie gewohnt betreiben. 

Übrigens: Es kann durchaus auch eine Alternative sein, seine Altanlage durch einen „mobilen Stromspeicher“ nutzbarer zu machen – also ein E-Auto. Wer sowieso mit dem Gedanken spielt und wessen Lebensumstände es zulassen, kann auch darauf ausweichen, denn die E-Auto-Dichte könnte viel höher sein.

4. Konsequente Wartung und Reinigung

Was haben Photovoltaikanlagen, private PKW, ja sogar ganze Einfamilienhäuser miteinander gemeinsam? Ganz einfach: Wenn sie neu sind, werden sie von den allermeisten Besitzern in bester Manier gepflegt, werden gereinigt werden gewartet. 

Irgendwann jedoch, beim einen früher, beim anderen später, verschwindet das gute „Neu-Gefühl“ und der einstige Neuerwerb wird weit weniger sorgsam gepflegt, er ist eben schon etwas älter. Genau das ist jedoch dramatisch: Denn just wenn ein technisches Produkt schon etwas in die Jahre gekommen ist, braucht es verstärkte Pflege, weil bereits ein gewisser Verschleiß aufgelaufen ist.

Das bringt uns zu Photovoltaik-Systemen. Sie sind zwar weitestgehend wartungsfrei, benötigen im gesetzten Alter nicht ein steigendes Maß an Pflege, ungleich etwa zum „reiferen“ Auto. Wohl aber benötigen die Module und ihr Umfeld einen gleichbleibenden pflegerischen Mindestaufwand – genau an dem hapert es jedoch. 

Denn wenn das Ende der Einspeisevergütung naht, schließen viele Besitzer innerlich mit der Altanlage ab. Ein Fehler. Denn zu der technisch unvermeidbaren Degradation kommt ohne Pflege auch noch ein Leistungsverlust durch Verschmutzung hinzu. 

Egal wie alt die Anlage auch ist, die geringen Eurobeträge pro
Quadratmeter, die eine Reinigung kostet, sollte man immer investieren.

Auch sollte man die Anlage doppeljährlich fachmännisch warten lassen. Das heißt, sie per Thermographie analysieren lassen, um Beschädigungen zu finden – schon, weil längst nicht jede Beschädigung einen Totalausfall eines Moduls bedeutet, sondern sich oft in Spezialwerkstätten zu einem Bruchteil der Neuanschaffungskosten reparieren lässt.

Fazit

Auch wenn eine einstmals sehr profitable Anlage in den kommenden Jahren durch das Auslaufen der Einspeisungsvergütung keine Profite mehr generiert, wäre es falsch, sie nur deswegen auszutauschen. Rein technisch ist ein PV-System auch für längere Laufzeiten gut. Kann man diese gezielt nutzen, spart man selbst viele Kosten – und kann ein großes Plus in seinem Nachhaltigkeits-Konto verbuchen.

Quelle: UD/cp
 

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