Biodiversität

Warum nachhaltigere Garnelen gut für den Klimaschutz sind

Anlässlich des Weltmangroventags am 26. Juli richtet sich der Blick auf die immense ökologische Bedeutung der salztoleranten Bäume. Dass die Menschen auf der Nordhalbkugel zunehmend dem Genuss von Meeresfrüchten frönen, droht dem Mangrovenbestand in tropischen Küstenregionen zum Verhängnis zu werden – und hat damit auch potentiell fatale Folgen für das Weltklima.

22.07.2021

Warum nachhaltigere Garnelen gut für den Klimaschutz sind

Der Global Nature Fund (GNF) hat die Zeichen der Zeit schon vor Jahren erkannt und engagiert sich weltweit in Projekten zum Mangrovenschutz. Aktuell arbeitet er in Südasien an nachhaltigeren Garnelen-Aquakulturen.

Mehr als ein Drittel des weltweiten Mangrovenbestands ist seit den 1980er Jahren verloren gegangen. Die Lebensräume der Pflanzen schwinden damit drei bis fünf Mal schneller als tropischer Regenwald oder Korallenriffe. Das ist angesichts der herausragenden Stellung von Mangroven innerhalb tropischer Küstenökosysteme besonders bedenklich: Die Bäume und das dichte Geflecht ihrer Wurzeln, die wie Stelzen im Wasser stehen, bieten Lebensraum für eine Vielzahl seltener Säugetiere, Reptilien und Vögel. Sie dienen als Rückzugsort und Kinderstube für unzählige Fisch- und Krebsarten, halten große Mengen Sediment zurück und schützen die Küsten vor Erosion, tropischen Wirbelstürmen und Sturmfluten. Auch gegen den Klimawandel sind sie ein wirksames Mittel: Gesunde Mangrovenwälder speichern mehr Kohlenstoff als jeder andere Wald – bis zu 1.000 Tonnen pro Hektar.

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Gier nach Garnelen aus Aquakultur

Die kostbaren Küstenwälder werden für Brennstoff und Siedlungen abgeholzt. Doch mehr als die Hälfte der gerodeten Fläche geht auf die Anlage neuer Aquakulturteiche für die Produktion von Fisch und Meeresfrüchten zurück – denn insbesondere artenreiche Flussdeltas eignen sich perfekt zur Aquakultur schmackhafter Krebstiere wie Garnelen. Das gilt auch für die Sundarbans (Bengali: „Schöner Wald“), das größte zusammenhängende Mangrovengebiet der Erde, das sich von der östlichen Küste Indiens bis nach Bangladesch erstreckt. Das einzigartige Ökosystem, in dem einige der letzten wilden Exemplare des Bengalischen Tigers leben, wird durch intensive Garnelenzucht stark unter Druck gesetzt.

Das hat wesentlich mit dem massiv gestiegenen Konsum der Krebstiere zu tun: „Generell essen die Menschen weltweit jedes Jahr mehr Fisch und Meeresfrüchte“, berichtet Ralph Dejas, GNF-Projektmanager im Bereich Nachhaltige Entwicklung. „20 Kilogramm sind das derzeit pro Kopf im Durchschnitt, Tendenz steigend. Wenn man weiß, dass die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) der globalen Marktgröße von Garnelen bei 4,8 Prozent liegt, wir Europäer*innen mit einer jährlichen Einfuhr von 800.000 Tonnen in die EU der größte Garnelen-Importeur der Welt sind und in Aquakultur produzierte Meeresfrüchte mittlerweile mehr als ein Drittel des weltweiten Marktes ausmachen, kann man sich den Impact für Regionen wie die Sundarbans vorstellen – der ist ökologisch verheerend, wenn wir nicht gegensteuern.“

Die Lösungen liegen in der Natur

Genau das tut SAIME (Sustainable Aquaculture in Mangrove Ecosystems): Im Rahmen des Projekts setzt der GNF aktuell gemeinsam mit regionalen Partnern in Indien und Bangladesch auf eine „Nature-based Solution“, um Mangrovenwälder zu erhalten, ohne die Garnelenzucht als existenzsichernden Wirtschaftszweig vieler Menschen in den Sundarbans infrage stellen zu müssen. Die Projektpartner unterstützten mittlerweile rund 50 Pilotfarmen beim Aufbau einer sogenannten Integrierten Mangroven-Aquakultur (IMA). Dabei pflanzen die Farmer*innen Mangrovensetzlinge direkt in die Zuchtteiche, um Garnelenproduktion und Mangrovenschutz zu kombinieren. So lassen sich vielfältige Synergieeffekte nutzen: Die Mangrovenbäume stabilisieren die Deiche, schützen die Teiche vor Flutereignissen und spenden Schatten. Die Garnelen gedeihen im Wurzelwerk und nutzen herabfallendes Laub als Nahrung. Zugleich erhöht sich die Biologische Vielfalt auf den Pilotfarmen, die als Ort für Inspiration und Training für die Kleinbäuerinnen und -bauern im Umland dienen. In fünf Baumschulen haben Unterstützer*innen von SAIME bereits mehr als 100.000 Mangrovensetzlinge aufgezogen und in den Partnerbetrieben angepflanzt.

SAIME fördert außerdem Kooperativen von Kleinbauern und -bäuerinnen, um ihren Marktzugang zu verbessern und positive Effekte auf die Lieferketten zu erzielen. Letzteres geht nicht ohne Nord-Süd-Dialog mit der Nachfrageseite – denn wir Europäer*innen sind mit unseren Konsumentscheidungen mitverantwortlich für die Art und Weise, in der Garnelen weltweit produziert werden. Das Projekt bezieht deshalb den deutschen Einzelhandel mit ein und informiert Verbraucher*innen über die sozialen und ökologischen Vorteile nachhaltiger produzierter Garnelen. Dabei helfen der enge fachliche Austausch mit der neu gegründeten Brancheninitiative „Food for Biodiversity“ und dem deutschen Lebensmittelhandel. Gefördert wird SAIME vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Unterstützer sind Mercedes-Benz AG und Daimler Truck AG.

Lesen Sie mehr über das GNF-Projekt für nachhaltigeren Garnelenhandel & Mangroven-Ökosysteme

Quelle: UD/pm
 

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