Biodiversität

Wal-und Delphinschutz in der Krise

60 der 90 Arten von Walen und Delphinen gelten als gefährdet, stark gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht – obwohl der kommerzielle Walfang seit 1986 verboten ist. Eine ernüchternde Bilanz zum Jubiläum: Anfang Dezember wurde das Internationale Übereinkommen zur Regelung des Walfangs 75 Jahre alt.

23.12.2021

Wal-und Delphinschutz in der Krise

Das zuständige Gremium, die Internationale Walfangkommission (IWC) steht an einem Scheideweg – und vor einer ihrer größten Herausforderungen.

Großen Errungenschaften wie dem Internationalen Walfangverbot stehen strukturelle Defizite, klaffende Budgets, offene Kompetenzfragen sowie mangelnde Einhaltung und Umsetzung der Beschlüsse gegenüber. „Die Internationale Walfangkommission ist nicht fit für die Zukunft" schlägt die Meeresschutzorganisation OceanCare Alarm. „Während das Walfanglager klare Vorstellungen für die Zukunft der IWC hat, vermisst man eine europäische Vision für die Zukunft des internationalen Walschutzes und ambitionierte diplomatische Initiativen," so Fabienne McLellan, Leiterin des Programms zur Einstellung der Waljagd bei OceanCare.

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Gemeinsam mit knapp 50 internationalen Verbänden legt OceanCare, Sonderberaterin der Vereinten Nationen und seit knapp drei Jahrzehnten innerhalb der IWC aktiv, deshalb zum 75. Jubiläum ein Visionspapier vor. Das Reformpaket „A 50 YEAR VISION FOR THE IWC" ist ein Fanal zur kraftvollen Positionierung der IWC in den kommenden 50 Jahren.

Bilanz zum 75. Jubiläum der Walfangkommission: Walschutz in der Krise

Der kommerzielle Walfang im 20. Jahrhundert war die größte Massentötung einer Tierordnung in der Geschichte der Menschheit - gemessen an der ‚Biomasse'. Die massive Dezimierung dieser Tiere, die an der Spitze der Nahrungsnetze stehen, hat die Struktur und Funktionsweise ganzer Meeresökosysteme durcheinandergebracht. Die Folgen dieses Feldzugs sind für die sich langsam fortpflanzenden Meeressäuger noch immer nicht überwunden. Hinzu kommen chemische Verschmutzung, Unterwasserlärm, Plastikvermüllung, Schiffskollisionen, Beifang in der Fischerei sowie klimatische Veränderungen, die den Meeressäugern massiv zusetzen. Die Gefahren sind mannigfaltig und machen die Schutzmaßnahmen komplexer.

Ingenieure mariner Ökosysteme: Wale und Delphine tragen zur Klimaresilienz unseres Planeten bei

Wir beginnen gerade erst zu verstehen, welche enorm wichtigen Ökosystem-Dienstleistungen Wale einst erbrachten und wieder erbringen könnten, wenn wir sie schützen und die vollständige Erholung ihrer Populationen zulassen. „Es ist eine bittere Ironie, dass die größte Gefahr für die Erholung der Waltierbestände heute der Klimawandel ist – genau jene Bedrohung, zu deren Eindämmung sie beitragen könnten," so McLellan.

„A 50 YEAR VISION FOR THE IWC" – Auftrag der Zivilgesellschaft für eine entschlossene Reform

Entschlossenes Handeln für Wale und die Zukunft der Meere ist überfällig. „Als Erstes muss die direkte Bejagung auf Groß- und Kleinwale sofort beendet werden – sie ist anachronistisch und hierzu braucht es nur den politischen Willen," sagt Nicolas Entrup, Co-Leiter Internationale Zusammenarbeit bei OceanCare.

Darüber hinaus gibt das Reformpaket, das von über 50 internationalen Tier- und Artenschutzverbänden unterstützt wird, klare Empfehlungen, das Moratorium aufrechtzuerhalten, eine klare Grenze zwischen indigenem Subsistenzwalfang und kommerziellem Walfang zu ziehen, sowie Schutzmaßnahmen zu stärken und deren Finanzierung sicherzustellen.

Um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern, bedarf es einer signifikanten Reform des zuständigen IWC-Gremiums, einschliesslich des Bekenntnisses für ein stabiles und ambitioniertes Budget. Aktuell steht dieses jedoch auf wackeligen Beinen. Das Budget ist nicht gesichert, es herrscht Uneinigkeit bei der strukturellen Reform sowie darüber, ob die IWC auch befugt ist, die Jagd auf Kleinwale (inklusive Delphine) zu regulieren, die Jahr für Jahr zu zigtausenden getötet werden. Doch wie die meisten Naturschutzabkommen, krankt die IWC ebenfalls an der mangelnden Durchsetzung ihrer Beschlüsse. Zusätzlich wird das Gremium durch Japan und seine Unterstützer-Staaten torpediert, mit dem Ziel, jegliche erfolgreiche Reformen zu unterbinden. Dem gegenüber stehen jene Staaten, die stets gegen die Legalisierung des Walfangs aufgetreten sind, mit leeren Händen da. Bislang fehlt eine Vision der Walschutzländer für die Zukunft der IWC und eine entsprechende diplomatische Initiative.„Die EU-IWC-Mitgliedländer sind jetzt aufgerufen, den Kurs im 21. Jahrhundert neu zu bestimmen, die IWC neu auszurichten und für die Herausforderungen fit zu machen,“ fordert Entrup.

Einen klaren Auftrag erhält die Kommission zu ihrem 75. Jubiläum von über 50 NGO's inklusive OceanCare, die seit 1992 als Beobachterin an den Konferenzen der IWC teilnimmt.

Weiterführende Informationen finden Sie hier.

Quelle: UD/pm
 

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