NABU kritisiert Hoki-Fang in Neuseeland
Der NABU und die NABU International Naturschutzstiftung erklären jetzt ihren Ausstieg aus dem Zertifizierungsprozess des Marine Stewardship Council (MSC) zum neuseeländischen Hoki. „Der Hoki-Fang in Neuseeland ist nachweislich nicht nachhaltig und verdient das MSC-Siegel nicht. Dass der Fisch dennoch rezertifiziert wurde, spricht für die Unglaubwürdigkeit des Siegels und offenbart erneut die vielfach kritisierten Schwächen des Bewertungssystems insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit, beim Schutz bedrohter Arten und bei der Prozesstransparenz“, so Thomas Tennhardt, NABU-Vizepräsident und Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung.
15.10.2018
Der Hoki, auch Blauer Seehecht genannt, ist ein in neuseeländischen Gewässern gefischter Tiefseefisch, der in großen Mengen auch nach Deutschland verkauft wird. Seine Zertifizierung ignoriere wissenschaftliche Studien und interne Regierungsberichte, die belegen, dass der Fang der Fischart in Neuseeland seit vielen Jahren illegalen Praktiken wie Rückwürfen, Fang in Brutgebieten und falschen Angaben von Fangmengen unterliegt, so NABU International.
„Insbesondere der Schutz sensibler Lebensräume und der Beifang geschützter Arten sprechen gegen eine erneute MSC-Zertifizierung des Hoki. Diese Missstände haben wir gegenüber der Zertifizierungsagentur im Rahmen des MSC-Prozesses umfangreich deutlich gemacht“, sagte Barbara Maas, Leiterin für Internationalen Artenschutz der NABU International Naturschutzstiftung. Jährlich verendeten rund 222 Seebären als Beifang in Fischernetzen. Der Beifang weiterer auch gefährdeter Arten wie Albatross, Riesenhai und Delfin, einschließlich des akut vom Aussterben bedrohten Hector- und Maui-Delfins, seien nicht oder nicht zuverlässig erfasst. Auch die stark rückläufige Bestandsentwicklung der Zielfischart selbst sei mit einer Zertifizierung unvereinbar. „Unter diesen Umständen ist eine fachliche Beteiligung des NABU an der MSC-Zertifizierung unmöglich“, so Maas.
Keine unabhängige Datenlage
Hinzu käme, dass fast alle Daten, die in die Hoki-Bestandsbewertung einfließen, von der Fischereiindustrie stammen anstatt von unabhängigen wissenschaftlichen Institutionen und daher unzuverlässig seien. „Der NABU und NABU International fordern, Fischereiüberwachung und Fischereiforschung in unabhängige und glaubwürdige Hände zu geben, damit das MSC-Siegel ist, was es verspricht: Ein Beleg für nachhaltig gefangenen Fisch. Dass Zertifizierungsagenturen nicht von der Fischerei selbst beauftragt und bezahlt werden, sondern ihr gegenüber unparteiisch und unabhängig agieren können, ist eine Grundvoraussetzung für ein glaubwürdiges Siegel“, sagte Maas.
Die Entscheidung des NABU und der NABU International Naturschutzstiftung, sich aus dem MSC-Zertifizierungsprozess zurückzuziehen, reiht sich ein in eine wachsende Welle öffentlicher Kritik des Fischsiegels. Zum Jahresbeginn hatte ein internationaler Zusammenschluss von 66 Wissenschaftlern, Institutionen und Verbänden den MSC hinsichtlich seiner Zertifizierungspraxis öffentlich scharf kritisiert. 82 Verbände aus aller Welt, einschließlich der NABU International Naturschutzstiftung, haben sich in der Koalition „Make Stewardship Count“ mit dem Ziel zusammengeschlossen, vom MSC dringend notwendige Reformen einzufordern.