Vielfalt & Inklusion

DAX-40: Mehr Vielfalt durch junge Unternehmen bleibt aus

Die Hoffnung auf einen schnellen Kulturwandel in den Vorstandsgremien der DAX-40-Unternehmen bleibt auch durch die Aufstockung um zehn Mitglieder aus. Das bestätigt der neue DAX-Vorstandsreport von Odgers Berndtson, in dem die internationale Personalberatung bereits zum zehnten Mal die Profile der nun 252 Vorstandsmitglieder der führenden deutschen Unternehmen analysiert hat.

20.07.2022

DAX-40: Mehr Vielfalt durch junge Unternehmen bleibt aus

Vor allem die „Neulinge“ im DAX sorgen für wenig Veränderung. Tatsächlich sind es traditionelle Konzerne und diejenigen, die sich bereits seit längerem den ESG-Kriterien verschrieben haben, die den Weg zu mehr Vielfalt im Top-Management eingeleitet haben. Das zeigt sich vor allem bei der Frauenquote. Hier sind nicht die jüngeren Unternehmen mit Start-up-Flair Vorreiter, sondern etablierte Konzerne, die unter die Quotenregelungen fallen.

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„Die Erweiterung von 30 auf 40 Unternehmen hat das Profil des typischen Vorstands eines DAX-Unternehmen nicht wesentlich verändert. Die DAX-Vorstandsgremien bleiben homogen mit kleinen bunten Farbtupfern. DAX-Neulinge wie Hello Fresh, Zalando oder auch Delivery Hero stehen trotz eines jüngeren Vorstands noch lange nicht für einen Kulturwandel“, erklärt Klaus Hansen, Partner und Gesellschafter bei Odgers Berndtson. „Wir sehen, dass die politischen Regulierungen ihr Ziel erreichen. Aber eben nur bei den Unternehmen, die verpflichtet werden. Diversität aus eigenem Antrieb ist eine Seltenheit.“

Der Anteil an Frauen in den Vorständen ist 2022 nach der Ankündigung des neuen Führungspositionen Gesetzes (FüPoG II) um zwei Prozent auf 19 Prozent gestiegen und damit so hoch wie noch nie. Aber mehr als die Mindestquote erfüllen die wenigsten Unternehmen. Mit MTU Aero Engines und Sartorius haben immer noch zwei DAX-Unternehmen keine Frau im Vorstand, obwohl sie unter die Regelung fallen. Beide Unternehmen sind verpflichtet, beim nächsten Wechsel eine Frau in den Vorstand zu berufen. Immerhin sieben DAX-Unternehmen kommen inzwischen auf einen Frauenanteil von mehr als 30 Prozent. „Wenn sich ein wirklicher Wandel in den Vorständen einstellen soll, dann braucht es einen Frauenanteil von 30 bis 40 Prozent“, so Klaus Hansen. „Aber echte Diversität beschränkt sich nicht nur auf den paritätischen Anteil von Frauen und Männern. Die Heterogenität scheitert nicht allein am Geschlecht. Wir sehen in Deutschland, dass die Wege zu einem Vorstandsposten spätestens in der Ausbildung geebnet werden.“

In den bevölkerungsreichen Bundesländern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern werden nach wie vor mit Abstand die meisten Vorständ:innen rekrutiert. Hier sind auch die Universitäten beheimatet, an denen die heutigen Vorstandsmitglieder mehrheitlich studiert haben – darunter die Universität zu Köln, die TU Darmstadt oder die RWTH Aachen. Eine neue, wichtige Karriereschmiede – vor allem bei der jüngeren Vorstandsgeneration – ist die WHU Otto Beisheim School of Management im rheinlandpfälzischen Vallendar. Aus ostdeutschen Bundesländern kommen kaum Vorstände. „Die Homogenität, die sich in den Vorstandsgremien zeigt, basiert auf traditionellen Netzwerken. Gute Vorstandskandidat:innen verfügen über diese Netzwerke und den dazugehörigen Habitus – die Eintrittskarte in den obersten Managementstock“, sagt Klaus Hansen.

Dennoch werden die DAX-Vorstandsgremien auch internationaler. Der Anteil ausländischer Vorstandsmitglieder liegt bei 37 Prozent und damit auf einem Allzeithoch. Vor allem Frauen aus dem Ausland werden gern rekrutiert. Mittlerweile hat knapp jede zweite Frau im DAX-Vorstand eine internationale Herkunft. Bei den Männern sind es 34 Prozent. Bezüglich des Durchschnittsalters der DAX-Vorstandsmitglieder ist eine leichte Verjüngung im Vergleich zum Vorjahr zu sehen. Frauen in den Vorstandsgremien sind im Schnitt 52 Jahre, Männer rund 54 Jahre. Auch das Alter bei Einberufung in den Vorstand ändert sich nicht wesentlich durch die Vergrößerung: Sowohl Männer als auch Frauen sind knapp 49 Jahre alt, wenn sie in den Vorstand berufen werden.

Im Branchenvergleich ist die Chemiebranche weiterhin die älteste, hier sind die Vorständ:innen im Schnitt 56 Jahre alt. Der Versandhandel ist mit einem Durchschnittsalter von 42 Jahren hingegen die jüngste Branche im DAX. Frauen können vor allem in technologielastigen Branchen punkten: Luft- und Raumfahrt sowie Technologie sind mit 25 beziehungsweise 30 Prozent die weiblichsten Branchen. Bei den Online- und Lieferdiensten sowie im Immobiliensektor findet sich derzeit kein eines weibliches Vorstandsmitglied wieder.

Der berufliche Werdegang der DAX-Vorständ:innen ist dagegen bei Frauen wie Männern ähnlich: 57 Prozent der Top-Manager:innen studierten Wirtschaftswissenschaften. Bei den Frauen sind es sogar 62 Prozent (Männer 55 Prozent). Mittlerweile haben die Frauen die Männer sogar beim MBA-Abschluss überholt. Jede vierte Frau hat heute einen MBA. Bei den Männern ist es nur knapp jeder fünfte. Der Anteil an Doktortiteln bei den DAX-Vorständ:innen ist 2022 leicht gestiegen auf 31 Prozent. Sein Stellenwert ist aber in den vergangenen zehn Jahren um elf Prozent gesunken.

Den neuen DAX-Vorstandsreport finden Sie hier zum Download.

Quelle: UD/pm
 

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