Auszeichnungen

Deutscher CSR-Preis geht an die Enthüller der "Dieselgate“-Affäre

Kein anderes Thema in den vergangenen Monaten hat das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft derart erschüttert wie der Skandal um gefälschte Abgaswerte. Im Mittelpunkt der Affäre stehen der Automobilkonzern Volkswagen und dessen ehemaliger Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn. Fragwürdig ist zudem die Rolle der Bundesregierung, der allzu enge Verbindungen zur Automobilindustrie nachgesagt werden. Diesen Skandal haben der Verkehrsberater Dr. Axel Friedrich, und Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, ausgelöst. Dafür werden sie Anfang April im Rahmen des 12. Deutschen CSR-Forums mit dem „Deutschen CSR-Preis“ 2016 für herausragendes CSR-Engagement ausgezeichnet.

31.03.2016

Deutscher CSR-Preis geht an die Enthüller der "Dieselgate“-Affäre zoom
Verkehrsberater Dr. Axel Friedrich.
Verkehrsberater Dr. Axel Friedrich.

Dr. Axel Friedrich war Leiter des Verkehrsressorts im deutschen Umweltbundesamt und Mitbegründer des International Council for Clean Transportation (ICCT). Der promovierte Chemiker und Umweltexperte, der in Expertenkreisen als Koryphäe gilt, war maßgeblich an der Aufdeckung des Abgas-Skandals bei VW beteiligt. Der von ihm mitgegründete ICCT hatte die Abgaswerte der großen deutschen Autohersteller untersucht und festgestellt, dass die Stickstoffwerte auf der Straße im Schnitt sieben Mal höher sind als auf dem Prüfstand und dafür Aufmerksamkeit bei den US-Behörden gefunden.

Dr. Axel Friedrich: Einsatz für einen umweltfreundlichen Verkehr

Seine Mission sieht Axel Friedrich, der seit 2008 als freier Berater unter anderem für die Weltbank, diverse Umweltorganisationen und Regierungen weltweit arbeitet, im Einsatz für einen umweltfreundlichen Verkehr. Im Jahr 2006 ist Friedrich als erster Europäer überhaupt mit dem „Haagen-Smit Clean Air Award“ ausgezeichnet worden, den das weltweit renommierte kalifornische Umweltamt California Air Resources Board (CARB) verleiht. Es hat damit das langjährige Engagement Friedrichs, der schon vor zehn Jahren als Leiter im Umweltbundesamt immer wieder die Einführung von Russpartikelfiltern gefordert und sich damit viele Feinde gemacht hatte, zur Reduzierung der Schadstoff-Emissionen im Straßenverkehr gewürdigt. Dr. Axel Friedrich gilt weltweit als einer der einflussreichsten Antreiber für einen sauberen, klima- und gesundheitsgerechten Verkehr.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe.

Jürgen Resch: mit Hartnäckigkeit zum Erfolg

Einen Namen hat sich Jürgen Resch, der in vielen Ministerien und Konzernzentralen für seine Arbeit gleichermaßen geachtet wie gefürchtet wird, unter anderem mit dem hartnäckigen Kampf für eine Einführung von Dieselpartikelfiltern in Autos gemacht.Mittlerweile wird er vielfach als der „deutsche Ralph Nader“ genannt, nach dem Verbraucherschutzanwalt, der in den USA im letzten Jahrhundert für saubere Information und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften kämpfte.

Einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden war er im Streit um die Einwegflaschen und das Dosenpfand und der Drohung gegenüber großen Discountern wie z.B. Aldi, jeden Verstoß gegen die Pfandpflicht einzeln anzuzeigen. Aber nicht nur in diesem Zusammenhang ist Reschs Hartnäckigkeit gefürchtet. Auf seiner langen Liste von erfolgreich geführten Kämpfen stehen unter anderem auch die Themen Druckerschwärze in Fruchtsäften, Chemikalien im Bodensee und der Elbe sowie Feinstaub in Städten. Einen großen Lebensmittelhersteller, der mit – zugegebenermaßen – falschen Versprechen auf seinen Produkten warb, konnte er erst mit der drohenden Auslistung seiner Produkte in Supermärkten zum Einlenken bewegen.

Der Automobilindustrie, die er derzeit hart attackiert, half er gegen die Mineralölindustrie bei der Einführung von schwefelfreien Kraftstoffen (Allianz „Saubere Kraftstoffen in Europa“ mit Umweltverbänden, ADAC, VCD und der Automobilindustrie), die nicht nur die Basis für effizientere und saubere Motoren, sondern auch für eine Verringerung von Erosionsschäden durch saure Aerosole an historischen Bauwerken waren. Auch in anderen Kontroversen der deutschen Automobilindustrie haben er und Dr. Friedrich die Position der deutschen Hersteller wirkungsvoll unterstützt.

Resch, dessen Deutsche Umwelthilfe anfangs das Ziel hatte, die Wirtschaft auf ihrem Weg zu mehr Umweltfreundlichkeit als Ratgeber mit fachlichem Rat zu unterstützen, hatte schon Mercedes-Benz beraten, um den ersten Smart zu einem „3-Liter-Auto“ zu machen. Die Vorschläge hatte der Konzern damals nicht umgesetzt.

Mutig und standhaft selbst vor den Mächtigsten

Jürgen Resch und Dr. Axel Friedrich füllen mit ihrer Arbeit Funktionen aus, die eigentlich der Staat mit seinen vielen Ämtern – z.B. für Umweltschutz, Nahrungssicherheit, Verkehr oder Verbraucherschutz wahrnehmen müsste – aber offensichtlich nicht ausreichend wahrnimmt.

Während der Kampagne vor vier Jahren um die angeblich selbstständig verrottenden Plastiktüten, die bei den Supermärkten kostenlos an Kunden abgegeben wurden, wurden Resch persönlich und seine DUH von einem Tochterunternehmen der BASF auf Schadenersatz in Millionenhöhe verklagt – erfolglos. Dies kann als erster prominenter Versuch der deutschen Wirtschaft gelten, Verbraucher- und Umweltschutzorganisationen wirtschaftliche Daumenschrauben anzulegen, denn ein solcher Verband hat in der Regel nicht die Mittel, um solche Prozesse über viele Instanzen durchzustehen. Er müsste seine Arbeit einstellen. Die persönlich belangten Personen würden in die Insolvenz getrieben.

Auch im Kampf um inkorrekte Angaben der Automobilindustrie über die Emissionswerte ihrer Fahrzeuge wird die „Schadensersatzkeule“ geschwungen. Diesmal geht es um Drohungen sogar im Milliardenbereich.

Vorbildliches gesellschaftliches Engagement

Die Preisverleihung an Jürgen Resch und Dr. Axel Friedrich würdigt deshalb nicht nur deren Aufdeckung von Skandalen und das Eintreten für eine Verbesserung der Umstände, sondern auch den Mut, mit dem beide den Drohungen trotzen, die bis zur Existenzvernichtung reichen. Gemeinsam gelten sie als der deutsche „Ralph Nader“.

Die Jury des Deutschen CSR-Preises unter der Leitung von Roland Tichy, dem Vorstandsvorsitzenden der Ludwig-Erhardt-Stiftung und langjährigen Chefredakteur der Wirtschaftswoche, hat deshalb in einem mehrstufigen Verfahren beschlossen, Jürgen Resch und Dr. Axel Friedrich mit dem Deutschen CSR-Preis 2016 für vorbildliches gesellschaftliches Engagement auszuzeichnen. „Unsere beiden Preisträger sind unermüdliche Vorkämpfer für vorbildliches gesellschaftliches Handeln“, betont Tichy. „Mit ihrem Einsatz leisten sie einen wertvollen Beitrag, die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility, CSR) zu verbreiten. Ihre Namen stehen für eine zukunftsfähige Welt.“

Der Deutsche CSR-Preis 2016 wird am 5. April im Rahmen des 12. Deutschen CSR-Forums – Internationales Forum für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit – in Ludwigsburg verliehen. Im vergangenen Jahr war der ehemalige Bundesumweltminister Prof. Dr. Klaus Töpfer für sein herausragendes Engagement und den vielfältigen Einsatz für eine Energiewende in Deutschland ausgezeichnet worden. Zuvor hatten die drei Drogerie-Unternehmer Dirk Rossmann (Rossmann), Götz W. Werner (dm) und Cord Wöhlke (Budnikowsky) gemeinsam den CSR-Preis 2014 entgegengenommen. Preisträger des Jahres 2013 war Bundesbankpräsident Jens Weidmann.

Quelle: UD/pm
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche