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Nachhaltige Wasserversorgungslösungen in boomenden Tourismusregionen

In vielen europäischen Küstenregionen ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Auch auf der kroatischen Insel Krk und auf dem Festland spielt der Tourismus vor allem im Sommer eine wichtige Rolle. Doch in dieser heißen Jahreszeit stößt die Trinkwasserversorgung an ihre Grenzen. Wissenschaftler:innen der ISOE-Forschungsgruppe „regulate“ haben untersucht, wie der hohe Wasserbedarf nachhaltig gedeckt werden kann. Die Ergebnisse sind in der Reihe „Groundwater Dimensions“ in englischer und kroatischer Sprache erschienen.

27.08.2024

Nachhaltige Wasserversorgungslösungen in boomenden Tourismusregionen

Die Adriaküste, besonders die Insel Krk, sieht sich einem stark wachsenden Wasserbedarf gegenüber, der die Wasserressourcen erheblich belastet. Sowohl das Grund- als auch das Oberflächenwasser auf der Insel und dem angrenzenden Festland werden zunehmend knapp, während die Wasserqualität ebenfalls abnimmt. „Der hohe Bedarf an Trinkwasser auf Krk wird wie in vergleichbaren Regionen auch ganz wesentlich durch die boomende Tourismusindustrie verursacht, aber wir sehen auch, dass die Auswirkungen des Klimawandels den Druck auf die Wasserressourcen erheblich erhöhen“, sagt Robert Lütkemeier, Wasserforscher am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und Co-Leiter der Forschungsgruppe regulate. „Die Wasserbewirtschaftung in touristischen Regionen erweist sich unter diesen Voraussetzungen zunehmend als Herausforderung, weil sie komplexer und unsicherer wird.“

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Wie kann unter diesen Bedingungen eine sichere und nachhaltige Wasserversorgung gewährleistet werden? Dieser Frage ging Robert Lütkemeier gemeinsam mit seinen Kolleginnen Linda Söller und Dženeta Hodžić aus der Forschungsgruppe regulate in einem Co-Design-Prozess nach. Dabei arbeiteten lokale Akteure aus den Bereichen Wasserwirtschaft, Tourismus sowie Regierung und Verwaltung eng mit den Wissenschaftler:innen zusammen, um ein gemeinsames Verständnis der Problematik und ein gemeinsames Ziel zu erarbeiten. Außerdem tauschten sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus, um praktikable Lösungen zu finden. Durch diesen kooperativen Ansatz konnte die Forschungsgruppe schließlich gemeinsam mit den Akteuren effektive Maßnahmen für ein nachhaltiges (Grund-)Wassermanagement entwickeln.

Tourismus und Klimawandel erhöhen Druck auf vorhandene Wasserressourcen

In einer Publikation, die im Rahmen eines rund dreijährigen Prozesses zum „Wasser-Tourismus-Nexus“ entstanden ist, beleuchtet die Autorengruppe sowohl die Auswirkungen von Klimawandel und Tourismus auf die Wasserressourcen als auch Strategien für ein effektives Wassermanagement. Sie beschreibt, wie es gelingen kann, eine ausreichende Wasserversorgung für Einheimische und Touristen sicherzustellen und gleichzeitig die Natur und die wirtschaftliche Vitalität der Insel zu schützen.

„Die im Co-Design-Prozess erarbeiteten Maßnahmen umfassen Managementstrategien, die sich sowohl an die Nachfrage- als auch an die Angebotsseite der Wasserversorgung richten und auf eine nachhaltige und faire Nutzung zielen“, sagt Lütkemeier, der am ISOE auch das Forschungsfeld Wasser und Landnutzung leitet. Für die Wasserversorger ergibt sich daraus eine Kombination von Optionen, die insbesondere darauf abzielen, Trinkwasser durch Alternativen zu ersetzen, für die keine Trinkwasserqualität erforderlich ist. Die Forschungsgruppe empfiehlt daher die Nutzung alternativer Wasserquellen wie Regenwassernutzung, Wasserwiederverwendung oder Meerwasserentsalzung.

Auch im Tourismus: Sensiblen Umgang mit Wasser fördern

„Wir müssen nicht nur auf der Angebotsseite, sondern auch mit Blick auf die Nachfrage zu einem nachhaltigen Umgang mit Wasser gelangen“, erklärt Lütkemeier, „dafür eignen sich zum Beispiel ordnungspolitische Maßnahmen, die einen unkontrollierten touristischen Zustrom unterbinden.“ Dazu gehören Maßnahmen wie die Beschränkung des Ausbaus von Beherbergungsbetrieben, die Reduzierung von Baugebieten und die Überprüfung bestehender Siedlungen. Darüber hinaus wird die Einführung angepasster, verbrauchsabhängiger oder saisonaler Wassertarife empfohlen, um Verbrauchsspitzen zu reduzieren und die Kosten gerecht zwischen Touristen und Einheimischen zu verteilen.

Zusätzlich empfehlen die Wissenschaftler:innen Sensibilisierungskampagnen, die sowohl Touristen als auch Einheimische ansprechen. Ziel dieser Kampagnen ist es, das Bewusstsein für die Anfälligkeit der Wasserressourcen auf der Insel zu schärfen und das individuelle Engagement für Wassereinsparung zu fördern. „Damit die empfohlenen Maßnahmen langfristig und erfolgreich umgesetzt werden können, ist es von großer Bedeutung, dass die Beteiligten, die den Wasser-Tourismus-Nexus mitgestaltet haben, auch zukünftig kontinuierlich zusammenarbeiten“, sagt Lütkemeier. Betroffen sind Vertreter:innen der lokalen Gemeinden, politische Entscheidungsträger:innen und Verantwortliche aus den Bereichen Wirtschaft und Tourismus sowie Wissenschaftler:innen. Neben dem kollektiven Engagement müssen auch die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen angepasst werden, um die Einführung und Nutzung alternativer Wasserquellen zu fördern und die Einhaltung der Vorschriften sowie die ökologische Nachhaltigkeit zu gewährleisten.

Quelle: UD/pm
 

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