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Lebensmittel aus dem Labor – die Lösung aller Umweltkrisen?

Die Nahrungsmittelproduktion ist einer der Hauptverursacher von Klimakrise und Artensterben. Mehr Bio, weniger Pestizide und regionale Kreisläufe gelten als Gegenmittel – doch für Oliver Stengel, Experte auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung, gibt es eine bessere Lösung: die vollständige Abschaffung der Landwirtschaft.

28.01.2021

Lebensmittel aus dem Labor – die Lösung aller Umweltkrisen?

In seinem neuen Buch „Vom Ende der Landwirtschaft“ entwirft er die Vision einer Welt, in der wir Felder und Weiden der Natur zurückgeben, Viehwirtschaft abschaffen und unsere Rohstoffe und Nahrung nur noch aus Zellen im Labor züchten – nicht als unappetitlichen Brei, sondern wie Lebensmittel frisch vom Feld.

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Jedes Jahr werden in Südamerika, Afrika und Südostasien große tropische Waldflächen abgebrannt, um Platz für Weide- und Ackerflächen zu schaffen. Dadurch geht wertvoller Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten verloren und ein wichtiger CO2-Speicher für den Planeten. In der Folge wird es immer trockener und wärmer – eine fatale Entwicklung. „Eigentlich bräuchte unser Planet viel mehr unberührte Natur, um sich zu erholen und die negativen ökologischen Eingriffe der Menschheit auszugleichen“, warnt Oliver Stengel, Wissenschaftler an der Hochschule Bochum und Autor des am 9. Februar 2021 erscheinenden Buchs „Vom Ende der Landwirtschaft. Wie wir die Menschheit ernähren und die Wildnis zurückkehren lassen“.

Damit das möglich wird, brauche es vor allem eins: eine vollkommen neue Nahrungsmittelproduktion. „Wir brauchen den Übergang in ein neues, postlandwirtschaftliches Zeitalter, wenn wir die globale Krise vermeiden und gleichzeitig eine sichere Versorgung für bald zehn Milliarden Menschen ermöglichen wollen.“ Und das geht so: Fleisch kann durch die Vermehrung tierischer Muskelzellen produziert werden, Kuhmilch mithilfe von Mikroorganismen entstehen, Palmöl durch Hefezellen hergestellt werden. Selbst Holz lässt sich aus Zellen im Labor generieren. So entstehen „naturgleiche“ Produkte aus dem Labor – weitaus effizienter und umweltfreundlicher als auf dem Acker.

Bereits in den 1990ern wurde in den Niederlanden erforscht, wie Muskelfleisch im Labor hergestellt werden kann, um die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen und Umweltschäden verringern zu können. Vor allem im Bereich von Invitro-Fleisch oder -Fisch gibt es inzwischen einige erfolgreiche Start-up-Unternehmen. In seinem Buch denkt Oliver Stengel dieses auf kleiner Ebene bereits erprobte Verfahren weiter. Er dokumentiert den aktuellen Stand der Forschung und entwickelt daraus die Vision einer Welternährung, die mit sämtlichen landwirtschaftlichen Praktiken und Lehren bricht, die seit etwa 12.000 Jahren bestehen. Liegt darin die Lösung aller Umweltprobleme? Durchaus, argumentiert der Autor: „Die Erde der Gegenwart ist eine sterbende Welt. Die Postlandwirtschaftliche Revolution würde ihr eine Regeneration ermöglichen. Auch wenn der Weg dorthin erst einmal ungewohnt klingt: Wir sollten ihn nutzen.“

Der Autor

Dr. Oliver Stengel studierte Soziologie, Psychologie und Politik. Er arbeitet und forscht zu globalen Transformationen und nachhaltiger Entwicklung an der Hochschule Bochum. Seine im oekom verlag publizierte Dissertation „Suffizienz. Die Konsumgesellschaft in der ökologischen Krise“ wurde mit zwei Forschungspreisen ausgezeichnet.

Vom Ende der Landwirtschaft
Quelle: UD/pm
 

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