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Geteilte Mobilität kann Lebensqualität steigern

Seit gut einem Jahr arbeiten viele Menschen aufgrund der Covid-19-Pandemie im Homeoffice. Der dadurch wegfallende Verkehr bietet die Chance, die Flächen neu zu verteilen und neben dem Individualverkehr und dem ÖPNV auch geteilte Mobilitätsformen zu integrieren. Um Kommunen dabei zu unterstützen, hat das Fraunhofer ISI einen Leitfaden veröffentlicht.

02.04.2021

Geteilte Mobilität kann Lebensqualität steigern

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI zeigt in den Handlungsempfehlungen „Shared Mobility Facts“ Möglichkeiten auf, geteilte Mobilitätsdienste in den städtischen Verkehr zu integrieren. Dazu gehören Car-, Bike- und E-Scootersharing ebenso wie Ridepooling, also die Bündelung einzelner Fahrten in einem Fahrzeug.

Konstantin Krauß hat im Fraunhofer ISI die Aufbereitung aktueller Forschungsergebnisse für Kommunen koordiniert und betont die große Flexibilität dieser Mobilitätsformen: „Zum Beispiel kann eine Bikesharing-Flotte verhältnismäßig leicht verschoben werden, um nach Veranstaltungen oder auch in Pandemie-Zeiten den ÖPNV zu entlasten. Nachfrageseitig ermöglichen die Dienste den Nutzerinnen und Nutzern, dass sie durch eine App das für sie in diesem Moment passende Fahrzeug erhalten – vom E-Scooter für kurze Besuche bei Freundinnen und Freunden bis hin zum Kleintransporter für Umzüge.“

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Der Leitfaden, der im Rahmen der „Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe“ erstellt wurde und viele Erkenntnisse aus diesem Netzwerk zusammenfasst, geht sowohl auf die Herausforderungen für die Kommunen als auch auf Lösungsmöglichkeiten ein.

Attraktive Städte brauchen integrierte Mobilitätssysteme

Eine der größten Herausforderungen für Kommunen ist der Umwelt- und Klimaschutz: Um beispielsweise die Reduktionsziele für Treibhausgase zu erreichen und die Grenzwerte für Schadstoffe und Lärm einzuhalten, ist der Umgang mit dem motorisierten Individualverkehr entscheidend. Hier spielen auch die Faktoren Kapazität und Flächengestaltung hinein: Die Infrastrukturen sind oft für die Spitzenstunden des Berufsverkehrs ausgelegt und werden zu anderen Tageszeiten nicht voll ausgenutzt. Da zudem viele Parkplätze benötigt werden, gehen gestaltbare Flächen verloren, die aber für die Lebensqualität und die Attraktivität von Städten wichtig sind. Wenn beispielsweise durch umfassendes Carsharing die Zahl der privaten Pkw reduziert wird, werden Straßen und Parkplätze für andere Verkehrsmittel wie Fahrräder frei – oder sogar für eine andere Nutzung, zum Beispiel als Grünflächen.

Nicht erst seit der Pandemie ist der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in einer schwierigen Finanzlage, und der durch Covid-19 verursachte Rückgang der Nutzerinnen und Nutzer verstärkt diese Situation. Geteilte Dienste können den ÖPNV attraktiver machen, dies gilt vor allem im vorstädtischen oder ländlichen Raum sowie in Stadtbereichen abseits der ÖPNV-Hauptrouten: Insbesondere kleinere Fahrzeuge wie E-Scooter und Fahrräder können die ersten und letzten Kilometer überbrücken und so Zu- und Abgangszeiten deutlich reduzieren.

Werden solche geteilten Mobilitätsdienste in Kooperation mit dem ÖPNV entwickelt und angeboten, kann dies auch den häufig genannten Konflikt zwischen der Innovationsförderung und dem Schutz des klassischen ÖPNV lösen. Dr. Claus Doll, der am Fraunhofer ISI die Forschung zur Profilregion leitet, ergänzt: „Eine Verzahnung von ÖPNV und geteilten Mobilitätsdiensten kann auch zu finanzieller Entlastung der Kommunen führen, wenn beispielsweise on-demand-Ridepooling die meist unrentablen Randzeiten des ÖPNV ergänzt.“

Zielorientierte Planung und Regulierung im Vorfeld

Die Autorinnen und Autoren des Leitfadens betonen, dass für die Integration der geteilten Mobilitätsdienste eine zielorientierte Planung und Regulierung nötig ist, da die ziellose Zulassung geteilter Mobilität zur Steigerung der Personen- und Fahrzeugkilometer und damit der CO2-Emissionen führen kann. Damit es nicht dazu kommt, muss die Kommune bei der Umsetzung neuer Mobilitätskonzepte zunächst die eigene Zielsetzung genau festlegen: Wo und wann soll das Mobilitätssystem welche Leistungen erbringen, wen soll es erreichen, welche Emissionen sind erlaubt, welche Verkehrsmittel werden bevorzugt, welche Zugangszeiten sind akzeptabel?

Da die unterschiedlichen Verkehrsmittel unterschiedliche Wirkungen haben, ergibt sich je nach lokaler Zielsetzung eine andere Auswahl und Kombination der zugelassenen Dienste. Wichtig ist, bei den Konzepten die Schnittstellen mitzudenken und gemeinsam zu gestalten, etwa durch geschickte Digitalisierung auf einer gemeinsamen Plattform. Dies kann dazu beitragen, die zukünftige Mobilität an den Nutzerinnen und Nutzern auszurichten – was essenziell für das Gelingen der Mobilitätswende ist.

Quelle: UD/fo
 

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