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Wiederholt sich Geschichte? Aktuell verdichten sich die Anzeichen, dass wiederkehrt, was als überwunden galt: geschlossene, illiberale Gesellschaften, die sich vor allem über Ausgrenzung definieren. In diesem Kontext wurde in den letzten Jahren immer öfter die "offenen Gesellschaft" diskutiert. Doch was ist damit gemeint? Was kann sie leisten? Stefan Brunnhubers neues Buch geht diesen Fragen mit Leidenschaft nach.

29.05.2019

Stefan Brunnhuber; Die offene Gesellschaft

Nach dem zweiten Weltkrieg formulierte der österreichische Philosoph Karl Popper als Lehre aus all dem Leid der Demagogen sein Modell der "offenen Gesellschaft und ihrer Feinde". Was Popper darin verurteilte, waren geschlossene Ideologien – Gesinnungen also, die heute wiederkehren, ob in Trumps Amerika, Orbans Ungarn oder in der Türkei Erdogans. Handelt es sich dabei nur um ein vorübergehendes Phänomen oder erwächst hier Gefahr?

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Offene Gesellschaft?

Poppers Sozialphilosophie ist wenig rezipiert. Trotzdem stellt das Modell der Offenen Gesellschaft einen wichtigen und alternativen Lösungsvorschlag zu zahlreichen anderen Formen des Zusammenlebens dar. Aber was meint "Offene Gesellschaft"? 
Stefan Brunnhuber denkt Poppers Konzept für die Moderne weiter und plädiert für eine »Ordnung der Freiheit« als Voraussetzung dafür, auch morgen noch das Leben führen zu können, das eine große Mehrheit befürwortet.

Brunnhuber knüpft an seine Arbeiten aus dem Jahr 1999 an: Im Interview mit dem Deutschlandfunk sagt er, der größte Feind der offenen Gesellschaft sei die Bequemlichkeit der Einzelnen: Es brauche die Einsicht, dass niemand die letztgültigen Wahrheiten gepachtet hat. Mehr Demut und gleichzeitig den ständige Versuchen, die Folgen des eigenen Handelns zu hinterfragen, stünden jedem gut zu Gesicht. Josephine Schulz schreibt in Deutschlandfunk Kultur: "Ein Plädoyer zur richtigen Zeit und eine wichtige Erinnerung, dass die liberale Demokratie nicht das bequeme Ende der Geschichte ist, sondern über das individuelle Handeln eines jeden immer wieder mit Leben gefüllt werden muss." 

Doch wie lassen sich die Menschen dafür begeistern? Schulz weiter: "Brunnhuber sucht in seinem Buch nach dem Narrativ dieser offenen Gesellschaft, nach der gemeinsamen positiven Erzählungen. Das gelingt ihm nur bedingt. So wichtig ein Plädoyer für eine tolerante, kritikfreudige Gesellschaft gerade angesichts der gegenläufigen Tendenzen ist, bleibt seine Vision schwer greifbar. Das liegt wahrscheinlich in der Natur der Sache, steht die offene Gesellschaft doch gerade für das Gegenteil von klar definierten Ideologien und Heilsversprechen." 

Übrigens: In einer solchen Gesellschaft, die von der Fehlerakzeptanz und Vielfalt lebt, kann fast alles toleriert werden – nur nicht die Intoleranz.

Über den Autor: 

Stefan Brunnhuber ist Mediziner und Wirtschaftssoziologe, Psychiater und Ökonom. Die Interessen des Dahrendorf-Schülers und Mitglieds des Austrian Chapter des Club of Rome sind vielfältig und umfassen Überlegungen zu Ressourcenkriegen und Friedenssicherung, Postwachstum und ökologischer Nachhaltigkeit. Seit 2019 ist er auch Mitglied des Editorial Boards des international renommierten "Global Goals Yearbooks". Zuletzt erschien von ihm das Buch »Die Kunst der Transformation«. 

Stefan Brunnhuber
Die offene Gesellschaft
Ein Plädoyer für Freiheit und Ordnung im 21. Jahrhundert
176 Seiten, oekom verlag München, 2019
ISBN-13: 978-3-96238-105-9
Preis: € 20

Quelle: UD/pm
 

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