Verteilungsgerechtigkeit

Amis lieben Milliardäre, hassen aber das eine Prozent

Amerikaner bewundern zwar einzelne Milliardäre wie die Talk-Ikone Oprah Winfrey oder Bill Gates, aber sie halten eher wenig von dem einen Prozent der Allerreichsten als Gruppe. Das zeigt eine Studie der Ohio State University (OSU) und der Cornell University. Demnach finden es Menschen beim Gedanken an „die Reichen“ unfair, dass so Wenige so viel Reichtum kontrollieren und befürworten dann auch eher eine Reichensteuer.

17.11.2021

Amis lieben Milliardäre, hassen aber das eine Prozent

Nur verdiente Einzelne

„Wenn es diese Gruppe von Leuten an der Spitze gibt, denken wir, das ist unfair und wundern uns, welche Rolle Glück oder das Wirtschaftssystem dabei gespielt haben, dass die all das Geld gescheffelt haben“, sagt OSU-Marketingprofessor Jesse Walker. „Aber wenn wir uns eine Person an der Spitze ansehen, denken wir eher, dass diese Person talentiert und hart arbeitend ist und all das Geld, dass sie verdient hat, eher verdient.“ Diese zwiespältige Wahrnehmung Superreicher haben eine Reihe von Befragungen und Experimente belegt.

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So hat das Team in einem Versuch Probanden ein „Forbes“-Cover einer Ausgabe über die reichsten Menschen der Welt vorgelegt. Eine Version zeigte dabei sieben Milliardäre, die andere nur einen. Als die Teilnehmer dann ihre Meinung über die Person oder Personen niederschrieben sollten, waren die Kommentare über die sieben Superreichen viel wütender als jene über die einzelnen Milliardäre.

Auch hat das Team in einer Befragung manche Probanden darüber lesen lassen, dass CEOs der 350 größten US-Unternehmen 1995 das 48-Fache des durchschnittlichen Mitarbeiters verdient haben, mittlerweile aber das 372-Fache bekommen. Die anderen Probanden lasen davon, dass der Bezug von Avnet-CEO Robert Eisen in diesem Ausmaß gestiegen ist. Letztere bestätigten dann viel eher, dass ein Top-Manager ein Vielfaches normaler Mitarbeiter verdienen sollte als jene, die mit allgemein überhöhten Manager-Gagen konfrontiert waren.

„Die Reichen“ besteuern

„Wenn man an ‚die Reichen‘ oder ‚das eine Prozent‘ denkt, verfällt der Verstand viel leichter auf situative Zuschreibungen“, meint Cornell-Psychologieprofessor Thomas Gilovich. „Man denkt an das manipulierte System und die Privilegien, die sie haben.“ Eben das kann sich zunutze machen, wer der Bevölkerung Reichensteuern schmackhaft machen will. Beim „Forbes“-Experiment der Forscher beispielsweise hat sich auch gezeigt, dass jene, die das Gruppen-Cover gesehen hatten, viel eher eine Erbschaftssteuer als Mittel gegen wachsende Vermögensungleichheit befürworten.

Quelle: UD/pte
 

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