Verteilungsgerechtigkeit

Einkommensungleichheit in Österreich größer als bislang angenommen

Die einkommensstärksten zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung verdienen mehr als das Dreifache des österreichischen Durchschnitts und siebenmal mehr als die einkommensschwächste Bevölkerungshälfte. Der Großteil der ÖsterreicherInnen profitiert von bestehender Umverteilung.

01.12.2020

Einkommensungleichheit in Österreich größer als bislang angenommen

Mit einer neuen statistischen Methode konnten Ökonomen der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) und des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) die Verteilung von Einkommen in Österreich umfassender beschreiben, als das bislang möglich war. Emanuel List, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut Economics of Inequality der WU hat gemeinsam mit Stefan Jestl, Ökonom des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), Steuerdaten und Umfragedaten mittels statistischer Methoden verknüpft. Die Studie bezieht sich auf Einkommen in Österreich in den Jahren 2004 bis 2016.

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Die Kernergebnisse:

  • Für den Großteil der ÖsterreicherInnen stagnierte das reale Einkommen in den untersuchten zwölf Jahren.
  • Junge Menschen unter 30 Jahren mussten deutliche Einkommensverluste hinnehmen.
  • Die Finanzkrise hat die Ungleichheit von Einkommen zunächst verringert, seit 2012 stieg sie aber wieder leicht an.
  • Kapitaleinkommen, also Einkommen aus Zinsen und Dividenden, sind stark konzentriert. Bei den Top-10 machen sie über ein Drittel und bei den Top-1 sogar mehr als die Hälfte aus.

Die Studie zeigt auch, dass die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher von der Umverteilung durch soziale Sicherungssysteme – etwa im Bildungs- und Gesundheitssystem sowie im sozialen Wohnungsbau – profitiert. Darunter fallen Sachleistungen oder staatliche Dienstleistungen, die grundsätzlich allen BürgerInnen zur Verfügung stehen und die verfügbaren Einkommen steigen lassen.

Österreichische Langzeitdaten in der World Inequality Database

Die Daten sind ab sofort auch in der Datenbank World Inequality Database (WID) abrufbar, die unter anderen vom französischen Starökonomen Thomas Piketty ins Leben gerufen wurde. Die WID bildet globale Einkommens- und Vermögensungleichheit ab. Im Zuge der Kooperation werden die Ergebnisse mit bestehenden Daten kombiniert und Schätzungen für den Zeitraum von 1980 bis 2019 erstellt. Die WID beinhaltet Datenreihen zur Verteilung von Einkommen und Vermögen aus mehr als 200 Ländern. Der auf ihr basierende regelmäßige „Bericht zur weltweiten Ungleichheit" dient als Grundlage für politische Maßnahmen zur Bekämpfung wirtschaftlicher Ungleichheit.

Statistische Methode verbessert

Die neue statistische Methode DINA (Distributional National Accounts) verknüpft Daten aus Befragungen und dem Steuerregister mit Daten aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Dies ermöglicht es, das gesamte Nationaleinkommen auf Personen aufzuteilen, bestehende Lücken zu schließen und somit umfassendere und genauere Ergebnisse als herkömmliche Methoden zu produzieren. DINA macht Daten verschiedener Länder außerdem vergleichbar und erleichtert somit komparative, internationale Studien.

Quelle: UD/pm
 

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