Verteilungsgerechtigkeit

Empathisch sein heißt nicht unbedingt verstehen

Menschen, die sich gut in andere hineinfühlen können, müssen diese nicht unbedingt auch gut verstehen. Im Gegenteil: Überbordendes Einfühlen kann das Verstehen sogar beeinträchtigen. Das hat eine neue Studie von Psychologen der beiden Universitäten Würzburg und Leipzig gezeigt.

30.05.2016

Empathisch sein heißt nicht unbedingt verstehen zoom

"Eine erfolgreiche soziale Interaktion basiert auf unserer Fähigkeit, an den Gefühlen anderer teilzuhaben und deren Gedanken und Absichten zu verstehen", erklärt die Würzburger Psychologie-Juniorprofessorin Anne Böckler. Unklar sei bislang allerdings gewesen, ob und wie diese beiden Fähigkeiten miteinander zusammenhängen - ob also beispielsweise Menschen, die sich sehr gut in ihr Gegenüber einfühlen können, ebenfalls in der Lage sind, dessen Gedanken und Absichten gut zu verstehen.

Auch die Frage, ob die für diese Leistungen zuständigen neuronalen Netze sich gegenseitig beeinflussen, war bislang unklar. In einer Studie mit 200 Teilnehmern konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Menschen, die zu Mitgefühl neigen, nicht notwendigerweise diejenigen sind, die andere Menschen kognitiv gut verstehen. Soziale Kompetenz scheint also auf verschiedenen und eher unabhängigen Fertigkeiten zu beruhen. Auch was die Zusammenarbeit der verschiedenen Netzwerke im Gehirn betrifft, liefert die Studie Ergebnisse.

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Überbordendes Mitgefühl unzuträglich

Laut Böckler interagieren Netzwerke, die für Empathie und kognitive Perspektivenübernahme wichtig sind, miteinander. In sehr emotionalen Situationen - beispielsweise, wenn jemand vom Tod eines Freundes erzählt - kann die Aktivierung in der Insula, eines Teils des Empathie-relevanten Netzwerkes, bei manchen Menschen einen hemmenden Einfluss auf Gehirnareale haben, die für die Perspektivenübernahme relevant sind. Das führt in vielen Fällen letzten Endes dazu, dass überbordendes Mitgefühl soziales Verstehen sogar beeinträchtigen kann.

Die Probanden sahen Videosequenzen, in denen der Erzähler mal mehr oder weniger emotional war. Anschließend sollten sie angeben, wie sie sich selbst fühlten, wie sehr sie mit der Person in dem Film mitgefühlt hatten und Fragen zu den Filmen beantworten - was die Personen gedacht, gewusst oder gemeint haben könnten. Nachdem die Psychologen auf diesem Weg Menschen mit einem hohen Maß an Empathie identifiziert hatten, untersuchten sie deren Anteil unter den Versuchsteilnehmern, die bei dem Test zur kognitive Perspektivübernahme gut beziehungsweise schlecht abgeschnitten hatten - und umgekehrt.

Quelle: UD/pte
 
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