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Zehn humanitäre Krisen, die 2022 keine Schlagzeilen machten

In Angola herrscht die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Fast vier Millionen Menschen leiden Hunger und über 100.000 Kinder unter fünf Jahren sind unterernährt. Trotz dieser erschreckenden Zahlen erschienen im vergangenen Jahr gerade einmal 1.847 Online-Artikel zu der humanitären Krise in Angola. Im heute veröffentlichten Bericht „Breaking the Silence“ der internationalen Hilfsorganisation CARE führt Angola daher die Rangliste der zehn Krisen an, die 2022 die geringste mediale Aufmerksamkeit erhielten.

19.01.2023

Zehn humanitäre Krisen, die 2022 keine Schlagzeilen machten

„Die Vereinten Nationen warnten kürzlich vor einer historischen Hungerkrise in Afrika. Das Ausmaß davon erleben wir täglich bei unserer Arbeit. Eltern lassen Mahlzeiten aus, damit ihre Kinder nicht hungern. Felder trocknen aus, Vieh stirbt. Familien flüchten, weil sie keine Nahrung und kein Wasser finden. Angesichts dieser dramatischen Lage ist es umso besorgniserregender, dass über die Not der Menschen kaum berichtet wird. Wenn wir weiterhin wegsehen, hat das katastrophale Konsequenzen“, warnt Claudine Awute, Vize-Präsidentin für Internationale Programme bei CARE.

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Alle zehn Krisen, über die weltweit am wenigsten berichtet wird, befinden sich auf dem afrikanischen Kontinent. So folgt nach Angola auf dem zweiten Platz der Liste der vergessenen Krisen Malawi. Das südostafrikanische Land leidet aufgrund von Wetterextremen, wie Dürren oder Wirbelstürmen, an Nahrungsmittelknappheit. An dritter Stelle steht die Zentralafrikanische Republik. Naturkatastrophen und gewaltsame Konflikte führen dort dazu, dass über drei Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen.

„Im vergangenen Jahr hat sich die alte Regel erneut bewahrheitet: Je weniger räumliche Distanz zwischen uns und einer Krise ist und je besser wir uns mit den betroffenen Menschen identifizieren können, desto mehr Aufmerksamkeit widmen wir den Ereignissen. 2021 belegte die humanitäre Situation in der Ukraine noch Platz zwei der Krisen, die am wenigsten Aufmerksamkeit erhielten. Als sich der Krieg im Februar dann auf das gesamte Land ausweitete und damit näher an uns heranrückte, änderte sich die Situation sehr schnell – mit 2,2 Millionen Online-Artikeln ist die Ukraine 2022 die Krise, über die mit Abstand am meisten berichtet wurde“, erklärt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland.

Um mehr Aufmerksamkeit für vergessene Krisen zu schaffen, sind Medien, Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) gleichermaßen gefragt. Humanitäre Berichterstattung profitiert vom Austausch mit lokalen Fachleuten und davon, Betroffene selbst zu Wort kommen zu lassen. Dabei können NGOs unterstützen. Auch auf Seiten der internationalen Geber ist es wichtig, den Menschen in den Krisenregionen zuzuhören, damit sie die Hilfe erhalten, die sie benötigen.

Die zehn humanitären Krisen, die 2022 keine Schlagzeilen machten:

  1. Angola – 3,8 Millionen Menschen leiden Hunger
  2. Malawi – 37 Prozent der Kinder sind mangelernährt
  3. Zentralafrikanische Republik – 3,1 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
  4. Sambia – 50 Prozent der Menschen leben von weniger als 1,90 Euro pro Tag
  5. Tschad – Zweithöchste Müttersterblichkeitsrate der Welt
  6. Burundi – 50 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind chronisch unterernährt
  7. Simbabwe – 7 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
  8. Mali – Achthöchste Kindersterblichkeitsrate der Welt
  9. Kamerun – 3,9 Millionen Menschen in Not
  10. Niger – 4,4 Millionen Menschen sind akut von Ernährungsunsicherheit betroffen

Methodik: Der internationale Medienbeobachtungsdienst Meltwater hat für CARE mehr als 5,8 Millionen Online-Artikel in den Sprachen Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch im Zeitraum von 1. Januar bis 10. Oktober 2022 untersucht. Aus einer Liste von 47 humanitären Krisen, die mindestens eine Million Menschen betreffen, wurden jene zehn Krisen mit der geringsten medialen Präsenz ermittelt. Der Bericht erscheint dieses Jahr zum siebten Mal.

Lesen Sie den vollständigen Bericht hier.

Quelle: UD/pm
 

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