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Frauen: Die Klimalösung, die weiterhin unterschätzt wird

Die Klimakrise befindet sich in vollem Gange: 2020 stellte sich nicht nur als Rekordjahr für Waldbrände heraus, sondern auch als eines der wärmsten Jahre seit deutscher Temperaturaufzeichnung. Weiterhin investieren wir zwar Milliarden in grüne Technologie, die Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Frauen bleibt jedoch nach wie vor eine unterschätzte und damit unterfinanzierte Klimalösung.

08.03.2021

Frauen: Die Klimalösung, die weiterhin unterschätzt wird zoom

Von Joky François, Sprecherin für Gender und Gleichberechtigung bei der Rainforest Alliance

Frauen machen fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte in Entwicklungsländern aus - doch in vielen Ländern haben sie noch immer keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Krediten, Bildung und Entscheidungsmöglichkeiten sowie zu eigenem Landbesitz. Zudem tragen sie – zusätzlich zur ihrer Farmarbeit – meist die Hauptlast der Kindererziehung und der Hausarbeit. Der eingeschränkte Zugang zu landwirtschaftlichen Ressourcen und Bildungsmöglichkeiten führt jedoch dazu, dass Farmerinnen auf der gleichen Menge Land weniger produzieren können als ihre männlichen Kollegen, und zudem weniger gut in der Lage sind, auf extreme Wettersituationen zu reagieren. Ein Defizit, das wir uns angesichts des rapiden Voranschreitens des Klimawandels nicht leisten können. Denn bewiesen ist: Sachkundige Frauen nutzen ihr Land nicht nur effizienter und verwalten es besser, sie erzielen auch höhere Löhne. Zudem haben sie bessere Kontrolle über ihre reproduktive Gesundheit und Familienplanung und bekommen so weniger und gesündere Kinder. Faktoren, die die Reduzierung von Treibhausgasemissionen sowie das wirtschaftliche Wachstum maßgeblich beeinflussen.

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Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen könnten Landwirtinnen ihre Ernteerträge um 20 bis 30 Prozent steigern, wenn sie den gleichen Zugang zu denselben Ressourcen (wie Schulungen, Finanzierung und Eigentumsrechte) hätten wie ihre männlichen Kollegen. Die Welternährungsorganisation kommt im gleichen Bericht zu dem Schluss, dass dieser Produktionsanstieg weltweit die Anzahl der hungernden Menschen um 12 – 17 Prozent verringern könnte. Das sind ganze 100 – 150 Millionen Menschen. Das Schließen der „Gender Gap“ in der landwirtschaftlichen Betriebsführung würde die Lebenssituation von Frauen und Kindern verbessern und gleichzeitig den Klimawandel bekämpfen, eine Win-Win Situation.

Pilotprojekte der Rainforest Alliance in Zusammenarbeit mit Lidl und der Hilfsorganisation CARE können erste Erfolge durch Bildungsmöglichkeiten für Farmerinnen bestätigen: Die Zwischenbilanz einer entsprechenden Initiative für Farmerinnen in einem Kaffeeanbaugebiet in Guatemala zeigte, dass Farmerinnen, die zuvor in nachhaltigeren Anbau- und Verarbeitungsmethoden geschult wurden, eine deutlich überdurchschnittliche Produktionsrate aufwiesen. Obwohl die Frauen in der Initiative lediglich 26 Prozent der Erzeuger:innen ausmachten, erzielten sie im analysierten Zeitraum insgesamt ganze 40 Prozent der Gesamternte.

In der Vergangenheit konnten wir zahlreiche Frauen begleiten, deren Erfolgsgeschichten zeigen, dass Farmerinnen in Entwicklungsländern in der Tat das Potenzial besitzen, uns zu helfen, den Planeten zu retten. Wenn man sie nur lässt. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist eines der Kernanliegen unseres Zertifizierungsprogramms. Es muss aber noch viel mehr getan werden – von uns – wie von allen anderen Beteiligten. Die Rainforest Alliance arbeitet daher eng mit Gemeindevorständen, lokalen Regierungen und Organisationen zusammen, um Farmerinnen Zugang zu Weiterbildung und Finanzdienstleistungen zu ermöglichen. Eine gerechte Zukunft für Frauen bedeutet eine lebenswerte Zukunft für uns alle.

Joky François, Sprecherin für Gender und Gleichberechtigung bei der Rainforest Alliance

Über die Autorin

Joky François' Expertise liegt in der sozialen Forstwirtschaft und der nachhaltigen Landnutzung mit Fokus auf der Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung von Frauen. Sie arbeitet seit mehr als 15 Jahren an Projekten zum Management natürlicher Ressourcen und zur nachhaltigen Landnutzung in Asien und Lateinamerika. Ihre Schwerpunkte sind Gender-Integration, weibliches Empowerment, partizipatives Lernen und Evaluation.

Über die Rainforest Alliance

Die Rainforest Alliance ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die in mehr als 70 Ländern an der Schnittstelle von Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft arbeitet. Die Organisation setzt sich auf sozialer und marktwirtschaftlicher Ebene für eine nachhaltigere Welt ein, um die Natur zu schützen und das Leben von land- und forstwirtschaftlichen ErzeugerInnen zu verbessern. Auf Basis ihres Zertifizierungsprogramms, ihrer Lösungen für Produktions- sowie Lieferketten, durch Interessenvertretung und Engagement in der Landwirtschaft verändert die Rainforest Alliance die Art und Weise, wie vor allem Kakao, Kaffee, Tee, Bananen, Forstprodukte und Palmöl weltweit produziert, bezogen und konsumiert werden. Im Jahr 2019 waren mehr als fünf Millionen Hektar Land und mehr als zwei Millionen Landwirte durch die Rainforest Alliance oder UTZ zertifiziert. Mehr über die Rainforest Alliance können Sie hier lesen.

Quelle: UD
 

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