Politik

CCAMLR verpasst Chance, Meere der Antarktis zu schützen

Ende Oktober hat die Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) ihre 39. Jahrestagung abgeschlossen, die virtuell mit einer eingeschränkten Tagesordnung stattfand. Das Treffen endete ohne Ausweisung kritischer Meeresschutzgebiete.

05.11.2020

CCAMLR verpasst Chance, Meere der Antarktis zu schützen

Das Mandat der CCAMLR umfasst den Schutz der antarktischen Tierwelt und die Ausweisung großer Meeresschutzgebiete, die es dem Ozean ermöglichen, Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel aufzubauen, doch in diesem Jahr beschränkte die Tagung die Diskussionen über diese Themen und konzentrierte sich auf die Erneuerung der Fanggenehmigungen, was die internationale Glaubwürdigkeit der CCAMLR in Frage stellt. Unter anderem weigerten sich mehrere Mitglieder, dem Schutz der Gewässer zuzustimmen, die durch den Rückzug des Pine-Island-Gletschers freigelegt wurden. Der Pine-Island-Gletscher verliert aufgrund des Klimawandels rasch an Masse und trägt messbar zum Anstieg des Meeresspiegels bei.

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Zudem legte die neuseeländische Regierung Beweise dafür vor, dass das unter russischer Flagge fahrende Schiff F/V Palmerim Rossmeer illegale Fischerei betrieben hat. Die Mitglieder der CCAMLR konnten sich jedoch nicht darauf einigen, die F/V Palmerauf ihre Liste der Schiffe aufzunehmen, die illegale, unregulierte und nicht gemeldete Fischerei (IUU) betreiben. Bedauerlicherweise darf das Schiff seine Fangtätigkeiten in dieser Saison weiter fortsetzen –und zwar ohne jegliche Konsequenz. Die CCAMLR hat bei der Bekämpfung der IUU-Fischerei ursprünglich eine führende Rolle eingenommen. Umso größer ist die Enttäuschung der ASOC darüber, dass sich die Mitglieder nicht entschiedener gegen die Erteilung einer Fanggenehmigung für dieses Schiff ausgesprochen haben.

„Wir sind zwar froh, dass das Treffen virtuell stattfinden konnte, doch die verkürzte Tagesordnung ist zweifellos besorgniserregend, den damit verstreicht ein weiteres Jahr, in dem es die CCAMLR weder geschafft hat, sich mit den Auswirkungen des Klimawandels zu befassen, noch ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten in ihren Gewässern einzurichten. Noch schlimmer ist, dass die CCAMLR bei der Bekämpfung der IUU-Fischerei Rückschritte macht, indem sie den Palmer weiterhin fischen lässt“, sagte Claire Christian,Exekutivdirektorin der Antarktis-und Südpolarmeer-Koalition.

In der Antarktis und im Südpolarmeer befinden sich rund 90 Prozent des weltweiten Eises und etwa 70 Prozent des Süßwassers der Erde. Der Zirkumpolarströmungen sorgt weltweit für den Erhalt der biologischen Vielfalt der Meere, einschließlich des Antarktischen Krills, der von der Meeresoberfläche in tiefere Schichten wandert und dabei Kohlenstoff aus unserer Atmosphäre abtransportiert und bindet-und zwar in einer Menge, die den jährlichen Emissionen von etwa 35 Millionen Autos enspricht.

Die Erwärmung der Arktis bedroht nicht nur die Tierwelt, sondern auch uns selbst.
Die Erwärmung der Arktis bedroht nicht nur die Tierwelt, sondern auch uns selbst.

Beziehung zur Natur neu überdenken

Die Erwärmung der Antarktis schreitet schneller denn je voran –ein eindrucksvolles Beispiel für das Ausmaß der Bedrohung unseres Planeten, die nicht nur die Tierwelt, sondern auch uns selbst in Gefahr bringt. Auch COVID-19 hat verdeutlicht, dass wir unsere Beziehung zur Natur neu überdenken müssen. Dabei ist die Bedeutung des Südpolarmeers für die Bewahrung unseres Planeten und seines Klimas erwiesen.

„Insgesamt ist das Versagen der globalen Führung beim Schutz dieses kritischen Ökosystems zutiefst besorgniserregend. Am 200. Jahrestag der Entdeckung der Antarktis und am Vorabend des 60. Jahrestages des Inkrafttretens des Antarktisvertrags -einer auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges getroffenen Vereinbarung zum Schutz eines ganzen Kontinents -hätte die Einrichtung neuer Meeresschutzgebiete im Südpolarmeer eine leichte Entscheidung sein sollen“, sagt Andrea Kavanagh, Direktorin der Arbeit für die Antarktis und den Südlichen Ozean bei The Pew Charitable Trusts.

„Wir alle müssen in diesen schwierigen Zeiten an einem Strang ziehen. Der Klimawandel und die Krise der biologischen Vielfalt werden nicht von alleine wieder verschwinden. Und wir haben nicht nur die Lösungen, sondern auch die Absichtserklärungen zum Schutz des Südpolarmeers und seiner einzigartigen Tierwelt. Jetzt ist es an der Zeit, der Welt neuen Anlass zur Hoffnung zu geben. Mit Blick auf 2021 fordern wir alle Regierungen auf, Geschlossenheit und Führungsstärke zum Wohle von Mensch und Natur zu demonstrieren“, so Chris Johnson Global Lead, Whale and Dolphin Conservation beim WWF.

„Wie oft werden diese Regierungen noch die Schlummertaste drücken und die Entscheidung zum Schutz des antarktischen Ozeans aufschieben? Das konsequente Versäumnis, die Verantwortung für diese zerbrechliche Wildnis zu übernehmen, während sie gleichzeitig weiterhin zulassen, dass kommerzielle Interessen sie weiter ausbeuten, gefährdet das Schicksal der Menschheit. Unser Planet kreist um den Abfluss, die Länder müssen dringend handeln, wenn sie es mit der Bewältigung der Klima-und Naturkatastrophen ernst meinen. Trotz der besten Bemühungen vieler nationaler Delegierter, für den Schutz der Antarktis zu kämpfen, ist klar, dass wir im nächsten Jahr hochrangige Politiker und Staatsoberhäupter brauchen, um den Schutz der Meere zu einer Priorität zu machen. Wir können es uns einfach nicht leisten, im Jahr 2021 den gleichen Mangel an Fortschritt zu sehen“, sagt Will McCallum, Leiter der Abteilung Ozeane bei Greenpeace UK.

Meilenstein für die Erhaltung kann im nächsten Jahr erreicht werden

Ein positives Ergebnis des Treffens war die starke Unterstützung vieler Länder für die künftige Ausweisung von Meeresschutzgebieten (Marine Protected Areas, MPAs). Australien und Uruguay unterstützten die Einrichtung MPA Weddellmeer, während Norwegen und Uruguay sich den Ländern anschlossen, die die Ausweisung des MPAs in der Ostantarktis vorschlugen. Die meisten Länder, darunter Korea und Brasilien, erklärten sich bereit, sich einer Erklärung anzuschließen, die die von der EU vorgeschlagene Bedeutung der Ausweisung von MPAs noch einmal bekräftigt.

„Wir sind den Ländern, die die MPAs befürworten und die die Bemühungen um die Einrichtung eines Netzwerks von Meeresschutzgebieten im Südpolarmeer vorangetrieben haben,dankbar und rufen ihre hochrangige Diplomatie auf, die Ausweisungen im Jahr 2021 zu sichern. Wir sind nach wie vor zuversichtlich, dass die CCAMLR diesen wichtigen Meilenstein für die Erhaltung im nächsten Jahr erreichen kann und freuen uns darauf, ein neues antarktisches Jubiläum hinzuzufügen, das es wert ist, in den kommenden Jahren gefeiert zu werden“, erklärte Andrea Kavanagh, Leiterin der Abteilung Antarktis und Südpolarmeer der Pew Charitable Trusts.

Quelle: UD/pm
 

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