Nachhaltigkeitstrends in der Eventbranche: Was Unternehmen bereits jetzt verändern
Klimabilanzen und CO₂-Ziele dringen inzwischen tief in Konferenzen und Messen vor – und verändern sie schneller, als viele dachten. „Mich hat die Geschwindigkeit überrascht, mit der Hybrid vom pandemiebedingten Notnagel zum strategischen Nachhaltigkeitstool geworden ist“, sagt Interviewpartnerin Larissa Steinbäcker. Im Interview erzählt die Eventmanagerin, wo Unternehmen tatsächlich handeln, wo es noch klemmt und wie Daten Transparenz in Verpflichtung verwandeln.
04.09.2025
Gibt es einen Nachhaltigkeitstrend, der Sie persönlich überrascht hat, weil er so schnell an Bedeutung gewonnen hat – oder weil er das Geschäft tiefgreifend verändert hat?
Steinbäcker: Mich hat die Geschwindigkeit überrascht, mit der „Hybrid“ vom pandemiebedingten Notnagel zum strategischen Nachhaltigkeitstool geworden ist. Unternehmen sehen inzwischen, dass hybride und virtuelle Formate nicht nur CO₂ sparen, sondern auch Reichweite und Inklusivität erhöhen – und das ist ein echter „Gamechanger“ für unser Geschäft.
Wie hat sich der Wandel zu strukturellen Nachhaltigkeit im Eventbereich konkret bei Ihren Kunden bemerkbar gemacht?
Steinbäcker: Früher ging es oft um punktuelle Maßnahmen – heute reden wir über ganzheitliche Eventstrategien. Kunden wollen ihre Eventportfolios so aufstellen, dass Ressourcen systematisch gespart werden: Weniger Reisen, modularere Event-Designs, Wiederverwendung von Setups. Dieser Shift ist spürbar – Nachhaltigkeit ist jetzt Chefsache, nicht nur ein Add-on. Gleichzeitig erleben wir aber oft einen Disconnect zwischen Chefetage und den operativen Meetingplanern: Budgets, Nachhaltigkeitsziele und die tatsächliche Umsetzung sind nicht immer bis ins Detail durchdacht oder miteinander aligned. Da geht noch viel Potenzial verloren.
Gibt es Anforderungen, die inzwischen zum Standard gehören – etwa bei Ausschreibungen oder Briefings – und die vor drei Jahren noch kaum jemand gestellt hätte?
Steinbäcker: Jein. Nachhaltigkeitslabels und das Tracking der eigenen Sustainability-Performance werden sehr häufig angefragt. Allerdings gehören konkrete Nachhaltigkeitsreportings für die angefragte Veranstaltung selbst noch immer nicht zum Standard. Wenn sie vorkommen, dann oft mit klaren KPIs, die wir schon in der Planungsphase einhalten müssen. Dabei sehen wir deutliche Unterschiede: Je nach Branche und Standort der Kunden sind die Anforderungen unterschiedlich hoch – gerade Unternehmen aus den Nordics sind in diesem Bereich oft deutlich fordernder und konsequenter.
Welche Maßnahmen setzen Unternehmen derzeit tatsächlich um?
Steinbäcker: Hier ein paar Beispiele aus der Praxis:
- Agenda-Verschlankung – Face-to-Face-Zeit nur für Networking und emotionale Highlights, alles andere digital vor- oder nachgelagert.
- Materialreduktion – weniger Einmalprodukte, mehr Wiederverwendung.
- Technologieeinsatz – digitale Zwillinge und KI für ressourcenschonende Planung.
- Reiseoptimierung – Standorte so wählen, dass Bahn- statt Flugreisen möglich sind.
Nachhaltigkeit bedeutet ja längst nicht mehr nur: „Bitte kein Plastikgeschirr“. Es geht oft um Kontrolle, Reporting und erneute Kontrolle. Wie sehr verändert dieser eher technische Blick mittlerweile Ihren Alltag – und den Ihrer Kunden?
Steinbäcker: Wir reden heute von einem datengetriebenen Nachhaltigkeitsmanagement. KI-gestützte Dashboards können quasi live den CO₂-Fußabdruck zeigen, sowie den Materialverbrauch oder die Energieeinsparung. Diese Transparenz verändert alles: Entscheidungen werden faktenbasiert getroffen, Nachhaltigkeit wird messbar – und damit verbindlich. Für uns bedeutet das mehr Analysearbeit, aber auch bessere Argumente, um mutige Entscheidungen zu treffen. Letztendlich gilt, egal wie nachhaltig oder eben auch nicht eine Veranstaltung ist, es ist wahnsinnig wichtig ein ordentliches Reporting durchzuführen, denn nur so können wir uns beim nächsten mal verbessern.